"Blatter ist weg", titelt De Standaard. "180-Grad-Wendung in nur vier Tagen", schreibt Het Laatste Nieuws. "Das FBI hat Blatter im Visier", ist Le Soir überzeugt. Völlig überraschend hat FIFA-Präsident Sepp Blatter am Abend seinen Rücktritt angekündigt: "Obwohl ich ein Mandat von den FIFA-Mitgliedern habe, glaube ich nicht, dass ich ein Mandat von der gesamten Fußballwelt habe", erklärte der 79-Jährige in Zürich.
L'Avenir kauft ihm das nicht ab. Diese Einsicht hätte Blatter schon am Freitag nach seiner Wiederwahl haben können. Da steckt nach Ansicht der Zeitung deutlich mehr dahinter: Die amerikanische Justiz ist dem Schweizer dicht auf den Fersen. Möglicherweise sind also nicht nur Blatters Gefolgsleute, sondern auch er selbst in den Korruptionsskandal verwickelt. Was hat Blatter seit Freitag gemacht?, fragt sich unterdessen La Libre Belgique. Hat er das Wochenende womöglich genutzt, um Spuren zu verwischen?
"Blatter nur Kopf eines stinkenden Fischs"
Le Soir findet: Blatters Abgang ist richtig und wichtig, aber er kann nur der erste Schritt sein. Der Weltfußballverband bedarf einer gründlichen Reform. So sieht es auch Het Nieuwsblad. Blatter ist nicht der einzige Schuldige, er ist der Kopf eines stinkenden Fisches. Geld regiert die Fußballwelt: Von den horrend hohen Spielergagen über verrückte Sponsorendeals bis hin zu den korrupten FIFA-Funktionären. Das zu verändern, wird keine leichte Aufgabe.
De Morgen bemerkt: Das Internationale Olympische Komitee zeigt aber, dass es möglich ist. Auch beim IOC war Korruption fest verankert. Der Belgier Jaques Rogge hat den Stall in Lausanne allerdings gründlich ausgemistet. Im 200 Kilometer entfernten Zürich überwiegen jetzt zwei Fragen: Hat die FIFA auch einen Reformer wie Jaques Rogge? Und noch viel wichtiger: Wird sie ihn machen lassen?
Nach Einschätzung von La Dernière Heure wird die WM 2022 nicht in Katar stattfinden, sollten sich die Bestechungsvorwürfe beweisen lassen. Für Russland spielt dagegen die Zeit: 2018, das ist schon sehr bald, Wladimir Putins Weltmeisterschaft dürfte also nicht in Gefahr sein. In Doha hingegen sollten sich die katarischen WM-Verantwortlichen ernsthafte Sorgen machen.
"Doel 1 und 2 nicht nötig"
"Um die Stromversorgung sicher zu stellen, ist die Laufzeitverlängerung der Atommeiler Doel 1 und Doel 2 alternativlos", erklärt Bert Wollants, energiepolitischer Sprecher der N-VA in De Standaard. Heute und morgen befasst sich das Plenum der Kammer mit dem Thema. Für Het Belang Van Limburg ist die Laufzeitverlängerung der alten Reaktoren in Doel aber längst nicht so alternativlos wie die Koalition uns seit Wochen zu verstehen geben will. Wenn wir die grenzüberschreitenden Stromnetze vor allem Richtung Niederlande rasch ausbauen und auch hierzulande auf moderne Gaskraftwerke setzen, die Ausfälle von Wind- und Sonnenenergie im Bedarfsfall kompensieren können, dann wären Doel 1 und 2 nicht mehr nötig, so die Zeitung.
Verviers: Feier in der Rechtsmedizin?
"Skandal in Verviers", titelt La Dernière Heure. Nach Informationen der Zeitung sollen Polizisten oder Mitarbeiter der Lütticher Rechtsmedizin nach der Obduktion der beiden toten Dschihadisten des Anti-Terror-Einsatzes Mitte Januar die Sektkorken haben knallen lassen. Das Problem: Die Feier soll zwischen den Leichen in der Rechtsmedizin stattgefunden haben. Die Staatsanwaltschaft von Lüttich ist im Besitz von zwei Beweisfotos. Die Justiz will jetzt alle Anwesenden identifizieren. Der Lütticher Generalstaatsanwalt Christian De Valkeneer spricht von inakzeptablem Verhalten, von einer völlig untragbaren Handlung.
G7, Restaurants und belgische Tennis-Heldin
Wenige Tage vor dem G7-Gipfel in Deutschland bringt L'Echo ein Interview mit Angela Merkel. Griechenland steht zwar offiziell nicht auf der Tagesordnung, wird aber beim Treffen der sieben wichtigsten Industrienationen ganz sicher zur Sprache kommen. Die deutsche Bundeskanzlerin erklärt in dem Gespräch mit der Zeitung: "Es ist an der Zeit, dass die Griechen ihre Finanzen wieder in Ordnung bringen". Eine Rückkehr Russlands zur G7 hält Merkel derzeit für undenkbar. Die westlichen Sanktionen gegen Moskau könnten nur gelockert werden, wenn das Minsker Friedensabkommen und die vereinbarte Waffenruhe in der Ukraine eingehalten werden.
Wie Le Soir berichtet, veröffentlichen die Lebensmittelkontrolleure von der AFSCA ihre Restaurant- und Imbisskontrollen ab dem 1. Juli im Internet. Auf www.foodweb.be <http://www.foodweb.be/> können sich Verbraucher ein genaueres Bild über den Hygienezustand in der Küche machen.
Die 21-jährige Alison Van Uytvanck bestreitet Mittwochnachmittag das Viertelfinale beim Tennisturnier von Roland-Garros. Eine Glanzleistung, finden die Zeitungen. Bis dato hatte nämlich niemand die Belgierin auf dem Schirm. De Morgen fasst es so zusammen: "Gestern noch unbekannt, heute Heldin der Nation".
akn - Bild: Fabrice Coffrini (afp)