"Zuversicht bezüglich Griechenland", titelt De Standaard. "Eine Einigung ist in Griffnähe", meint La Libre Belgique. "Erst Panik, dann Hoffnung", fasst es De Morgen auf Seite eins zusammen.
Was bis vor Kurzem noch unmöglich schien, könnte doch noch klappen: Griechenland und seine europäischen Geldgeber wollen sich bis zum Ende der Woche auf ein Abkommen verständigen, das die Pleite des Landes kurz vor knapp verhindert. Sogar der sonst so negative niederländische Finanzminister und Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem klang gestern zum ersten Mal seit Langem wieder positiv, bemerkt De Standaard. EU-Kommissionsvorsitzender Jean-Claude Juncker ist sogar überzeugt davon, dass ein Deal mit der Regierung von Alexis Tsipras in den nächsten Tagen zustande kommen wird.
Staatsbankrott vorerst abgewendet, aber was dann?
Noch mal Glück gehabt, meint De Standaard: Der Euro wird auch diese Krise überstehen. Mit den paar Milliarden, die Griechenland jetzt voraussichtlich an den Internationalen Währungsfond zurückzahlen wird, hatte das Ringen der letzten Wochen zwischen Athen und den Gläubigern aber nur am Rande etwas zu tun. Die Geldgeber haben auf die Reformliste der Hellenen gewartet. Auf das Signal, dass die griechische Regierung zu Zugeständnissen bereit ist. Erst seit Tsipras' jüngste Vorschläge in Brüssel eingetrudelt sind, gibt es überhaupt eine Verhandlungsgrundlage.
De Morgen stimmt deutlich pessimistischere Töne an: Jubel über die kurz bevorstehende Einigung wäre fehl am Platz. Denn die grundlegenden Probleme bleiben. Die Krise ist damit nur verschoben, nicht aufgehoben, so das Blatt. Denn über Griechenland schwebt noch immer eine Staatsschuld, die unvorstellbaren 180 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Zudem haben fünf Jahre Sparpolitik ein Viertel der Wirtschaftskraft des Landes zerstört. Massive Arbeitslosigkeit sowie Armut sind die Folge. An der Perspektivlosigkeit Griechenlands werden auch die restlichen sieben Milliarden aus dem EU-Hilfsprogramm nur wenig ändern, befürchtet De Morgen.
Bittere Einsichten für Tsipras
Het Nieuwsblad bemerkt: Für einen linken Politiker wie Tsipras muss es eine bittere Einsicht sein, dass auch ihm am Ende nichts anderes übrig bleiben wird, als zu den altbekannten Rezepten wie Kürzungen und Steuererhöhungen zu greifen - genau wie seine konservativen Vorgänger. Es gibt eben nicht zig Möglichkeiten, einen Staatshaushalt zu sanieren.
Bei aller Tragik um Griechenland ist gestern ein wichtiges Reformvorhaben von Jean-Claude Juncker etwas untergegangen, bedauert L'Echo. Der Luxemburger will mit einem Zehn-Jahres-Plan die Eurozone stärken, damit die Euroländer in Zukunft neuen Finanzschocks besser widerstehen können.
Rekordstrafen wegen Preisabsprachen
"Millionenstrafe für Supermarktketten", titelt Het Belang van Limburg. "Preisabsprachen im Großhandel", schreibt Le Soir auf Seite eins. Elf Hersteller von Drogerie-Produkten sowie sieben Supermarktketten sind mit einer Rekordstrafe von 174 Millionen Euro belegt worden, darunter Carrefour, Colruyt, Delhaize, L'Oréal, Unilever, Henkel und Beiersdorf. Alleine Delhaize muss 25 Millionen Euro Strafe zahlen, was dem kompletten Gewinn der Supermarktkette im ersten Quartal 2015 entspricht, rechnet L'Echo vor. Die belgische Wettbewerbsbehörde sah es als erwiesen an, dass die Branche die Preise in den Jahren 2002 bis 2007 abgesprochen und künstlich in die Höhe getrieben hatte.
Het Nieuwsblad bringt es auf den Punkt: Wir Verbraucher haben also fünf Jahre lang zu viel für Seife, Shampoo und Deo bezahlt. Die gigantischen Strafen sind eine gute Neuigkeit für die Staatskasse, wir Kunden schauen aber leider in die Röhre.
Nach Brandtragödien: Sollten Rauchmelder kontrolliert werden?
La Dernière Heure kommt auf die beiden Brandkatastrophen im Raum Charleroi zurück. Innerhalb von nur drei Tagen sind dabei elf Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Kinder. L'Avenir meldet: Obwohl sie seit Jahren Pflicht sind, gab es in beiden Häusern keine Rauchmelder. Die Feuerwehr von Charleroi ist sich aber sicher: Hätte es welche gegeben, hätten Menschenleben gerettet werden können. Deswegen fragt die Zeitung auf ihrer Titelseite. Brauchen wir jetzt Kontrollen und Geldbußen, damit in jedem Haus auch tatsächlich Feuermelder installiert werden?
Schüler trotz Prüfungsende "sinnvoll" beschäftigen?
La Libre Belgique befasst sich mit dem Ende der Prüfungen in den Sekundarschulen des Landes. Während die Lehrer die Examen korrigieren, haben die Schüler vielerorts schon frei - und das teilweise mehr als zehn Tage vor dem offiziellen Ende des Schuljahres am 30. Juni. Statt die Schüler einfach nach Hause zu schicken, sollten die Schulen über Alternativangebote nachdenken, fordert die Zeitung. Sie denkt dabei an "intellektuelle Aktivitäten, Kulturveranstaltungen, Vorbereitungen auf die theoretische Fahrprüfung oder dass die Schüler sich neuen Sportarten widmen".
Alain Kniebs - Bild: Thierry Charlier/AFP