"Großreinemachen bei der SNCB", titelt De Morgen. "Die Sparmaßnahmen bei der Bahn werden alle treffen", schreibt Het Nieuwsblad. "Bahnfahren wird teurer", sagt Le Soir voraus.
Der Vergleich der SNCB mit anderen Bahnanbietern in Europa hat Folgendes ergeben: Die Einnahmen der belgischen Eisenbahn sind um ein Drittel niedriger, die Kosten um fast zehn Prozent höher. Die Folge: Die SNCB schreibt seit Jahren rote Zahlen. Weil die Regierung Einsparungen in Höhe von über 600 Millionen Euro beschlossen hat, gerät die Bahn finanziell noch stärker unter Druck. Geschäftsführer Jo Cornu will jetzt Ernst machen und auf der Basis des am Donnerstag vorgestellten Audits die Probleme anpacken. Der Bahnchef will die Ticketpreise schrittweise erhöhen, 33 wenig genutzte Verkaufsstellen schließen, die Produktivität des Personals steigern und durch neue, einheitliche Züge die Betriebskosten senken. Außerdem will er mit dem eisernen Besen gegen Misswirtschaft vorgehen, vor allem in der Chefetage.
SNCB: zu geringe Einnahmen, zu hohe Kosten, Streiks
Nach Angaben von L'Echo sind bereits am Donnerstag zwei Direktoren des SNCB-Tochterunternehmens Eurostation fristlos entlassen worden. Hintergrund: In der ohnehin schon umstrittenen Immobiliengesellschaft hat das Audit neue Unregelmäßigkeiten zu Tage gefördert. So sind Aufträge ohne die vorgeschriebene öffentliche Ausschreibung vergeben worden. Zudem hat das Führungspersonal von Eurostation horrend hohe Spesen geltend gemacht.
Zu den vielen Plagen der Bahn meint De Morgen: Ausgerechnet am Donnerstag , am Tag, an dem die autonome Lokführergewerkschaft den Zugverkehr landesweit gestört und viele Reisende verärgert hat, wird eine Studie veröffentlicht, die die ungesunde Finanzierungsbasis der SNCB offenlegt. Die einzige Lösung, die der Konzernleitung dazu einfällt, ist, die Ticketpreise zu erhöhen und die Kundenbetreuung zusammenzustreichen. Dabei gibt es keinen Grund, warum der Wandel von einem kaputtpolitisierten Staatsbetrieb hin zu einem modernen Unternehmen der Öffentlichen Hand nicht gelingen sollte. Bpost, Proximus und De Lijn haben gezeigt, wie es geht, unterstreicht De Morgen.
Was ist uns die Bahn wert?
Auch Le Soir und Het Belang van Limburg finden, dass sich etwas ändern muss. Wir sollten uns überlegen, wieviel die Bahn uns wert ist. Komfortable und pünktliche Züge: Dafür braucht die SNCB die nötigen Mittel. Bahnreisende oder Steuerzahler: Die Regierung wird entscheiden müssen, wer für die Kosten aufkommen soll.
Auf der Titelseite von Het Belang van Limburg droht der Bahn unterdessen neues Ungemach: Sollte der Konzern nicht auf ihre Forderungen eingehen, will die autonome Lokführergewerkschaft SACT die Bahn an allen Samstagen im Juli und August bestreiken. Gazet van Antwerpen meint: Die Rufe nach einem Notfallfahrplan und einem Minimaldienst im Streikfall werden immer lauter. De Morgen hält ebenfalls fest: Das Verständnis der Pendler und in der Bevölkerung wird mit jedem Streik etwas geringer. Wenn es so weitergeht, dann müssen die Unterstützer eines Minimaldienstes den Ball nur noch ins inzwischen schon leere Tor schießen, ist das Blatt überzeugt.
Wilmots nach Schalke?
"Wilmots bereit, die Roten Teufel zu verlassen", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. "Wilmots auf dem Weg nach Schalke 04", fügt Het Nieuwsblad hinzu. Bislang sind es nur Gerüchte, aber Marc Wilmots, der Trainer der Fußballnationalmannschaft, hat sie am Donnerstag nicht formell dementiert. Er hat sogar zugegeben, dass er nach dem Qualifikationsspiel der Roten Teufel gegen Wales am 12. Juni auf ein Angebot seines deutschen Ex-Vereins eingehen könnte. Laut Het Laatste Nieuws soll das "Kampfschwein" auf Schalke bereits einen Vorvertrag unterschrieben haben.
Ein Weggang von Wilmots muss nicht unbedingt eine schlechte Neuigkeit sein, findet La Dernière Heure. Seit dem Viertelfinale bei der WM in Brasilien scheint die Luft nämlich raus zu sein beim Trainer und seinen Spielern. Außerdem wird die Kritik an Wilmots immer lauter.
Het Nieuwsblad warnt den belgischen Fußballverband davor, zur günstigsten Lösung zu greifen. Nur ein Toptrainer wird die Roten Teufel zu noch größeren Erfolgen führen. Als idealer Nachfolger wird in allen Zeitungen Michel Preud'homme gehandelt. Der ist allerdings noch bis 2019 beim FC Brügge unter Vertrag.
Gedenken an Heysel-Drama
La Libre Belgique kommt auf das Heysel-Drama heute vor 30 Jahren zurück. Nach heftigen Ausschreitungen im Brüsseler Fußballstadion zwischen Anhängern von Liverpool und Turin starben damals 39 Menschen, über 400 wurden verletzt. Die schlecht vorbereiteten Veranstalter des Europapokal-Finalspiels und die ebenso überforderte Polizei tragen eine Mitschuld an der Katastrophe. Seitdem hat sich viel getan, es wurde massiv in die Sicherheit unserer Fußballstadien investiert. Dennoch nimmt die Aggressivität im Fußball vielerorts in Europa zu, bedauert die Zeitung. Die Hooligans sind wieder auf dem Vormarsch...
Bild: Eric Lalmand (belga)