"Alpen-Angela und die Versprechen von Bayern", titelt De Standaard. "Die G7 erzielen eine Einigung über das Weltklima", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Het Nieuwsblad spricht von einem "historischen Abkommen".
In den bayrischen Alpen ist am Montag der G7-Gipfel zu Ende gegangen. Die Staats- und Regierungschefs der sieben mächtigsten Industrienationen haben dabei ein überraschend klares Bekenntnis zum Kampf gegen den Klimawandel abgegeben. Demnach wollen sie alles tun, um die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad zu begrenzen. Das setzt eine spürbare Senkung des CO2-Austoßes voraus. Bis zum Jahr 2100 wollen die G7 möglichst auf alle fossilen Brennstoffe verzichten.
"So mancher wird dem G7 das nicht abnehmen", glaubt De Standaard in seinem Leitartikel. Und in der Tat: Solche Lippenbekenntnisse haben wir in den letzten Jahren häufiger mal gehört, getan hat sich aber herzlich wenig. Und doch sind Nichtregierungsorganisationen guter Hoffnung, dass es diesmal anders ist, dass sich etwas bewegt. Ist das naiv? Drehen wir es einmal anders herum: Der Zyniker ist natürlich oft auf der sicheren Seite, meistens liegt er mit seiner Skepsis richtig. Der Punkt ist: Zyniker verändern nichts. Idealisten verändern vielleicht auch nichts, aber sie haben es wenigstens versucht.
"Westflämischer Männerclub"
"Belgien zählt über 350.000 Dollarmillionäre", titelt L'Echo. Gleich mehrere Zeitungen beschäftigen sich heute mit den Besitztümern der Bürger. Hintergrund: Am Montag ist eine Internetseite online gegangen, auf der ein Journalist die Hitparade der 500 reichsten Belgier veröffentlicht. Die 500 reichsten Belgier, diese Rangliste liest sich wie ein westflämischer Männerclub, fasst Het Nieuwsblad zusammen. In der Tat: Drei Viertel von ihnen wohnen in der Küstenprovinz, viele von ihnen im Seebad Knokke.
Viele Belgier durch neue Steuererklärung überfordert
"Steuererklärung: Eine Million Belgier sucht Hilfe", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. "Der Belgier war noch nie so hilflos bei der Steuererklärung", bemerkt auch Het Laatste Nieuws. Es ist so: Insbesondere aufgrund der sechsten Staatsreform ist die Steuererklärung in diesem Jahr noch komplizierter geworden als sie es ohnehin schon war. Resultat: Viele Menschen gehen zu ihrem Steueramt oder zum Öffentlichen Sozialhilfezentrum, um sich dort helfen zu lassen. Vielerorts sind die entsprechenden Stellen dadurch vollständig überlastet und bilden sich endlos lange Warteschlangen.
Im Grunde ist das nichts anderes als ein demokratischer Skandal, wettert De Morgen in seinem Leitartikel. Es kann doch nicht sein, dass der Staat das Eintreiben von Steuern, sprich eine seiner Kernaufgaben, so kompliziert macht, dass ein Normalbürger nichts mehr versteht. Und wenn man sich einmal die Warteschlangen anschaut, dann wird zudem die gesellschaftliche Ungleichheit deutlich. Im Grunde sieht man da vor allem sozial Schwache, die sich die Hilfe eines Steuerberaters nicht leisten können. Die Folge ist ein sogenannter Matthäus-Effekt: Wer schon viel Geld hat, bekommt auch am meisten vom Fiskus zurück. Unter der jetzigen Regierung wird sich daran auch nicht viel ändern. Die Wähler der Mitte-Rechts-Parteien haben schlichtweg kein Interesse an einer transparenten Steuergesetzgebung ohne Schlupflöcher.
"Ein allgemeines Gefühl der Anarchie"
Einige Zeitungen befassen sich in ihren Leitartikeln mit der jüngsten Polemik um die Radarfallen. In einigen Polizeizonen hat man die Toleranzgrenze erhöht, um die Staatsanwaltschaften nicht in einer Schwemme von Strafzetteln zu ertränken. Justizminister Koen Geens hatte seinerseits eine Quotenregelung vorgeschlagen. Ab einer gewissen Zahl von Übertretungen würde die Blitze demnach abgeschaltet.
Beide Ideen sind im Grunde nichts anderes als ein Armutszeugnis, meint La Libre Belgique in ihrem Kommentar. Selbst der Justizminister packt das Problem von der falschen Seite an. Wann sieht die Politik endlich ein, dass sich die Justiz personell und materiell in einem jämmerlichen Zustand befindet? L'Avenir schlägt in dieselbe Kerbe: Nicht die Gesetze sind falsch! Problematisch ist einzig und allein die Tatsache, dass sich dieser Staat nicht die Mittel gibt, seine eigenen Gesetze auch durchzusetzen. Resultat ist ein allgemeines Gefühl von Anarchie.
Wem gehören Tim und Struppi?
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit den neuesten Entwicklungen im Bezug auf das Werk des belgischen Comiczeichner Hergé. Die Gesellschaft Moulinsart, die bislang das künstlerische Erbe verwaltete, hat in den Niederlanden vor Gericht eine spektakuläre Niederlage erlitten. Demnach ist nicht Moulinsart Inhaberin der Rechte an den Hergé-Alben und -Zeichnungen, sondern das Verlagshaus Casterman.
"Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben", mahnt Le Soir in seinem Leitartikel. Längst nicht alle Juristen sind der Ansicht, dass Moulinsart jetzt mit einem Mal aus dem Spiel ist. Viele werden hier wohl von Schadenfreude übermannt. Und keine Frage: Moulinsart hat durch seine überpenible Verwaltung der Rechte viele Fans von Tim und Struppi gegen sich aufgebracht. Man sollte Tintin aber nicht mit dem Bad ausschütten. Trotz der offensichtlichen Arroganz und Selbstherrlichkeit muss man zugeben, dass Moulinsart auch viel richtig gemacht hat.
Nick Rodwell, der Mann der Hergé-Witwe Fanny, hat sich bei vielen zweifelsohne unbeliebt gemacht, bemerkt auch La Dernière Heure. Niemand durfte auch nur die kleinste Hergé-Zeichnung veröffentlichen, ohne dass Moulinsart nicht gleich rabiat die Hand aufhielt. Und sollte Moulinsart doch am Ruder bleiben, würde es eigentlich schon reichen, wenn man die Peitsche einmal beiseitelegt und das Zuckerbrot auspackt.
Bild: Robert Michael (afp)