"Katastrophenübung wird zur Katastrophe", titelt Het Laatste Nieuws. "Wie eine Strompanne den Luftraum über Belgien leergefegt hat", schreibt Le Soir. "Der unglaubliche Patzer von Belgocontrol", entrüstet sich L'Echo.
Wegen eines Stromausfalls bei der Flugaufsichtsbehörde Belgocontrol musste der belgische Luftraum stundenlang gesperrt werden: Mehr als 200 Flüge wurden gestrichen, zahlreiche andere Verbindungen auf Flughäfen im Ausland umgeleitet. Auf den fünf Airports des Landes in Brüssel, Charleroi, Ostende, Lüttich und Antwerpen herrschte riesiges Chaos. Insgesamt 35.000 Passagiere waren von den Ausfällen und Verspätungen betroffen. Die Kosten der peinlichen Strompanne für die Wirtschaft beziffern Experten auf bis zu 50 Millionen Euro.
Die Ursache für den Ausfall scheint inzwischen festzustehen: Bei der routinemäßigen Überprüfung der Notstromgeneratoren ist das gesamte Elektrizitätsnetz bei Belgocontrol zusammengebrochen. Die Folgen sind bekannt: Um kurz vor 10:00 Uhr am Mittwochmorgen ging nichts mehr.
Belgocontrol-Panne nicht zum Lachen
Die Geschichte klingt erstmal wie einer der in Holland und Frankreich beliebten Belgierwitze, bemerken sowohl La Libre Belgique als auch De Morgen und Het Belang van Limburg. Das ist aber nicht wirklich zum Lachen, hier geht es um etwas Ernstes. Über die Probleme bei Belgocontrol sind inzwischen ganze Romane geschrieben worden: Unterfinanziert, hoch verschuldet und schlecht verwaltet, so beschreibt Het Nieuwsblad die Flugaufsichtsbehörde. De Standaard fügt hinzu: Die Politik trägt eine kollektive Mitschuld. Die schnell wachsenden Regionalairports tragen kaum etwas zur Finanzierung von Belgocontrol bei. L'Echo ärgert sich in diesem Zusammenhang über eine Äußerung des wallonischen Verkehrsministers Carlo Di Antonio. Der hatte angesichts des jährlichen Sieben-Millionen-Beitrags der Wallonie Unverständnis über die Panne geäußert. Würde die Wallonische Region aber entsprechend der Flugverbindungen in Charleroi und Lüttich zur Kasse gebeten, dann stünden Belgocontrol deutlich mehr Mittel zur Verfügung, bemerkt die Zeitung spitz.
Nach Ansicht von De Morgen kann man keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Luftraumsperrung und den Sparmaßnahmen bei Belgocontrol herstellen. "Shit happens!", fasst das Blatt dann auch den Vorfall von Mittwoch zusammen. Dennoch sollte der peinliche Schnitzer ein Denkzettel sein, das Budget der Flugsicherheit nicht weiter zu beschneiden. Het Nieuwsblad fordert eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls von Mittwoch und dass sowohl die Verantwortlichen als auch die Politik Lehren daraus ziehen.
Schon wieder Streik bei der SNCB
Viele Zeitungen beschäftigen sich mit dem heutigen Streik der Autonomen Lokführergewerkschaft SACT. Die Regierung muss eingreifen, fordert Gazet van Antwerpen. Es kann nicht sein, dass einige Hundert Bahnangestellte das gesamte Netz der SNCB lahmlegen können. Streiken ist ein Recht, aber es sollte verhältnismäßig genutzt werden. Wegen der vielen Streiks bei der Bahn in den letzten Monaten plant die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats eine Sammelklage gegen die SNCB. Het Laatste Nieuws meint: Die Klage richtet sich gegen den Falschen. Nicht die SNCB sollte auf der Anklagebank sitzen, sondern die Gewerkschaften. Diese kann man aber leider nicht juristisch belangen, bedauert das Blatt.
Laut De Standaard ist die belgische Bahn im Vergleich zu den Nachbarländern zudem weniger produktiv. Pro zurückgelegtem Kilometer liegen die Kosten um acht Prozent höher als der EU-Durchschnitt.
FIFA-Skandal: Wann rollt Sepp Blatters Kopf?
"Die FIFA inmitten des Sturms", titelt L'Avenir. Ermittlungen, Hausdurchsuchungen und Festnahme mehrerer Spitzenfunktionäre: Der Weltfußballverband steckt in seiner tiefsten Krise. "FIFA = Mafia", klagt La Dernière Heure auf Seite eins an. Wann rollt der Kopf von FIFA-Präsident Sepp Blatter?, fragt De Standaard. Kann sich der Schweizer am Freitag überhaupt ein fünftes Mal an die Spitze des Verbandes wählen lassen? Alle sagen "Nein", nur Sepp Blatter, gegen den zurzeit noch keine offizielle Anklage vorliegt, der sagt "Ja, aber sicher".
Le Soir begrüßt die Ermittlungen gegen die FIFA. Im Raum stehen Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 nach Russland und Katar. Die Zeitung hofft auf das Ende der "Unantastbaren". Die FIFA-Bosse haben sich seit Jahren unkontrolliert die Taschen vollgemacht, geblendet durch ihre Macht und nichts und niemandem verantwortlich. An Scheinheiligkeit kaum zu überbieten, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen die Stadien für die Fußball-WM in Katar gebaut werden, wettert L'Avenir. Die Exzesse des Profi-Fußballs sind so extrem geworden, dass Reformen bei der FIFA längst überfällig sind.
Die Busse, Trams und U-Bahnen der Brüsseler Verkehrsbetriebe STIB haben im vergangenen Jahr insgesamt 42 Millionen Kilometer zurückgelegt - so viel wie noch nie, bemerkt Le Soir. Umgerechnet sind das drei Weltumrundungen pro Tag.
Bild: Jasper Jacobs (belga)