"Burundi im Kreuzfeuer", titelt La Libre Belgique. "Ein gespaltenes Land", meint Le Soir. "Tausende Burunder auf der Flucht", schreibt De Morgen.
Das Scheitern des Putsches in Burundi bedeutet nicht das Ende der politischen Unruhen, bemerken viele Zeitungen. Mehr als 100.000 Burunder, vor allem von der Tutsi-Minderheit, sind in den letzten Wochen aus Angst vor Massakern in die Nachbarländer geflüchtet. Das Land in Zentralafrika hatte sich gerade erst von einem blutigen Bürgerkrieg erholt, der bis 2005 über 300.000 Menschen das Leben gekostet hatte.
La Libre Belgique meint: Das Scheitern bedeutet für viele in Burundi, die den Putsch begrüßt hatten, dass Präsident Pierre Nkurunziza den Weg des Landes in die Diktatur fortsetzen wird. Jetzt harren alle angespannt auf das, was wohl kommen mag.
Realpolitik an den Großen Seen
Le Soir analysiert die Untätigkeit der Nachbarstaaten Burundis. Das ist Realpolitik, schreibt die Zeitung. In Wirklichkeit hatten weder Ruanda, noch Tansania, noch die anderen Länder in der Region der Großen Seen ein Interesse daran, einzugreifen. Das Vorhaben des burundischen Präsidenten, entgegen der Verfassung für eine weitere Amtszeit anzutreten, ist in Afrika keine Seltenheit. Außerdem wird die außenpolitische Arbeit von Pierre Nkurunziza in der Region durchaus geschätzt - seine Soldaten tragen etwa zur Befriedung Somalias bei und in Zentralafrika sind die burundischen Blauhelme auch gern gesehen.
De Morgen findet: Hoffentlich werden Außen- und Entwicklungszusammenarbeitsminister Didier Reynders und Alexander De Croo, die den Rücktritt von Burundis Präsident Nkurunziza gefordert hatten, mit der gleichen Entschlossenheit im Kongo und in Ruanda auftreten. Denn nach Einschätzung der Zeitung werden sich die dortigen Präsidenten Kabila und Kagame ebenfalls verfassungswidrig an die Macht Klammern.
Di Rupo: "Wir werden das Rentenalter auf 65 zurückdrehen"
Le Soir bringt ein Interview mit PS-Chef Elio Di Rupo auf Seite eins. "Wenn wir wieder an die Regierung kommen, dann werden wir das Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre senken", erklärt Di Rupo. Die Mitte-Rechts-Koalition auf föderaler Ebene beschreibt er als "Regierung des Rückschritts". Die Schwedische Koalition sei zur Karikatur der konservativen Politik nach dem Vorbild von Thatcher und Reagan verkommen. Man beschließe Maßnahmen, von denen man wisse, dass sie nichts bringen. Die PS schlägt Alternativen vor - zum Beispiel eine Reichensteuer. Das Blatt analysiert: Di Rupo versucht, seiner Oppositionspartei wieder eine Marschrichtung zu geben. Einer Partei, der es seit Monaten schwerfällt, gegen die Regierungskoalition zu punkten.
Peeters stellt Michel im Land der aufgehenden Sonne in den Schatten
Einige Zeitungen kommen auf die Handelsmission von Premierminister Charles Michel und Wirtschaftsminister Kris Peeters in Japan zurück. De Standaard kommentiert: Nach einem Empfang durch das japanische Kaiserpaar, einem Abendessen mit Premierminister Shinzo Abe und knapp 500 Millionen Euro an Investitionszusagen für Belgien können beide zufrieden nach Hause zurückkehren. CD&V-Minister Kris Peeters hat im Land der aufgehenden Sonne eine besonders gute Figur gemacht. Zeitweise hatte man sogar den Eindruck, dass er und nicht Charles Michel Regierungschef ist.
Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Peeters, das "soziale Gewissen" der Regierung war in Japan wie ein Fisch im Wasser. Mit seiner ausgesprochen guten Laune hat er Premier Michel hier und da die Show gestohlen.
Het Nieuwsblad meint: Kris Peeters fühlt sich inzwischen pudelwohl in seiner Rolle als Vize-Premierminister. Eine Trophäe muss er aber noch holen, um sein breites Lächeln zu behalten: die des Tax-Shifts - am besten noch vor dem Sommer. Dabei gilt es zu beachten, dass der Umfang der Steuerreform groß genug sein muss, um die Politik der Föderalregierung sozialverträglicher zu machen und gleichzeitig die hohen Lohnkosten zu senken, rät die Zeitung. Im Gespräch mit Het Belang van Limburg erklärt Kris Peeters, dass man für die Steuerverschiebung den Gebrauch von Tankkarten für Firmenwagen überdenken muss, sowie die Katastersteuer auf Zweitwohnungen.
Pflastersteine in Belgien mit zweifelhafter Herkunft
"Pflastersteine für Belgien, Kinderarbeit in Indien", titelt De Standaard. Die bei uns beliebten und in unseren Städten überall präsenten Pflastersteine stammen zum Großteil aus Indien. Nach Recherchen der Zeitung werden sie dort von Kindern unter unwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt. Nicht nur die indische Regierung und die Zwischenhändler stehen hier in der Verantwortung. Auch wir Verbraucher, die wir oft zum günstigsten Produkt greifen und nicht über die Herkunftsbedingungen nachdenken, sind gefordert.
Fast alle Zeitungen, darunter L'Echo, bringen Fotos von der Hochzeit des luxemburgischen Premierministers Xavier Bettel. Er hatte gestern seinen belgischen Lebensgefährten aus Arlon geheiratet. Bettel ist damit der erste EU-Regierungschef, der eine gleichgeschlechtliche Ehe eingeht.
Bild: Jennifer Huxta/AFP