"Gent auf dem Wege zum allerersten Landesmeister-Titel", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Gent möglicherweise am Donnerstag Meister", titeln L'Avenir und Het Belang van Limburg. Fast alle Zeitungen bringen auf ihren Titelseiten Fotos von feiernden Genter Fußballprofis.
AA Gent hat gestern Club Brügge mit 3:2 besiegt. Zugleich kam der RSC Anderlecht nicht über ein Unentschieden gegen Standard Lüttich hinaus. Resultat: Gent hat zwei Spieltage vor Ende der Saison vier Punkte Vorsprung auf Anderlecht und fünf auf den FC Brügge. Heißt: Gent kann am Donnerstag, also am vorletzten Spieltag der Playoffs, alles klar machen.
"AA Gent ist nur noch 90 Minuten vom Titel entfernt", schreibt denn auch Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Gent hat sein Schicksal selbst in der Hand", notiert La Dernière Heure.
"Mouscroner Mauer der Schande"
Viele Leitartikler beschäftigen sich derweil mit einer bizarren Maßnahme im belgisch-französischen Grenzgebiet. Zwischen der belgischen Stadt Mouscron und der französischen Gemeinde Wattrelos soll eine Mauer errichtet werden, um einen Stellplatz abzugrenzen, der für das fahrende Volk bestimmt ist. Besagter Stellplatz soll auf der französischen Seite entstehen. Und an der Grenze zu Belgien soll jetzt eine 2,40 Meter hohe Mauer gebaut werden.
Het Laatste Nieuws spricht von der "Mauer der Schande". "Mauer soll Zigeuner fernhalten", notiert Het Nieuwsblad.
Wer für die Maßnahme verantwortlich zeichnet, ist allerdings unklar. Zunächst hatte der CDH-Bürgermeister von Mouscron, Alfred Gadenne, noch erklärt, er reagiere damit auf den Wunsch der Bevölkerung nach Ruhe und Sicherheit. Später behauptete er, es handele sich um eine Entscheidung der französischen Behörden. "Gadenne vollzieht eine peinliche Kehrtwende", bemerkt denn auch La Libre Belgique.
De Standaard fühlt sich an eine ähnliche Polemik vor einem Jahr im flämischen Landen erinnert. Dort hatte ein Bürgermeister einen DJ engagiert, um Roma mit lauter Musik zu vertreiben. In Mouscron geht man jetzt einen Schritt weiter, meint das Blatt. Besonders bedauerlich ist dabei, dass die Behörden offensichtlich mit allen gesprochen haben, nur nicht mit den Roma selbst. Letzte Steigerung wäre eigentlich nur noch die Forderung, die Leute aus der EU zu werfen. Eine Mauer jedenfalls hat noch niemanden aufgehalten. Und dafür hat man in Mouscron jegliche Menschlichkeit über Bord geworfen.
Die Versuchungen des Populismus
Die Menschheitsgeschichte kennt viele berüchtigte Mauern, bemerkt auch De Morgen. Berlin, Palästina, Ceuta, an Parallelen mangelt es nicht. In Mouscron ist man sich offensichtlich nicht darüber im Klaren, dass man mit einer solchen Maßnahme schon sehr bald die versammelte Weltpresse auf der Matte stehen hat. Bürgermeister Alfred Gadenne wäre jedenfalls gut beraten, schon einmal an einem Katastrophenkommunikationsplan zu arbeiten. Hätte er nur einmal fünf Minuten darüber nachgedacht, mit den Betroffenen selbst zu sprechen, er hätte sich wohl viel Kummer erspart.
Man schwankt zwischen Schamgefühl und Fassungslosigkeit, zürnt La Libre Belgique. Ein solches Projekt ist in jederlei Hinsicht skandalös. Und diese Idee kommt ausgerechnet von einem Mitglied der CDH, jener Partei also, die den Humanismus schon im Parteinamen trägt. Hier lässt sich ein Politiker von den Ängsten der Menschen treiben, hier werden Vorurteile unterhalten, hier werden Menschen gebrandmarkt aufgrund ihrer Herkunft beziehungsweise ihres Lebensstils. Das Beispiel Mouscron zeigt, wie groß inzwischen die Versuchung bei Politikern ist, auf die Befürchtungen ihrer Wähler mit populistischen Maßnahmen zu reagieren, statt den Dialog zu suchen. Gefährliche Ideen werden mehr und mehr salonfähig. Hier gilt mehr denn je: Wehret den Anfängen.
PS-Wahlversprechen und MR-Versöhnung
Le Soir kommt in seinem Leitartikel zurück auf das Interview von PS- Chef Elio Di Rupo vom vergangenen Samstag. Darin versprach Di Rupo, dass das Rentenalter wieder auf 65 Jahre gesenkt würde, falls die Sozialisten beim nächsten Mal wieder in der Regierung sind.
"Um was wollen wir wetten?", fordert Le Soir den PS- Chef heraus. Ist ein solches Versprechen überhaupt einzuhalten? In jedem Fall dürfte die PS es schwer haben, potentielle Koalitionspartner von einer solchen Korrektur zu überzeugen. Insbesondere auf flämischer Seite. Und dann käme wohl wieder so eine Ausrede nach dem Motto: "Wir hätten es ja gerne gemacht, aber zur Bildung einer Regierung bedarf es nun mal Kompromisse". Di Rupo sollte sich in Acht nehmen; man kann den Wähler nicht ewig manipulieren.
"Reynders - Michel - die Gründe für die Versöhnung innerhalb der MR", so die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Bei den frankophonen Liberalen gibt es ja schon seit Jahren zwei große Lager, nämlich auf der einen Seite den Clan Michel und auf der anderen Seite die Gruppe um Didier Reynders. Beide Lager haben sich jahrelang mehr oder weniger offen bekämpft. Jetzt hat man sich offensichtlich wieder vertragen. Für La Libre Belgique gibt es da vor allem einen wichtigen Grund: Es läuft. Sprich: Die Liberalen haben exzellente Umfragewerte; und auch die Regierung ist auf Kurs.
Gefährliche Medikamentencocktails
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit dem Medikamentenkonsum von Fußballprofis. Hintergrund ist eine Reihe von tragischen Todesfällen im Profisport. Ein Ex-Fußballer klagt in der Zeitung an, dass viel zu viele Schmerzmittel geschluckt werden. Die Frage sei, welchen Einfluss diese Medikamentencocktails auf das Herz haben.
Noch beunruhigender, meint Het Nieuwsblad in seinem Kommentar, man stellt fest, dass auch im Jugendbereich immer mehr Pillencocktails eingenommen werden. Die jungen Sportler kopieren offensichtlich ihre Idole in allen Belangen. So kann es nicht weitergehen! Von den Sportlern wird heutzutage Unmenschliches verlangt. Es kann doch nicht sein, dass eine Sportlerkarriere ohne Arzneimittel gar nicht mehr denkbar ist.
Foto: Kristoff van Accom (belga)