"Belgien spart bei UN-Missionen", titelt heute die flämische Tageszeitung De Morgen. Das Budget für Auslandsmissionen der belgischen Armee sinkt; gespart werden soll vor allem bei den humanitären und Friedensmissionen. Sie müssen mit weniger Geld auskommen oder werden gleich aufgelöst. Die Armee soll sich stärker an Militäroperationen der NATO oder der Koalition der Willigen unter US-Führung beteiligen.
Dazu meint die Zeitung: Es ist interessant zu sehen, wo diese rechte Regierung sparen will. Bei Friedensmissionen. Dabei hat Belgien bei der Konfliktvorbeugung einen guten Ruf zu verlieren. Für die Entminungsoperation im Libanon gab es internationales Lob. Sie wird jetzt gestoppt. In Militärkreisen wird diese Entscheidung kein großes Zähneknirschen verursachen. Friedensmissionen sind frustrierend. Mit Minenräumen und Nothilfe kann man keinen militärischen Ruf aufbauen. Seitens der NATO wird seit Jahren Druck auf Belgien ausgeübt, sich mehr in internationale Konflikte zu engagieren.
Mit Erfolg, wie die Beteiligung an die Mission gegen den IS im Irak beweist. Wer an solchen internationalen Kriegsoperationen teilnimmt, braucht in naher Zukunft aber mehr neues und teures Kriegsgerät. Indem er den Anteil an Kriegsmissionen im Verteidigungsbudget erhöht, äußert Verteidigungsminister Vandeput auch den Wunsch nach neuerem und besserem Material. Die Entscheidung hat einen Vorteil: Sie ist deutlich.
Wenn man Konfliktvorbeugung als links bezeichnet, dann ist die Rückkehr zur klassischen militärischen Logik rechts. Um in den Krieg ziehen zu können, muss beim Frieden gespart werden. Das ist jetzt schon schmerzhaft zu verspüren. Wer der Entwicklungszusammenarbeit und Konfliktprävention in Afrika weniger Aufmerksamkeit schenkt, der darf nicht über die Tausende Flüchtlinge jammern, die ihr Leben auf einem Boot im Mittelmeer riskieren, meint De Morgen.
Flüchtlingsquoten nicht realisierbar und am Kern der Sache vorbei
Zum Thema Flüchtlinge meldet Le Soir: Europa an UNO: Helfen Sie uns, Leben zu retten! Federica Mogherini, Chefdiplomatin der EU hat am Montag im UN-Sicherheitsrat um grünes Licht für eine Militäroperation im Mittelmeer gebeten. Die EU will jetzt militärisch gegen die Menschenschleuser vorgehen, die Flüchtlinge von Afrika nach Europa bringen. Am Mittwoch will die EU-Kommission den Mitgliedsländern aber erst einmal ihren Aktionsplan vorstellen.
Anhand von Flüchtlingsquoten sollen die Menschen gleichmäßiger auf die einzelnen Länder verteilt werden. Het Nieuwsblad meint dazu: Länder wie Schweden, Dänemark, Deutschland, aber auch Belgien und die Niederlande nehmen einen gehörigen Teil der Flüchtlinge auf. Doch das gilt nicht für alle. Das Vereinigte Königreich tut das viel weniger. Und in Osteuropa ist die Situation noch anders. Dort wollen die Flüchtlinge nicht hin und die Mitgliedsstaaten selbst sehen sie auch lieber nicht kommen.
Was alle europäischen Länder hingegen verbindet: Die Unterstützung für mehr Asylbewerber ist gering. Die Maßnahmen, die die Kommission morgen vorstellen will, werden vor allem eins sein: politisch nicht realisierbar, in der Praxis nicht machbar und am Kern der Sache vorbei. Im schlimmsten Fall ist es der Versuch der Kommission, den Schein einer Lösung zu erwecken. Und anschließend das Ganze am Widerstand der Mitgliedsstaaten scheitern zu lassen. Dann können am Ende alle besonders zufrieden über sich selbst nach Hause gehen. Außer die Asylsuchende natürlich, kommentiert Het Nieuwsblad.
Uplace: Flämische Regierung ist eine Erklärung schuldig
Gazet Van Antwerpen greift das Dauerthema Uplace auf. Die flämische Regierung hatte grünes Licht für das Rieseneinkaufszentrum im Brüsseler Norden gegeben. Mit einem Schönheitsfehler: Die Mobilitätsstudie des Studienbüros Antea verwendete veraltete und unrealistische Zahlen. Dazu meint die Zeitung: Schlechte, falsche oder schlampige Studien sind bei solchen großen Dossiers unverzeihlich: Ganze zwei Mitarbeiter des Studienbüros Antea haben die 17-seitige Studie zu diesem Monsterprojekt erstellt. Das ist kein Zeichen von großem Eifer, zählt Antea doch international 3.500 Mitarbeiter.
Die Verbindungen zwischen Antea und Uplace waren schon vor einigen Monaten herausgekommen. Die flämische Regierung ist jetzt eine Erklärung schuldig. Hat denn keiner beim Lesen der Studie gemerkt, dass die Zahlen aus 2007 stammen? Das fällt schwer zu glauben, meint Gazet Van Antwerpen.
Sexist, Macho, Kolonialist
Alle flämischen Tageszeitungen bringen heute einen Nachruf auf Jef Geeraerts. Der flämische Schriftsteller verstarb am Montag im Alter von 85 Jahren nach einem Herzstillstand. Er ist Autor des umstrittenen vierteiligen Gangreen-Zyklus. Die Romane gelten als pornografisch und voller Gewalt und waren sogar Gegenstand einer Debatte im Parlament. Seine Polizei-Thriller "Der Fall Alzheimer" und "Dossier K" wurden verfilmt.
In den 1950er Jahren war er Beamter im Kongo. De Morgen erinnert: Jef Geeraerts war niemals übertrieben politisch korrekt, eher im Gegenteil. Oft nannte man ihn einen Sexisten und noch viel öfter einen Macho oder unverbesserlichen Kolonialisten. Dem kann man nicht viel entgegensetzen. Außer eins: Unter der rauen und oft unangenehmen Fassade muss viel Liebe versteckt gewesen sein. Sein umfangreiches literarisches Werk bezeugt dies.
Illustrationsbild: Bruno Fahy (belga)