"Fest in Paris", titelt Het Belang van Limburg. "Wirbelnde Rote Teufel sind bereit für Wales", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen.
Die Fußballnationalmannschaft hat ihr Freundschaftsspiel gegen Frankreich mit 4:3 gewonnen. Was viele Zeitungen vor allem festhalten: Diesmal stimmte auch die Art und Weise. "Es war eine Vorführung", bemerkt etwa L'Avenir. "So spielt die Nummer 2 der Welt", jubeln Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws. Belgien steht ja seit Kurzem auf Platz 2 der FIFA-Weltrangliste.
La Dernière Heure wendet sich denn auch direkt an den Nationaltrainer Marc Wilmots: "Die Roten Teufel haben die Hähne gerupft;. Nach einem solchen Spiel kann man doch nicht gehen", schreibt das Blatt auf Seite eins. Hintergrund sind die Gerüchte, dass Wilmots möglicherweise der neue Trainer von Schalke 04 werden könnte.
Türken verpassen Erdogans Ambitionen Dämpfer
"Erdogan bezieht Prügel", titelt derweil De Morgen. "Erdogan verliert die absolute Mehrheit", schreiben auch Le Soir und Het Belang van Limburg. In der Türkei haben ja am Sonntag Parlamentswahlen stattgefunden. Dabei musste die AKP von Präsident Erdogan eine empfindliche Schlappe einstecken. Eigentlich hatte der Präsident auf eine Zweidrittel-Mehrheit gehofft, um seine Macht ausbauen zu können. Stattdessen verlor die Regierungspartei ihre absolute Mehrheit.
Het Belang van Limburg spricht in seinem Leitartikel vom Ende einer Ära. Der charismatische Erdogan ist ohne Zweifel der größte türkische Staatsmann seit Atatürk. Doch hat der pragmatische und gemäßigte Islamisch-Konservative eine Wandlung durchgemacht: Aus dem Fürsprecher des kleinen Anatoliers ist ein autoritärer Machtmensch geworden, der in einem größenwahnsinnigen Palast residiert. Statt zu einen polarisiert Erdogan nur noch. Am Sonntag hat ihm das türkische Volk einen Dämpfer verpasst und ihm klargemacht, dass er seine Macht nicht ausbauen darf.
Luxemburger Referendum: Denkzettel für die Regierung?
Eine Abstimmung gab es am Sonntag auch in Luxemburg. Dort hatte die Regierung um den liberalen Premierminister Xavier Bettel eine Volksbefragung organisiert. Drei Fragen hatte man den Wählern vorgelegt, die wichtigste betraf das Ausländerwahlrecht bei Parlamentswahlen. Auf alle drei Fragen gab es ein ziemlich klares "Nein".
Hier zeigt sich einmal mehr, dass Volksbefragungen eine delikate Angelegenheit sind, meint L'Avenir in seinem Leitartikel. In Sachen Ausländerwahlrecht mag sich die Ablehnung noch durch diffuse Ängste erklären lassen, bei den beiden anderen Fragen ist das "Nein" weniger verständlich. Der Verdacht liegt nahe, dass die Menschen nicht auf die Fragen geantwortet haben, sondern nur ihrer Regierung einen Denkzettel verpassen wollten. Ein Referendum ist eben ein zweischneidiges Schwert;. Und das sollte sich auch der britische Premier David Cameron hinter die Ohren schreiben.
BND-Abhöraffäre: eine "Stasi auf Steroiden"
Viele Zeitungen berichten heute auch über die neueste Spähaffäre, in deren Mittelpunkt der deutsche Geheimdienst BND steht. "Belgische Justiz ermittelt wegen deutscher Spionage", schreibt Le Soir auf Seite eins. Das Blatt widmet der Affäre gleich ein ganzes Dossier. Nach Informationen der europäischen Grünen hat der BND in Frankfurt einen Kommunikationsknotenpunkt angezapft; offenbar handelten die Deutschen im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes NSA. 15 der ausgespähten Telefon- und Internetleitungen wurden von belgischen Unternehmen genutzt, meist von Belgacom. Deswegen hat die Föderale Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet.
Het Nieuwsblad fühlt sich irgendwie an den deutschen Film "Das Leben der Anderen" erinnert. Darin werden ja die Abhörpraktiken der Stasi in der DDR angeprangert. Was wir spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden sehen, das ist aber eine Stasi auf Steroiden. Es sind Ausspähpraktiken mit industriellem Maßstab; jeder hört jeden ab. Was auffällt ist, dass die meisten Opfer schweigen. Im vorliegenden Fall hat der BND 31 Länder angezapft, bislang hat aber nur die belgische Justiz Ermittlungen eingeleitet. Das mag wohl damit zu tun haben, dass niemand eine weiße Weste hat; selbst wenn es Freunde sind, es sind am Ende immer noch "die Anderen".
Will die Politik der Justiz die Zähne ziehen?
"Wer will der Justiz ans Leder?", fragt sich La Libre Belgique auf seiner Titelseite. Fakt ist jedenfalls, dass viele Magistrate genau diesen Eindruck haben, dass man also der Justiz die Zähne ziehen will. Justizminister Koen Geens weist solche Anschuldigungen aber zurück. Dabei kommen diese Vorwürfe nicht von irgendwelchen drittklassigen Winkeladvokaten, bemerkt La Libre in ihrem Leitartikel.
Es sind namhafte Untersuchungsrichter, die um die Unabhängigkeit der Justiz bangen. Und man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie nur darauf bedacht wären, ihre vermeintlichen Privilegien zu schützen. Vielmehr warnen sie davor, dass die Politik sich der Dritten Gewalt entledigen will, der einzigen, die ihr gefährlich werden kann. Solche Befürchtungen muss man ernst nehmen.
Tim und Struppi-Rechteinhaber verliert vor Gericht
"Wem gehört das Erbe von Tim und Struppi?", fragt sich De Standaard auf Seite eins. Anlass für diese Schlagzeile ist ein Gerichtsurteil. Ein niederländisches Gericht hat eine Klage der Gesellschaft Moulinsart gegen einen kleinen Klub von Tintin-Liebhabern abgewiesen. Moulinsart ist Inhaberin der Rechte am Werk des belgischen Comiczeichners Hergé. Das Unternehmen hatte den Klub verklagt, weil der in seinem Mitgliederblättchen Bilder aus Tim und Struppi-Alben abgedruckt hatte.
Das Gericht urteilte aber jetzt, dass Moulinsart nicht uneingeschränkte Rechteinhaberin ist. Die Folge ist, dass alle, die in den letzten Jahren in vergleichbaren Fällen Prozesse gegen Moulinsart verloren haben, in Revision gehen können.
Bild: Thomas Samson (afp)