"Heute erreichen die Temperaturen 34 Grad", jubelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Und das macht uns glücklich", fügt das Blatt gleich hinzu. "An einer Schule in Hasselt ist Sonnencreme Pflicht", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins.
Viele Zeitungen fiebern heute dem Sommer entgegen. Überall sieht man schon mal Fotos von Sonnenanbetern und Eis schleckenden Kindern. Ein Schuldirektor warnt aber auf Seite eins von Het Laatste Nieuws seine Schüler: "Kommt nicht zu entblößt zur Schule". In einer Mail beklagt der Direktor, dass viele Schüler und Schülerinnen zu viel Haut zeigen.
Schwarzgeld und Spesenrechnung
"Luc Vansteenkiste hat Schwarzgeld angenommen", titelt derweil De Standaard. "Luc Vansteenkiste wird von einem Betrug bei Recticel eingeholt", schreibt auch Le Soir. Luc Vansteenkiste, das ist der frühere Chef des Belgischen Unternehmerverbandes FEB. Und der soll also in seiner Zeit beim Schaumstoff-Hersteller Recticel in betrügerische Machenschaften verwickelt gewesen sein. Da ist anscheinend auch Geld geflossen.; Vansteenkiste allein soll 1,3 Millionen bekommen haben. Er selbst spricht von Bonuszahlungen. Vansteenkiste war schon vor einigen Jahren in der Fortis-Affäre ins Zwielicht geraten.
Einige Zeitungen beschäftigen sich heute weiter mit den Ergebnissen eines Audits bei der nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB. Dabei war unter anderem ans Licht gekommen, dass Verantwortliche von SNCB-Tochterunternehmen astronomische Spesenrechnungen eingereicht haben. Dabei fällt auch immer wieder der Name des SNCB-Aufsichtsratsvorsitzenden Jean-Claude Fontinoy. "Fontinoy sollte besser den Hut nehmen", fordert der frühere Bahnchef Karel Vinck in Het Laatste Nieuws. Das Audit dürfe jedenfalls nicht ohne Folgen bleiben.
SNCB: Vermintes Terrain
Es bedarf endlich einer Zeitenwende bei der SNCB, fordert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Einige Zahlen sprechen Bände. Ein Lokführer bekommt ein Anfangsgehalt von 1.600 Euro im Monat. Wenn der Aufsichtsratsvorsitzende eine Nacht im Hotel verbringt, dann kostet das den Steuerzahler 2.000 Euro. Und das ist nur eins von tausenden grotesken Beispielen von Geldverschwendung bei der Staatsbahn. Die zuständige Föderalministerin Jacqueline Galant hat vollmundig einen "Modernisierungsplan" angekündigt. Wir sind gespannt.
La Libre Belgique sieht die föderale Mobilitätsministerin auf "vermintem Terrain". Das Blatt listet gleich eine ganze Reihe von Hürden auf, die auf dem Weg zu einer Modernisierung der Staatsbahn überwunden werden müssen.
Doch im Moment mag es noch so aussehen, als sei auch die Ministerin selbst Teil des Problems, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Jacqueline Galant tut sich immer noch schwer, die enormen Herausforderungen anzugehen, die auf sie warten. Und das ist noch vornehmend ausgedrückt. Es wird jedenfalls Zeit, dass sie endlich den Bummelzug eintauscht gegen einen TGV.
Apropos Jacqueline Galant. Wie die Zeitung L'Echo auf Seite eins berichtet, will die Mobilitätsministerin leichte Korrekturen an den nächtlichen Flugrouten über Brüssel vornehmen. Das könnte zur Folge haben, dass die Hauptstadt schon bald wieder verstärkt überflogen wird.
Zwischenzeugnisse für Regierungen
In seinem Leitartikel übt L'Echo zwar nicht Kritik an Galant, dafür aber an zwei anderen Föderalministern. Energieministerin Marie-Christine Marghem hat in den letzten Wochen einen fast beispiellosen Eiertanz aufs parlamentarische Parkett gelegt. Und jetzt glänzt auch Finanzminister Johan Van Overtveldt mit Dilettantismus in Reinform: Die so genannte Karat-Steuer, die für die Diamantenbranche gelten soll, wurde vom Staatsrat abgeschossen. Es ist wie beim Fußball, schreibt L'Echo: Ein Spiel dauert 90 Minuten. Und gerade mit Blick auf dem Tax-Shift sollte Premier Michel die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Le Soir zieht seinerseits eine erste Bilanz der Regierungsarbeit in den südlichen Teilstaaten. In Brüssel, in der Wallonie und in der Französischen Gemeinschaft haben die Regierungen schon jetzt mindestens zwei Drittel ihres jeweiligen Programms auf die Schienen gesetzt. Diskret aber emsig, so fasst Le Soir in seinem Leitartikel zusammen. Für jede Regierung ist der Anfang der Legislaturperiode eine undankbare Phase. Die Arbeit ist nicht wirklich sichtbar. Doch muss man zugeben: Die tun was. In zwei Jahren ist dann wirklich der Zeitpunkt gekommen, diese Arbeit auch mal zu bewerten.
De Morgen ist mit der flämischen Regierung hingegen gar nicht zufrieden. Früher galt die Maxime: Was wir selbst machen, das machen wir besser. Schön wär's, meint De Morgen. Aber leider stimmt oft nur das Gegenteil. Flandern braucht Belgien gar nicht, um sich selbst mit Bürokratie zu ersticken. Und Flandern denkt auch alleine nicht weiter als die Nase reicht. Beispiel Klimapolitik. Auch in Flandern gilt: Am besten, man steckt den Kopf in den Sand und hofft darauf, dass man ohne große Anstrengungen aus der Sache rauskommt.
Klassengesellschaft
De Standaard und Het Nieuwsblad berichten heute über eine bemerkenswerte Studie über die schulische Laufbahn von 350.000 Jugendlichen. Untersucht wird ein möglicher Zusammenhang zwischen dem familiären Umfeld und den schulischen Leistungen. Resultat: Das Diplom der Kinder hängt zu einem erheblichen Teil vom Diplom der Eltern ab.
Die Klassengesellschaft ist zurück, resümiert De Standaard in seinem Leitartikel. Der Graben zwischen Niedrig- und Hochqualifizierten ist wieder größer geworden. Zudem ist es wieder schwieriger geworden, die Klasse zu wechseln. Und die schlimmste Feststellung ist, dass der soziale Background im Leben eines jungen Menschen schwerer wiegt als sein Talent.
Die Schere zwischen Arm und Reich ist in diesem Land noch vergleichsweise klein, bemerkt Het Nieuwsblad. Jetzt müssen wir nur noch lernen, auch die Chancen gerechter zu verteilen.
Bild: Emmanuel Dunand/AFP