"Zwei Tage, um Griechenland zu retten", titelt Le Soir. "Athen bereitet sich auf das Schlimmste vor", schreibt L'Echo. "Griechen räumen ihren Konten leer: Sie heben drei Milliarden in nur vier Tagen ab", berichtet Het Laatste Nieuws.
Vor dem Sondergipfel am Montag wird in der Eurozone mit Hochdruck nach einer Lösung gesucht, um die drohende Staatspleite Griechenlands noch abzuwenden. Die griechische Bevölkerung hat unterdessen das Vertrauen verloren und bringt aus Angst vor einem Bankrott der Banken ihre Guthaben in Sicherheit. Wie viele Milliarden inzwischen ins Ausland gebracht wurden oder unter griechischen Kopfkissen schlummern, ist unklar. Fakt ist aber, dass die Finanzhäuser in Griechenland nur dank der Europäischen Zentralbank noch über Wasser gehalten werden, notiert L'Echo.
Moment der Wahrheit
Für Alexis Tsipras und seine Regierung rückt der Moment der Wahrheit immer näher, meint Le Soir. Doch statt das Erreichte in den Vordergrund zu stellen - Tsipras ist immerhin der erste griechische Regierungschef, der es geschafft hat, eine Lockerung des Sparkurses mit der EU auszuhandeln - bleibt der Premierminister an der Heimatfront im Wahlkampfmodus und stellt sein Land als Opfer einer kriminellen Bande von Unterdrückern aus Brüssel dar. Weil er die Menschen in Griechenland nicht ehrlich genug über die Lage aufgeklärt hat, hat sich Tsipras das Leben unnötig schwer gemacht. Ein Kompromiss beim Sondergipfel am Montag wird dadurch umso schwerer, befürchtet Le Soir.
Nach Ansicht von L'Echo darf die Eurozone Griechenland nicht fallen lassen. Der größte Fehler besteht darin, dass im Euroraum nicht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik betrieben wird. Ein Rauswurf Athens würde daran aber nichts ändern. Deshalb sollte sich Europa auf seine Grundwerte berufen und sich in den nächsten Tagen solidarisch zeigen, fordert das Blatt.
Flämische Streithähne
"Jetzt streitet sogar der Ministerpräsident mit", titelt Het Nieuwsblad. Miese Stimmung zwischen den Mehrheitsparteien in Flandern: Seit Tagen bewerfen sich vor allem N-VA und CD&V gegenseitig mit Dreck. Zuerst wurde der christdemokratischen Ministerin Joke Schauvliege vorgeworfen, eine Marionette des Bauernbundes zu sein. Daraufhin folgte in einer Zeitung ein anonymer Angriff auf die Politik der N-VA-Ministerin Liesbeth Homans.
De Morgen bemerkt: Ministerpräsident Geert Bourgeois wirkt überfordert und hilflos. Wie ein Lehrer, der vor turbulenten Schülern um Ruhe bittet, nur wenige Augenblicke später fliegen die Federmappen aber wieder durch die Klasse. Und das Schlimmste, meint Het Nieuwsblad: Während es bei den Streitigkeiten auf föderaler Ebene wenigstens um Inhalte wie den Tax-Shift geht, entbehrt das Gezanke in Flandern jeglicher Grundlage. Die Regierungsparteien sollten schnellstmöglich eine Beruhigungstablette schlucken, rät die Zeitung.
Für Het Belang Van Limburg stehen sich die Mitte-Rechts-Parteien N-VA, CD&V und OpenVLD so nah, dass sie um dieselben Wähler buhlen und sich dabei gegenseitig auf die Füße treten. De Standaard warnt die Streithähne: Wenn das noch lange andauert, dann wird niemand gestärkt aus der Sache hervorgehen, schon gar nicht die größte Partei, die N-VA.
Steuerbetrug und Tax-Shift
De Standaard bringt ebenfalls ein Interview mit Belgiens oberstem Bekämpfer von Steuerbetrug, dem Brüsseler Untersuchungsrichter Michel Claise. "Die Föderalregierung interessiert sich nicht für die Bekämpfung von finanziellen Straftaten", erklärt der 59-Jährige. "Meine Kollegen und ich könnten jedes Jahr Milliardenbeträge in die Staatskasse spülen, wenn die Justiz die nötigen Mittel erhalten würde", so der frustrierte Untersuchungsrichter.
Laut De Morgen könnten Mieteinnahmen in Belgien künftig möglicherweise doch besteuert werden. Auf dem Tisch der Regierung liegen offenbar die Pläne einer weitreichenden Steuerreform. Ähnlich wie in Skandinavien wäre die Einkommensteuer weiter progressiv, Einkünfte aus Kapital und Immobilienbesitz würde dagegen zu einem festen Satz besteuert. Einige Experten sprechen von einem gerechteren System, das allerdings noch für Diskussionsstoff innerhalb der Regierung sorgen dürfte.
60 Millionen Menschen auf der Flucht
L'Avenir und La Libre Belgique befassen sich am heutigen Weltflüchtlingstag mit den Tragödien im Mittelmeer. Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht. Die Vereinten Nationen sprechen von knapp 60 Millionen weltweit. Während wir unseren Urlaub am Mittelmeer verbringen, sterben Tausende Menschen im gleichen Meer. Italien und Griechenland werden mit dem täglichen Zustrom von Flüchtlingen bald überfordert sein. Die internationale Gemeinschaft schaut verdutzt zu, weiß nicht, was sie tun soll und schürt sogar Ängste vor den Flüchtenden, meint L'Avenir. Wir sollten endlich unsere Arme und unsere Herzen öffnen, fordert La Libre Belgique.
Zwei Riesen ziehen Antwerpen in ihren Bann. 120.000 Menschen haben sich das Spektakel der 10 Meter hohen Oma und ihres schwarzen Enkels, die durch die Innenstadt ziehen, bereits angesehen, schreibt Gazet Van Antwerpen.
Bild: Emmanuel Dunand/AFP