"Blatter bleibt", titelt De Morgen. "Trotz Skandalen weiter FIFA-Boss", schreibt L'Avenir. "Alles bleibt wie es war", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Ungeachtet der vielen Skandale und der Korruptionsvorwürfe ist Sepp Blatter am Abend erneut zum Vorsitzenden des Weltfußballverbands gewählt worden. Mehr noch: Der Schweizer hat fast Zweidrittel der Stimmen erhalten und kann seine mafiosenhafte Organisation problemlos weiterführen, bemerkt Het Nieuwsblad verärgert.
La Libre Belgique meint: Natürlich kann man über die Wiederwahl des hierzulande höchst umstrittenen FIFA-Präsidenten schockiert sein, eine Überraschung ist sie aber nicht. Abgesehen von Europa hat die ganze Welt nämlich für Blatter gestimmt. Selbst wenn er gestern beim FIFA-Kongress in Zürich dem Höchstbietenden sein Enkelkind verkauft hätte, Blatter wäre wiedergewählt worden, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Protest der Europäer kommt zu spät
Der Protest der UEFA, insbesondere die Boykottandrohung durch Michel Platini, war lächerlich, findet das Blatt. Sie kam viel zu spät. Die Zeitung kritisiert ebenfalls den Vorsitzenden des belgischen Fußballverbands, François De Keersmaeker. Obwohl er es schon seit Jahren wusste, hat er erst jetzt den Mut gehabt, zu sagen, dass die belgisch-niederländische WM-Bewerbung damals die einzig saubere war. Russland und Katar hatten sich ja im Rennen um die Austragung der Turniere 2018 und 2022 durchgesetzt. Europa ist nicht das Opfer der Wiederwahl Blatters. Der Alte Kontinent trägt eine Mitschuld an der heutigen Situation.
Het Nieuwsblad meint: Den meisten Fußballfans ist es doch schnuppe, wer die FIFA regiert. Hauptsache bei der nächsten Weltmeisterschaft fallen schöne Tore. Trotzdem: Die FIFA verdient bessere Spitzenfunktionäre als jene, die sich nur selbst bereichern, andere manipulieren und korrupte Geschäfte machen. Aber wie so oft im Leben heißt es auch bei der FIFA: Gleich und gleich gesellt sich gern und wenn der beste Freund Wladimir Putin heißt, sollte man sich Fragen stellen, beschließt Het Nieuwsblad.
De Morgen fügt hinzu: Europa ist und bleibt zwar die Heimat des Fußballs, Blatters Wiederwahl beweist aber einmal mehr, dass sich mit Fußball auch anderswo in der Welt Geld verdienen lässt. Und weil jedes Land an der WM teilnehmen oder sie sogar austragen will, wird sich am "System Blatter" so schnell nichts ändern, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Özdemir-Rauswurf: Mutige Entscheidung
Le Soir befasst sich mit dem Rauswurf der türkischstämmigen Brüsseler Regionalabgeordneten Mahinur Özdemir aus der CDH. Der Grund: Sie will den armenischen Völkermord nicht anerkennen. Der Parteivorsitzende Benoît Lutgen hatte vergangene Woche noch erklärt: "Wer den Genozid leugnet, fliegt innerhalb einer Sekunde aus der Partei. Gesagt, getan", schreibt die Zeitung. Das ist konsequent.
La Libre Belgique fügt hinzu: Ganz anders als die PS, die aus wahltaktischen Gründen in der Frage sehr vage bleibt, um Wähler türkischer Abstammung nicht vor den Kopf zu stoßen. Le Soir nuanciert: Im Gegensatz zum Holocaust hat der belgische Staat den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren noch nicht offiziell anerkannt. Ihn zu leugnen, ist also keine Straftat. Die politischen Parteien spielen mit dem Feuer. Der Genozid sollte weder als Wählerköder noch als Beweis für sein Gutmenschentum missbraucht werden.
L'Echo glaubt, dass die CDH Özdemir noch aus einem anderen Grund loswerden wollte. Die Brüsseler Regionalabgeordnete hat bislang noch nie durch ihre parlamentarische Arbeit geglänzt, sondern hat mehr wegen ihres Kopftuchs und ihrer Nähe zu gewissen türkischen Milieus von sich reden gemacht. In dem Sinne ist der Parteiausschluss eine mutige politische Entscheidung der CDH, schreibt L'Echo.
Föderalstaat bekommt flämischen Anstrich verpasst
Le Soir bringt ein Interview mit dem Fraktionssprecher der N-VA in der Kammer, Hendrik Vuye. "Belgien funktioniert nicht", erklärt er. Die flämischen Lösungen hingegen schon. Deswegen bekomme der Föderalstaat gerade einen flämischen Anstrich verpasst. Bis 2019 werde sich die N-VA ans Koalitionsprogramm halten und die Gemeinschaftspolitik beiseite lassen, danach werde sich Belgien aber weiter Stück für Stück in Luft auflösen. Es braucht eine siebte Staatsreform, meint Vuye in dem Gespräch.
Wegen erhöhtem Anschlagsrisiko stehen zwei Massenveranstaltungen am Wochenende unter besonderem Polizeischutz: das Volksfest "Doudou" in Mons und der 20-Kilometer-Lauf in Brüssel. Bei diversen Medien, darunter La Dernière Heure, war ein handgeschriebener Drohbrief mit islamistischem Hintergrund eingegangen. In dem Schreiben warnt der anonyme Verfasser vor einem Anschlag in der Kulturhauptstadt Mons. Die Behörden nehmen die Drohung ernst und haben die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft.
Bild: Fabrice Coffrini/AFP