"Delhaize, das Ende einer belgischen Geschichte?", fragt La Libre Belgique. "Das Eingeständnis einer Niederlage", so Le Soir. Die beiden frankophonen Zeitungen kommentieren eine mögliche Fusion der alteingesessenen belgischen Supermarktkette Delhaize mit ihrem niederländischen Konkurrenten Ahold, Eigentümer der Albert Heijn-Supermärkte. Delhaize hatte gestern das seit langem kursierendem Gerücht bestätigt, in Verhandlung mit Ahold zu stehen.
Mit der Fusion entstünde ein neuer Branchen-Riese, doch zu welchem Preis?, fragt La Libre Belgique. Erste Annäherungsversuche gab es schon vor zehn Jahren. Doch der wirtschaftliche Kontext hat sich seitdem radikal verändert. Der Preiskrieg tobt und das Verhalten der Verbraucher hat sich verändert. Ahold ist in den Niederlanden Marktführer, während Delhaize auf belgischem Boden schwächelt. Die Rendite ist immer noch zu niedrig.
Die Frage, die sich stellt, ist heute, ob es eine Fusion auf Augenhöhe werde. Das darf bezweifelt werden. Aufgrund seiner aktuellen Situation ist Delhaize der Schwächere bei den kommenden Verhandlungen. Und Fusions-Verhandlungen sind eben auch ein Kräftemessen. Dieses Ungleichgewicht könnte zum Tragen kommen, wenn es darum geht, die sensiblen Punkte dieses Deals zu diskutieren. Dazu zählt beispielsweise der Verbleib des Unternehmenssitzes von Delhaize in Belgien. Das Beispiel AB InBev zeigt, dass die Brasilianer den Belgiern sagen, wo es langgeht, so La Libre Belgique.
Fusion bedeutet Niederlage von Delhaize
Le Soir legt noch einen drauf: Die Fusion, falls sie denn kommt, markiert die Niederlage von Delhaize. Anders als bei Interbrew oder Solvay ist diese Allianz keine Offensivaktion. Weil Delhaize es nicht geschafft hat, Marktführer in Belgien zu werden, ist die Kette gezwungen, ihr Vermögen und ihre Geschichte jemanden anderen zur Verfügung zu stellen. Delhaize hatte es geschafft, ein bestimmtes Image aufzubauen. Teurer, aber luxuriöser als Colruyt oder Aldi.
Delhaize verstand sich als der Supermarkt der Mittelklasse und Oberschicht. Mit der Wirtschaftskrise kam aber der vergleichende Verbraucher. Colruyt mit seiner zweifellos wirksamen Strategie und Kommunikation und die Schwäche des eigenen Managements haben Delhaize in Verunsicherung gestürzt, analysiert Le Soir.
Unschön, beschämend, egoistisch
Gazet Van Antwerpen beschäftigt sich mit der Flüchtlingsproblematik und dem Aktionsplan der EU-Kommission, der heute vorgestellt werden soll. Dazu meint die Zeitung: Es ist klar, dass Europa seine Grenzen nicht für alle öffnen kann. Doch 20.000 scheint wohl das Mindeste. Darüber sollten sich die 28 Mitgliedstaaten wohl einig werden. Die Frage ist vielmehr, wo diese Menschen auf Dauer bleiben können.
Die Kommission will mit strengen Quoten arbeiten und bestimmen, wie viele jedes Land aufnehmen muss. Doch dann wird der innenpolitische Krach losgehen. Deutschland, Österreich oder Belgien sind für solche Quoten, da sie derzeit genügend Anstrengungen vornehmen. Großbritannien ist absolut dagegen. Über die verpflichtenden Quoten ist demnach noch längst nicht das letzte Wort gesprochen. Wahrscheinlich kommen sie gar nicht und jede Regierung soll selbst bestimmen, wen sie in ihr Land lässt. In der Praxis bedeutet das: Für die Asylsuchenden, die jetzt in Libyen und in der Türkei sitzen, ändert sich fast gar nichts. Wieder einmal ein unschönes, beschämendes und egoistisches Bild, das Brüssel da abgibt, meint Gazet Van Antwerpen.
Konflikt in Burundi zeigt Parallelen zu Ruanda vor 20 Jahren
Het Belang Van Limburg kommentiert die Tatsache, dass bereits 50 Special Forces der belgischen Armee nach Burundi geschickt wurden. Dazu meint die Zeitung: Der Konflikt zwischen der friedlichen Opposition und der korrupten Machthaberclique droht zu eskalieren. Für die tausenden Belgier, die noch in Burundi leben, könnte es gefährlich werden. Die Zeitung erinnert an den Völkermord im Nachbarland Ruanda vor 20 Jahren. Dabei kamen auch zehn Belgier ums Leben. Seit dem Ende des Bürgerkriegs schien der Konflikt zwischen Hutu-Mehrheit und Tutsi-Minderheit beigelegt.
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass der Konflikt aufs Neue eine ethnische Dimension zu bekommen scheint. Die berüchtigte Imbonerakure-Miliz hat in den vergangenen Monaten Waffen aus China bekommen. Militär und Polizei treten gemeinsam auf. Wie genauer können die Parallelen mit Ruanda vor 20 Jahren noch sein? Nicht nur das Land selbst könnte im Chaos versinken. Die Gefahr einer Ansteckung der Nachbarländer Kongo und Ruanda ist besonders groß.
De Standaard kommentiert die neuesten Prognosen des Planbüros. Demnach soll die Wirtschaft in den kommenden Jahren mäßig wachsen. 200.000 neue Arbeitsplätze sollen bis 2020 entstehen. Dazu meint die Zeitung: Wir müssen die gebotenen Chancen maximal nutzen. Eine längere Periode mit stabilem Wachstum bietet die Gelegenheit, Strukturreformen relativ schmerzfrei vorzunehmen.
Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit verstärken, durch Senkung der Arbeitskosten, aber auch durch eine intelligente Produktpolitik: Waren und Dienstleistungen mit hohem Mehrwert. Wir müssen den Arbeitsmarkt lockern und Menschen, die es da schwer haben, wieder in ein Arbeitsverhältnis kriegen oder darin halten. Die Michel-Regierung, weiß also, was sie zu tun hat.
Illustrationsbild: Eric Lalmand (belga)