"Das Märchen ist vorbei", titelt Het Nieuwsblad. "Alison Van Uytvanck bleibt im Viertelfinale hängen", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Die belgische Tennishoffnung Alison Van Uytvanck ist gestern im Viertelfinale der French Open in Roland-Garros ausgeschieden. Dennoch beschäftigen sich heute viele Zeitungen mit der 21-Jährigen. Grund ist schlicht und einfach, dass niemand damit gerechnet hatte, dass sie überhaupt so weit kommen würde.
Alison Van Uytvanck zieht denn auch trotz der Enttäuschung über ihr Ausscheiden eine positive Bilanz. "Ich habe mich gut amüsiert", sagt sie auf Seite eins von Le Soir.
Sirtaki auf einem Vulkan
"Schlussspurt für Griechenland", titelt derweil L'Echo. In der Nacht hatte in Brüssel ein Krisentreffen stattgefunden. Am Tisch saßen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras. Für De Standaard sind die "entscheidenden Tage" angebrochen, um eine griechische Pleite doch noch zu vermeiden. "Beugt sich Tsipras oder bricht er doch noch?", fragt sich De Morgen. Nach dem Treffen hieß es lediglich, es habe erste Annäherungen gegeben. Die Gespräche sollen in den nächsten Tagen fortgesetzt werden.
De Standaard glaubt nicht an eine schnelle Lösung. Alle Beteiligten tanzen derzeit einen Sirtaki auf dem Rand eines Vulkankraters. Doch wenn der deutsche Finanzminister Schäuble oder Eurogruppenchef Dijsselbloem raue Töne anschlagen, dann ist das allenfalls Ausdruck ihrer Hilflosigkeit. Die griechische Regierung hat die Situation eiskalt eskalieren lassen. Klar kann man die Griechen in die glühende Lava werfen. Doch wäre die Währungsunion dann nicht mehr dieselbe und niemand will als Totengräber des Euro in die Geschichte eingehen.
Nukleare Posse
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit der neuen Wendung in der Akte der von der Regierung gewollten Laufzeitverlängerung für Doel 1 und Doel 2. Die Opposition, insbesondere die Grünen, haben gestern eine Aussetzung der Debatte erwirkt. Auch die für heute geplante Abstimmung musste damit verschoben werden. "Neuer Patzer für Energieministerin Marghem", schreibt denn auch La Libre Belgique. Die Mehrheit warf daraufhin der Opposition vor, mit ihren politischen Spielchen das Parlament zu blockieren.
Unsinn!, wettert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Wer ist verantwortlich für diese Posse? Wer hat sich denn mit jedem Tag mehr in Widersprüche verstrickt? Wer hat ein halbgares Gesetzesprojekt übers Knie gebrochen? Es ist nun mal der Job der Opposition, dagegen zu sein. Und Aufgabe der Regierung ist es, stimmige Projekte auszuarbeiten und die richtigen Leute auszuwählen, um diese Projekte zu tragen. Also nochmal: Wer hat versagt? Die Antwort liegt auf der Hand.
Le Soir sieht das ähnlich. Zunächst konnte Energieministerin Marghem nicht überzeugen. Außerdem steht der Gesetzesvorschlag auf juristisch wackligen Beinen. Und darüber hinaus zeigen sich in dieser Akte inzwischen auch Risse innerhalb der Mehrheit. Klar: Irgendwann sind die Grenzen zwischen konstruktiver Opposition und parlamentarischer Piraterie fließend. Man darf aber erwarten, dass alle Beteiligten gerade in einer solchen Akte ihrer Verantwortung gerecht werden.
Was für ein Gewurstel!, beklagt L'Avenir. Die geplante Laufzeitverlängerung für Doel 1 und Doel 2 ist ein improvisierter Schnellschuss. Viel besser wäre es gewesen, wenn sich die Maßnahme in ein wirklich langfristiges Projekt eingebettet hätte. Stattdessen macht die Regierung das, was ihre Vorgänger schon in den letzten 40 Jahren praktiziert haben: In der Energiepolitik denkt man nach wie vor nicht weiter als die Nase reicht.
Schampus und Terrorbedrohung
Einige Zeitungen kommen heute zurück auf den Skandal, den die Zeitung La Dernière Heure gestern ans Licht gebracht hatte. Das Blatt berichtete von Fotos, die bei einer Feier in den Räumlichkeiten der Lütticher Gerichtsmedizin aufgenommen worden sein sollen. Bei der Autopsie der in Verviers getöteten Terrorverdächtigten wurde demnach anscheinend Champagner getrunken. La Dernière Heure kartet heute nach: "Kein Polizist, sondern der Balistikexperte hält den Schampus in der Hand", weiß das Blatt.
Die Sache sorgt jedenfalls für einen Sturm der Entrüstung. "Leichen und Alkohol, die Schande", bringt es Le Soir auf dem Punkt. Het Laatste Nieuws ist alarmierender: "Champagner in der Gerichtsmedizin schürt Angst vor Anschlägen", schreibt das Blatt. Fachleute warnen jedenfalls vor möglichen Racheakten als Reaktion auf die Geschichte. "Solche Presseberichte werden auch in Syrien gelesen, und da kann niemand darüber lachen", sagt ein Terrorexperte in Het Laatste Nieuws.
Genau davor warnt auch La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Die Geschichte ist von vorne bis hinten daneben. Nicht nur, dass man nur weiter diejenigen provoziert, die ohnehin nur auf einen Vorwand warten, um über den Westen herzuziehen, nicht nur, dass ein solches Verhalten moralisch betrachtet einer Leichenschändung gleichkommt, die Verantwortlichen gefährden mit ihrem Verhalten auch den weiteren Verlauf der Ermittlung. Wie kann man nur so dumm sein, ein solches Risiko einzugehen, für sich und auch für andere?
Diamanten-Steuer illegal
"Mit den belgischen Dschihadisten in Syrien", so die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Ein belgisch-palästinensischer Forscher hat eine Zeit lang mit belgischen Kämpfern in Syrien gelebt. Jetzt hat er seine Erlebnisse in einem Buch verarbeitet. La Libre Belgique bringt heute erste Auszüge.
"Vorläufig kommt keine Diamanten-Steuer", titelt De Morgen. Die Abgabe war von Anfang an umstritten: Die Regierung will eine Unternehmenssteuer von 0,5 Prozent erheben auf den Umsatz der Diamantenbranche. Die Abgabe ist aber in gewisser Weise pauschal, die Diamantenhändler müssten aber eigentlich auf ihren Gewinn besteuert werden. Die Opposition spricht denn auch von einem "Geschenk" für die Branche.
Und der Staatsrat gibt ihr jetzt Recht: In einem Gutachten bezweifelt der Staatsrat, dass das Gesetz den Europäischen Wettbewerbsregeln entspricht. Le Soir fragt sich denn auch auf Seite eins: "Ist die Diamantensteuer eine verkappte Staatsbeihilfe?".
Bild: Virginie Lefour (belga)