"Top oder Flop" titelt De Morgen. "Nur noch die Staats- und Regierungschefs können Grexit abwenden", schreibt De Standaard. "Griechenland am Rande der Staatspleite", meint Le Soir.
Auch das Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstagabend in Luxemburg ist ergebnislos zu Ende gegangen. Eine Einigung zwischen der griechischen Regierung und den europäischen Geldgebern ist weiter nicht in Sicht. Jetzt sollen es die Staats- und Regierungschefs der Euroländer am Montag auf einem Sondergipfel in Brüssel richten. Athen bekommt also noch drei Tage, um sich mit seinen Europartnern zu einigen, bemerkt De Morgen. Die Vorsitzende des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, ruft die griechischen Politiker auf, "sich endlich wie Erwachsene zu benehmen".
Unterdessen wächst in Griechenland die Angst vor dem Staatsbankrott. Tausende Menschen räumen ihre Bankkonten leer. Inzwischen machen sogar Gerüchte die Runde, am Montag könnten die Banken geschlossen bleiben, berichtet Le Soir.
"Immer mehr Europäer nehmen Grexit in Kauf"
Het Nieuwsblad meint: Obwohl die Folgen für ganz Europa unabsehbar sind, scheinen immer mehr Menschen einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone in Kauf zu nehmen. Der Euro würde zwar nicht verschwinden, aber an Glaubwürdigkeit verlieren. Und die bereits gezahlten Hilfsmilliarden können wir wohl vergessen, gibt das Blatt zu bedenken.
De Morgen meint: Natürlich sind in erster Linie Griechenlands Politiker Schuld an der heutigen Misere. Schließlich waren sie es, die die hohen Schuldenberge über Jahrzehnte angehäuft haben. Den Griechen wurde in den letzten Jahren aber ein harter Sparkurs auferlegt, dessen Folgen jetzt Massenarbeitslosigkeit, Armut und eine kränkelnde Wirtschaft sind. Das griechische Drama dreht sich aber längst nicht mehr um Zahlen, sondern nur noch um Moral. Die blutenden Griechen als moralische Warnung an etwa Spanien und Portugal, bloß keine linken politischen Experimente zu wagen, ist De Morgen überzeugt.
Tsipras und Merkel in der Zwickmühle
Für Le Soir steckt der griechische Premierminister Alexis Tsipras in der Zwickmühle: gefangen zwischen den linken Hardlinern in seiner Syriza-Partei und den pro-europäischen Kräften im Land. Egal, ob er einen Kompromiss mit den anderen Euro-Ländern eingeht oder ihn verhindert, die nächsten Tage drohen für ihn zur Zerreißprobe zu werden. Man sollte die Griechen um ihre Meinung bitten, findet die Zeitung. Entweder über einen Volksentscheid zum Verbleib in der EU oder über Neuwahlen. Und Pech für Syriza, wenn die Partei das Votum nicht überlebt und daran zerbricht, meint Le Soir.
De Standaard ist überzeugt, dass die griechische Krise kein gutes Ende nehmen wird. Die Frage ist nur, wem da ein Waterloo bevorsteht: Athen oder Angela Merkel? Bislang sind die Deutschen immer hart gegenüber schwächelnden Euroländern aufgetreten, haben den Zusammenhalt der Eurozone aber nie gefährdet. Jetzt könnte alles anders werden. Von Angela Merkel wird gesagt, dass sie den Tag fürchtet, an dem Deutschland Europa zum dritten Mal in einen existentiellen Konflikt stürzt oder sie selbst untergeht. Und dieser Tag, meint De Standaard, rückt immer näher.
"Wer will den Kopf von Jöelle Milquet?"
Nach dem Fiasko der zentralen Abiturprüfungen in der Französischen Gemeinschaft, tritt das Parlament heute zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Wie Le Soir berichtet, soll ein Dekret verabschiedet werden, damit Eltern nicht gegen die Prüfungen klagen können. Einige Aufgaben waren bereits vor den Prüfungsterminen im Internet aufgetaucht. In erster Linie ist das ein Debakel für die CDH-Bildungsministerin. "Wer provoziert den Rücktritt von Jöelle Milquet?", fragt denn auch La Dernière Heure auf ihrer Titelseite. Verschwörungstheoretikern zufolge stecken der eigene Koalitionspartner PS und das sozialistisch geprägte Bildungsministerium der Französischen Gemeinschaft hinter den Attacken.
Belgier: Mehr Glücksspiele, weniger Bier
"Belgier haben in nur einem Jahr 1,5 Milliarden Euro bei Glücksspielen verloren", titelt Het Laatste Nieuws. Die Gewinne der Branche sind so hoch wie nie zuvor. Vor allem bei Onlinecasinos und Wettbüros ist die Verlustgefahr für die Kunden sehr groß, warnt das Blatt.
"Belgier haben noch nie so wenig Bier getrunken", schreibt De Standaard. Die Absatzzahlen sind von Januar bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gesunken. Auf Jahresbasis beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch der Belgier 70 Liter und damit deutlich weniger als noch vor einigen Jahren. Dank der positiven Exportzahlen erfreut sich das belgische Bier aber bester Gesundheit, bemerkt L'Echo. Vor allem in Frankreich, den Niederlanden, den USA, Deutschland, Italien, Japan und China sind unsere Spezialbiere beliebt.
Fragwürdige Nachstellung der Schlacht von Waterloo
L'Avenir stellt sich Fragen im Zusammenhang mit den großen Nachstellungen 200 Jahre nach der Schlacht von Waterloo. Das muss der einzige Ort in der Welt sein, an dem ein Krieg nachgespielt wird, meint das Blatt. In 200 Jahren würde wohl niemand auf die Idee kommen, die blutigen Konflikte im Irak oder Syrien nachzustellen und sich auch noch daran zu erfreuen.
Bild: Aris Messinis (afp)