Het Belang van Limburg schreibt: König Albert ist ein großes Risiko eingegangen. Mit Didier Reynders hat er einen Brandstifter zum Feuerwehrkommandanten gemacht. Die MR macht ein Abkommen über BHV unmöglich, weil sie vom FDF-Vorsitzenden Maingain abhängig ist. Indem er Reynders in den Vordergrund schob, zwingt der König ihn, zwischen dem Interesse des Staates und Maingain zu wählen. Der VLD-Vorsitzende De Croo hat Recht, eine Frist zu setzen. Das bedeutet nicht, dass schon über BHV abgestimmt wird, denn vorher wird es einen Prozedurkrieg geben. Doch zumindest gibt es eine definitive Deadline für ein Abkommen oder kein Abkommen. Kommt nichts zustande, droht das Ende von Belgien.
Het Nieuwsblad unterstreicht: Indem der König Reynders mit einem Sondierungsauftrag losschickte, hat er ihn vor ein Dilemma gestellt. Entweder er zwingt seinen FDF-Partner zum Schweigen, führt sich redlich auf und sucht mit den Flamen einen ehrenhaften Kompromiss, oder er bleibt der FDF treu, die die Ausweitung der Region Brüssel fordert. Doch dann kommt kein Abkommen über BHV, dann fällt die Regierung und Neuwahlen werden ausgeschrieben.
Die Frankophonen sind in der Defensive
Het Laatste Nieuws bemerkt: Alexander De Croo hat die Frankophonen zum ersten Mal in die Defensive gezwungen. Reynders kann jetzt beweisen, dass ein Abkommen innerhalb von wenigen Tagen möglich ist. In Flandern geben sehr viele Bürger De Croo Recht, der dem Vorgehen der frankophonen Parteien ein Ende bereiten will, die ihre flämischen Kollegen lächerlich machen. De Croo muss jetzt nur noch den Druck aufrecht erhalten.
De Morgen behauptet: Seit der VLD-Vorsitzende De Croo sein Ultimatum gestellt hat, beschäftigen sich alle Parteien nur noch mit ihrem 'Core Business', dem eigenen Überleben und der Opportunität von Neuwahlen. Es gibt mehr Parteimitglieder, die hoffen, durch Neuwahlen etwas zu gewinnen, als zu verlieren. Die Geschichte lehrt uns, dass in einem solchen Fall auch tatsächlich Neuwahlen kommen.
Gazet Van Antwerpen betrachtet BHV unter einem anderen Blickwinkel: Die N-VA wird niemals hinnehmen, dass man den Frankophonen zu viel Zugeständnisse macht und dass die Nicht-Ernennung der drei Bürgermeisterkandidaten später durch ein Kollegium der Provinzgouverneure rückgängig gemacht wird. So kann ein BHV-Abkommen eine Krise in der Föderalregierung verhindern und zugleich eine Krise in der flämischen Regierung auslösen.
Die Konturen eines Kompromisses
De Standaard notiert: Wenn den Flamen so viel an der Spaltung des Wahlbezirks liegt, verlangen die Frankophonen eine Gegenleistung: mehr Befugnisse in den Randgemeinden, die Ernennung der drei Bürgermeister oder mehr Geld für Brüssel. Keine dieser Forderungen passt den Flamen in den Kram. Doch das sind die Konturen eines Kompromisses. Kommt man nicht so weit, führt das zu Neuwahlen, bei denen die extremen Parteien Stimmen gewinnen werden. Wenn man die Illusion erweckt, das Problem des Wahlbezirks könne mit einer Abstimmung im Parlament geregelt werden, betrügt man die Bürger.
La Libre Belgique betont: In Belgien hat der Kompromiss Tradition. Ein kompliziertes Land braucht Abkommen, die die Meinungsverschiedenheiten berücksichtigen. Inzwischen hat man wohl die Grenzen des belgischen Systems erreicht, das um jeden Preis einen Kompromiss sucht, der regelmäßig zu endlosen Diskussionen und Krisen führt. Um Belgien zu retten, muss man ein neues Belgien erfinden. Es muss stärker föderalisiert sein, jede Gemeinschaft muss sich aussuchen, was noch gemeinsam verwaltet werden kann, mit einer transparenten Solidarität.
Die Bedingungen für die Spaltung
Le Soir glaubt: Der Ausgang der Verhandlungen ist bekannt. BHV wird gespalten und Brüssel weitet sich nicht aus. Doch diese Kapitulation der Frankophonen muss drei Bedingungen erfüllen, um akzeptabel zu sein. Die Rechte der Frankophonen in den Gemeinden mit Spracherleichterungen müssen verstärkt werden. In den Gemeinden ohne Spracherleichterungen müssen sie garantiert werden und Brüssel braucht eine Neufinanzierung. Wenn die Flamen dem zustimmen, hat Belgien noch einen Sinn für sie. Wenn sie das ablehnen und die Spaltung von BHV mit ihrer Mehrheit erzwingen, gehört Belgien schon der Vergangenheit an.