"Sturm der Entrüstung nach Leihmutter-Börse in Brüssel", titelt La Libre Belgique. "Heftige Kritik an teurer Leihmutterschaft", schreibt Het Nieuwsblad. "Amerikanischer Veranstalter kann Empörung nicht nachvollziehen", bemerkt De Standaard.
Menschenhandel, Ausbeutung von Frauen, verwerfliche Praxis - so lauteten einige der Vorwürfe. Zu der Börse in den Räumlichkeiten der Region Brüssel hatte am Sonntag eine US-Firma geladen. Gekommen waren rund 100 gleichgeschlechtliche Paare. "Das ist für uns eine der wenigen Möglichkeiten, ein Kind zu bekommen", erklärt ein homosexuelles Ehepaar in Het Nieuwsblad.
Die Polemik entzündet sich aber auch an den hohen Kosten einer solchen Leihmutterschaft von bis zu 150.000 Euro. In den Vereinigten Staaten ist die Praxis, bei der eine Frau ein Kind für ein fremdes Paar gegen Bezahlung austrägt, legal. Hierzulande gibt es für die Leihmutterschaft hingegen keinerlei rechtliche Regelung.
Das Thema Leihmutterschaft erhitzt die Gemüter
Le Soir und Het Nieuwsblad fordern deshalb einen strengen gesetzlichen Rahmen, um Missbrauch vorzubeugen. Allerdings dürften die Debatten darüber im Parlament alles andere als einfach werden: Hier kommen sich Emotionen, Moral und wissenschaftlicher Fortschritt in die Quere. Ethische Grundsatzdiskussionen spalten die Gesellschaft und manche meinen, Belgien sei schon weit genug gegangen. Dieses Thema außen vor zu lassen, wird aber nur dazu führen, dass die derzeitigen Grauzonen bestehen bleiben, warnt Le Soir.
Die katholisch-geprägte Libre Belgique sieht das naturgemäß anders: Das Blatt fordert ein Verbot der Leihmutterschaft in Belgien, ähnlich wie es in Frankreich besteht - und zwar für alle Paare. Auch wenn man das Leid unfruchtbarer Paare nachvollziehen kann, kann man eine solche Instrumentalisierung des weiblichen Körpers und die Ausbeutung der Leihmütter nicht zulassen, findet La Libre Belgique. Paaren, die keine Kinder bekommen können, empfiehlt die Zeitung stattdessen eine Adoption.
Unerwünschte Werbung kann teuer werden
"Belgier können von nun an persönlich adressierte Werbung ablehnen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Verbraucherschutzminister Kris Peeters hat die Gesetzeslage entsprechend anpassen lassen. Will man etwa von einer Supermarktkette keine Werbung auf seinen Namen mehr im Briefkasten haben, dann kann man das dem Unternehmen jetzt schriftlich mitteilen. Schickt die Firma trotzdem weiter Werbung, dann kann das bis zu 10.000 Euro pro Verstoß kosten. Aber aufgepasst: Das gilt nicht für nicht personalisierte Wurfsendungen und Reklameblätter. Hier hilft nur ein "Bitte keine Werbung"-Aufkleber.
"Nie wieder!"
De Morgen befasst sich mit der Gedenkveranstaltung am Sonntag 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau. "Nie wieder!", hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu Recht gefordert. Das Blatt begrüßt, dass auch zahlreiche belgische Politiker vor Ort waren. In Sachen Zweiter Weltkrieg hat unser Land nämlich noch einiges aufzuarbeiten. Die Schlacht von Waterloo und der für Belgien besonders schmerzhafte Erste Weltkrieg überschatten die Geschehnisse zwischen 1940 und 1945. Die Rolle Belgiens im Zweiten Weltkrieg ist aufgrund der Kollaboration mit den Nazis immer noch ein ungern diskutiertes und kontroverses Thema - im Gegensatz zur eindeutigen Opferrolle Belgiens im Ersten Weltkrieg, meint die Zeitung.
Unangemeldete Hausbesuche von der ONEM
"Das Landesamt für Arbeitsbeschaffung, ONEM, darf Arbeitslose jetzt auch zu Hause kontrollieren", meldet De Standaard. Der für Betrugsbekämpfung zuständige Staatssekretär Bart Tommelein von der OpenVLD hat Grünes Licht für die unangemeldeten Hausbesuche gegeben. Voraussetzung ist aber ein schwerwiegender Verdacht auf Missbrauch von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Beispiel: Wenn Lebensgefährten getrennte Wohnungen angeben, tatsächlich aber zusammen wohnen und so höhere Leistungen beziehen, als ihnen eigentlich zustehen. Im vergangenen Jahr haben die Behörden allein über 10.000 solcher Betrugsfälle aufgedeckt.
Geklüngel bei Baugenehmigungen in flämischen Gemeinden
"Vetternwirtschaft bei Baugenehmigungen in Flandern", titelt De Morgen. Seitdem die Kommunen und nicht mehr die Region für die Vergabe von Bauerlaubnissen zuständig sind, lassen immer mehr Bauherren ihre Beziehungen spielen, um die Entscheidung in die gewünschte Richtung zu lenken. Außerdem finden die Gemeinden kaum entsprechend geschultes Personal. Ein Politikwissenschaftler von der Universität Hasselt erklärt in der Zeitung, dass städtische Raumordnungs-Beamte immer häufiger mit Lokalpolitikern zusammenrasseln. Seit 2005 können die flämischen Kommunen die Raumordnung auf ihrem Gebiet selbst verwalten - inzwischen tun das zwei Drittel der 308 Gemeinden in Flandern.
Chelsea jubelt - auch dank zwei Belgiern
Fast alle Blätter blicken auf die englische Premier League. "Eden Hazard schießt Chelsea zum Meister", jubelt Het Nieuwsblad. Der Belgier sorgte am Sonntag für das entscheidende 1:0 im Spiel gegen Crystal Palace. Und noch ein Belgier hat maßgeblichen Anteil am Chelsea-Erfolg: Torwart Thibaut Courtois.
Archivbild: Yoshikazu Tsuno (afp)