"Kalte Dusche!", schreibt Le Soir. "Rote Teufel wieder auf dem Boden der Tatsachen", so De Morgen auf seiner Titelseite. "Peinliche Niederlage", findet Het Nieuwsblad.
Die Titelseiten der belgischen Tageszeitungen zeigen Bilder der 0:1- Niederlage der Roten Teufel im EM-Qualifikationsspiel gegen Wales. Superstar Gareth Bale traf in der 24. Minute nach einem verunglückten Rückpass von Radja Nainggolan. Mit einem Sieg hätte Belgien sich quasi qualifiziert gehabt, jetzt liegen sie auf Platz 2 ihrer Gruppe vor Zypern und Israel. Die Trainer-Frage ist hingegen vorerst vom Tisch: Marc Wilmots wird zumindest bis zur EM 2016 Nationaltrainer der Roten Teufel bleiben. Schalke 04 hatte vorzeitig bekanntgegeben, dass André Breitenreiter neuer Trainer des Revierclubs wird. Wilmots nörgelte, man habe vereinbart, bis nach dem Spiel nicht über den Stand der Verhandlungen zu kommunizieren: "Warum kommt Schalke gerade jetzt damit? Ich habe mich an die Absprache gehalten, Schalke nicht", so Wilmots.
Hinterzimmerarrangements verhindern echte Energiepolitik
L'Echo kommt auf die bekannt gewordene Vereinbarung Belgiens mit den Betreibern des Kernkraftwerks Tihange zurück. Sollte der Reaktor Tihange 1 vorzeitig abgeschaltet werden, muss Belgien Electrabel und EDF eine Entschädigung zahlen. Die Zeitung meint: Man könnte lange über den Inhalt dieser Vereinbarung diskutieren. Dass Electrabel und EDF gewisse Garantien ausgehandelt haben, bevor sie 600 Millionen Euro in den Reaktor investierten, ist verständlich. Auch, dass die vorherige Regierung damit den nachfolgenden die Hände gebunden hat, geht noch gerade so durch.
Das Problem ist nicht so sehr der Inhalt der Vereinbarung, sondern die Vorgehensweise. Zunächst, da solche Verträge selten zum Vorteil der Öffentlichen Hand ausfallen. Vor allem aber untergraben solche Hinterzimmerarrangements die Entwicklung einer echten Energiepolitik. Die Regierungen lassen sich von Notfall zu Notfall leiten ohne irgendeine kohärente Vision, kommentiert L'Echo.
Leihmutterschaften und Co.: "Untragbarer Zustand"
Am kommenden Freitag findet in Antwerpen ein ganz besonderes Speeddating statt. Es richtet sich an schwule und lesbische Singles und Paare mit Kinderwunsch. Bei diesem Abend können sie mögliche Samenspender oder Co-Eltern kennenlernen. Diese Idee sorgt bei vereinzelten Politikern für Unruhe. Sie befürchten juristische und medizinische Risiken.
De Morgen findet es bedauerlich, dass es in unserem Land immer noch keine gesetzlichen Rahmenbedingungen für Samenspenden und Leihmutterschaften gibt. Ohne diese werden potentielle Eltern gezwungen, ihren Weg alleine zu gehen, ohne medizinische oder psychologische Begleitung. Wenn die Realität aus verschiedensten Gründen nicht ganz so rosig ist wie gedacht, dann können sich die Probleme schnell häufen. Und falls etwas schief läuft, geht das zu Lasten der schwächsten Schultern - der des Kindes. Eigentlich ist dieser Zustand untragbar.
Seit zehn Jahren wird im Parlament über dieses Thema diskutiert, ein Gesetz kam dabei bisher nicht heraus. Es besteht große Einigkeit darüber, dass ein Gesetz die Rechte und Pflichten der Eltern und die Rechte des Kindes in Einklang bringen muss. Über die konkrete Ausführung sollte ein Kompromiss möglich sein. Dies darf aber keine Jahre mehr dauern, mahnt De Morgen.
Ernüchterung nach drei Jahren Salduz-Gesetz
Le Soir zieht Bilanz aus drei Jahren Salduz-Gesetz. Seit der Einführung dieses Gesetzes muss bei der ersten Vernehmung eines Verdächtigen immer ein Rechtsanwalt dabei sein. Damit soll das Gleichgewicht zwischen den beiden Parteien gewährleistet und die Einhaltung der Prozeduren überwacht werden. Die Realität hat sich vom anfänglichen Enthusiasmus weit entfernt, findet die Zeitung. Salduz scheint nicht gegriffen zu haben.
Nachlässigkeiten haben sich eingeschlichen. Schlechte Anwälte stehen den Hoffnungslosesten zur Seite. Im Bereitschaftsdienst gibt es Lücken. Über ihre Rechte schlecht informierte Verdächtige kämpfen während des ganzen Verfahrens mit den Folgen eines inkompetenten ersten Anwalts. Untersuchungsrichter wundern sich über das Schweigen der Anwälte, deren Passivität den Interessen ihrer Klienten schadet. Die Rechnung zahlen die Ärmsten. Jetzt liegt es an den Anwaltskammern, für Ordnung in ihren Reihen zu sorgen. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Anwalt ohne Kenntnis der Strafprozeduren Verdächtige beraten soll, meint Le Soir.
Schwere Zeiten für die Sozialdemokratie in Europa
De Standaard kommentiert die Wahl John Crombez' zum neuen Vorsitzenden der flämischen Sozialisten, SP.A. Crombez ist wie erwartet der Gewinner. Viel Grund zur Freude hat er aber nicht. Die Grube, die sich die Partei gegraben hat, ist in den letzten Monaten nur noch tiefer geworden. Die Sozialdemokratie hat es in Europa schwer. Ihr Plädoyer für ein solidarisches Zusammenleben mit einem Staat in der Rolle des Umverteilers überzeugt nicht mehr. Mit ihrer Machtverflechtung hat sie mit der Finanzkrise jede Glaubwürdigkeit verloren. Bei der SP.A bestätigte die fehlende inhaltliche Schärfe das Bild von Ideenarmut und die Notwendigkeit einer personellen Erneuerung. Während neue Mitte-Rechts-Regierungen sozialistische Kernthemen wie Arbeitsmarkt, Armutspolitik, Pensionen und Soziale Sicherheit umkrempeln, bleibt die Partei in Scheingefechten gefangen.
Het Laatste Nieuws meldet am Samstag, dass gespendete Kleidung aus Containern weiterverkauft wurde. Das hat die Zeitung bei einer Umfrage bei verschiedenen flämischen Hilfsorganisationen erfahren. Demnach gingen 96 Prozent der rund 50.000 Tonnen Altkleider im vorigen Jahr nicht in ein Entwicklungsland. Sie landeten auf dem hiesigen Second Hand-Markt und wurden dort mit Gewinn verkauft.
Bild: Dirk Waem (belga)