"Haushalt: Es fehlen noch vier Milliarden Euro", titelt Le Soir. "Die Nationalbank prognostiziert die Schaffung von 94.000 neuen Jobs", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem neuesten Konjunkturbarometer der Nationalbank. Und da gibt es, wie so oft, gute und weniger gute Neuigkeiten. Erst die gute: Die Nationalbank geht für das laufende Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent aus, im kommenden Jahr sollen es 1,5 Prozent sein.
"Es geht bergauf"
"Unserer Wirtschaft geht es besser als Sie denken", zitiert Het Nieuwsblad den Gouverneur der Nationalbank, Jan Smets. Das jedenfalls soll zur Folge haben, dass innerhalb der nächsten drei Jahre 94.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Für Het Laatste Nieuws stehen die Aussichten gut: Schon jetzt gibt es in Flandern 27.500 freie Stellen. So viele Jobangebote gab es seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. "Es geht spürbar bergauf", jubelt die Zeitung.
Das sollte der Regierung ein Ansporn sein, meint Het Belang van Limburg. Die Equipe von Charles Michel hat sich erwiesenermaßen viel vorgenommen. Und da besteht immer die Gefahr, dass man irgendwann den Mut verliert. Doch sollte diese Regierung immer vor Augen haben, dass sie sich in einer geradezu einzigartigen Position befindet. Sie verfügt über ein Fenster von fünf Jahren ohne Wahlen. Wer da nicht grundlegende Reformen anstößt, der unterscheidet sich nicht von der Regierung Di Rupo mit ihren halbherzigen Reförmchen.
Kein Spielraum für Tax-Shift?
Die schlechte Neuigkeit im Konjunkturbarometer der Nationalbank ist aber, dass die Regierung wohl noch weitere Anstrengungen unternehmen muss, um den Haushalt in der Spur zu halten. Bei unveränderter Politik würde sich das Defizit im Jahr 2017 auf zwei Prozent belaufen. Heißt: Die Regierung muss zusätzliche vier Milliarden Euro finden.
"Ein großer Tax-Shift wird damit sehr schwierig", warnt Gouverneur Jan Smets denn auch in Het Laatste Nieuws. Eine Regierung, die ohnehin vier Milliarden Euro finden muss, hat nicht wirklich Spielraum für eine spürbare Umverteilung der Steuerlast. Der Gouverneur der Nationalbank bemüht da statt finanzieller Hochtechnologie eine bekannte Binsenweisheit: "Man kann einen Euro nicht zwei Mal ausgeben".
"Priorität wird in jedem Fall eine Lastensenkung für Unternehmen haben", unterstreicht der MR-Vizepremier Didier Reynders auf Seite eins von L'Echo. Im Augenblick könne man den Eindruck haben, dass die Regierung händeringend neue Steuern erfinden will. Dabei gehe es doch bei dem ominösen Tax-Shift in erster Linie darum, die Steuerlast auf Arbeit zu senken, betont Reynders.
Griechenland: Déjà-vu
Viele Zeitungen werfen heute aber auch einen Blick ins Ausland. Zunächst nach Griechenland: "Kracht der Euro oder bricht Syriza auseinander?", fragt sich etwa De Standaard auf Seite eins. Am Abend hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras im Parlament in Athen die Reformvorschläge von EU-Kommission, IWF und EZB abgelehnt. Heißt: Man ist eigentlich wieder nirgendwo. Prompt wird wieder über einen Grexit spekuliert. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass die Syriza-Partei von Tsipras hin- und hergerissen ist zwischen einerseits den linken Hardlinern und andererseits den gemäßigten Kräften. Die Hardliner jedenfalls, denen geht eigentlich jeder Kompromiss zu weit.
Türkei am Scheideweg
Viele Blätter beschäftigen sich aber auch mit der morgigen Parlamentswahl in der Türkei. L'Echo und auch La Libre Belgique sprechen von einem "Test" für die regierende AKP von Präsident Erdogan. In einem Punkt sind sich alle Blätter einig: Es ist eine Schicksalswahl.
Die AKP ist in den letzten Jahren immer weiter nach rechts gerückt, bemerkt etwa L'Avenir. Nationalistische und autoritäre Tendenzen sind immer spürbarer geworden. Von außen betrachtet ist diese Entwicklung durchaus beängstigend. Die Wähler in der Türkei müssen sich jetzt darüber aussprechen: Soll das Land auf diesem Kurs bleiben, auf die Gefahr hin, ein autokratisches Abenteuer zu wagen, oder entscheidet man sich für die demokratischen Grundwerte?
Die Europäer sollten sich da aber auch an die eigene Nase fassen, mahnt L'Echo. Die EU zeigt der Türkei immer offener die kalte Schulter. Hochmütig gibt das alte Europa den Türken gegenüber den Oberlehrer. Da muss man sich nicht wundern, wenn Ankara eigene Wege geht, sich den arabischen Staaten und Russland zuwendet.
Auch La Libre Belgique sieht die Türkei am Scheideweg. Je schlechter die Umfragen für seine AKP, desto paranoider wird Präsident Erdogan. Inzwischen hat schon jeder als Sündenbock herhalten müssen: die Alewiten, die Armenier, die Homosexuellen, die Medien, und nicht zuletzt der böse Westen, der den Türken angeblich seine Werte aufzwingen will. Frage ist jetzt also, wo genau sich die Türkei derzeit zwischen Brüssel und Riad positioniert.
Sommer beschert Metzgern gute Geschäfte und Schülern Ärger
In vielen Zeitungen geht es heute aber auch bodenständiger zu. "Die Grillsaison beschert den Metzgern gute Geschäfte", titelt L'Avenir. Sonne, das reimt nun mal mit Grillen. Und viele Menschen machen da keine halben Sachen und holen sich Qualitätsgrillgut beim Fachmann.
In Flandern hat das schöne Wetter aber auch stellenweise für Kontroversen in Sachen Kleiderordnung gesorgt. Einige Schulen haben Schüler und Schülerinnen gemaßregelt, die allzu viel Haut zeigten. "Zehn Zentimeter über den Knien, kürzer darf der Rock nicht sein", so fasst eine Schülerin in Het Nieuwsblad die Auflagen zusammen. Het Laatste Nieuws hat quasi eine Feldstudie durchgeführt und Fotografen in zwanzig Schulen geschickt, um das vermeintliche Problem zu dokumentieren. Het Belang van Limburg bringt die Regelwerke einzelner Schulen, die sozusagen die verbotenen Kleidungsstücke auflisten.
Was soll dieser ganze Blödsinn?, wettert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Klar, Grundlage einer jeden Pädagogik ist es, Grenzen zu setzen. Nur mal ehrlich: Inwieweit bereitet ein Dresscode die jungen Menschen auf ihr künftiges Leben vor? Warum will eine Schule Jugendliche dazu zwingen, schon so auszusehen wie 40- oder 50-Jährige? Freiheit bedeutet auch Freude.
Bild: Angelos Tzortzinis/AFP