"Nepal liegt in Trümmern", titeln Le Soir und Gazet van Antwerpen. "Tod im Himalaya", so die Schlagzeile von De Standaard. "Tod und Verzweiflung in Nepal", schreibt L'Avenir auf Seite eins.
Am Samstag hatte in Himalaya die Erde gebebt; die Erdstöße erreichten eine Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Nach letzten Angaben kamen dabei über 3.200 Menschen ums Leben, tausende weitere wurden verletzt.
Viele Zeitungen bringen ausgewachsene Fotostrecken, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen. In einigen Gebieten liegt buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen. Das Zentrum der Hauptstadt Kathmandu wurde fast komplett verwüstet. "Alles ist kaputt und die Menschen haben Angst vor neuen Erdstößen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Nepal- Wettlauf gegen die Zeit
"Ein Land ruft um Hilfe", titelt denn auch Het Laatste Nieuws. Das Blatt fügt das eigenwillige Adjektiv "straßenarm", hinzu; das größte Problem für die Hilfskräfte sei nämlich, dass viele Gebiete in der unwirtlichen Bergregion nur sehr schwer zugänglich sind.
"Belgien eilt Nepal zu Hilfe beim Wettlauf gegen die Zeit, um noch Überlebende zu finden", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Am Sonntagabend ist ein Team der schnellen Katastropheneinsatztruppe B-Fast nach Nepal aufgebrochen. Mit dabei sind Ärzte, Katastrophenschützer und Suchhunde. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat ebenfalls ein Rettungsteam losgeschickt, inklusive 25 Tonnen an Hilfsgütern. "Hilfe strömt nach Nepal", schreibt denn auch Het Belang van Limburg.
Es war jedenfalls das schlimmste Erdbeben im Himalaya seit 1934, weiß De Standaard. Dabei ist es aber eine Katastrophe mit Ansage, wie einige Zeitungen hervorheben. Fachleute erwarteten schon seit Jahren ein Erdbeben größeren Ausmaßes in der Region, notiert Het Laatste Nieuws. Allerdings kann immer noch niemand den genauen Zeitpunkt vorhersagen, fügt De Morgen hinzu. Die Menschen in Nepal lebten denn auch auf einer "tickenden Zeitbombe". "Und das Schlimmste kann noch kommen", warnt ein Experte in Het Laatste Nieuws. Vielleicht sei dieses Erdbeben nur der Vorbote von noch etwas "viel Größerem". Geologen hatten nämlich eigentlich für die Region ein noch viel stärkeres Erdbeben vorausgesagt.
Viele Zeitungen bringen heute den Erlebnisbericht des belgischen Bergsteigers Jelle Veyt. Der 28-Jährige befand sich zum Zeitpunkt des Erdbebens in einem Basislager am Mount Everest. Das Erdbeben hatte am höchsten Berg der Welt verheerende Lawinen ausgelöst. Dabei kamen mindestens 19 Bergsteiger und Sherpas ums Leben. "Ich musste laufen um mein Leben", sagt Jelle Veyt in De Morgen. "Es war die Hölle".
Das belgische Außenministerium wartet unterdessen weiter auf ein Lebenszeichen von 21 Landsleuten, die sich zum Zeitpunkt der Katastrophe in Nepal aufhielten und die sich bislang nicht gemeldet haben. Bei zehn von ihnen gebe es Grund zur Besorgnis, hieß es.
"Relatives" Interesse
Bei solchen Katastrophen hört man immer wieder dieselben zynischen Informationen, kritisiert L'Avenir. Ist es wirklich wichtig zu wissen, ob Belgier unter den Opfern sind, wenn auf der anderen Seite über 3.000 Nepalesen ums Leben kommen? Können wir nicht einmal unsere egozentrischen Erwägungen zurückstellen? Und dann hört man auch noch, dass ein Land 25 Säuglinge prioritär aus dem Katastrophengebiet ausfliegen lässt. Der Grund: Diese Babys wurden von Leihmüttern ausgetragen und die Adoptiveltern sitzen im Ausland. Zum Glück gibt es wenigstens Nichtregierungsorganisationen, die den Menschen helfen, ohne vorher auf den Pass zu schauen.
Auch La Dernière Heure widmet den Ereignissen einen nachdenklichen Kommentar. Im Augenblick erfasst uns eine Welle der Emotionen, bemerkt das Blatt. Doch seien wir mal ehrlich: Wären wir genauso betroffen, wenn es nicht Kathmandu getroffen hätte, sondern Länder wie den Iran oder Afghanistan? Und was passiert, wenn besagte Welle der Betroffenheit einmal abgeebbt ist? Gerät da nicht die Region zu schnell wieder in Vergessenheit? Das alles nur um zu sagen: Hilfe kann relativ sein.
Tax-Shift: (K)eine Revolution?
Einige Leitartikler beschäftigen sich auch heute mit der geplanten Steuerreform. Hinter den Kulissen haben die Verhandlungen darüber begonnen. Vor allem die flämischen Christdemokraten CD&V erhoffen sich von diesem Tax-Shift, dass die Gerechtigkeit wieder hergestellt wird. Durch die Verringerung der Steuerlast auf Arbeit würden die Bezüge der Arbeitnehmer steigen und damit könnte man die christliche Gewerkschaft CSC besänftigen.
Der CD&V-Vizepremier Kris Peeters hat in diesem Zusammenhang alle Parteien dazu aufgerufen, mutig zu sein und von ihren ideologischen Dogmen abzurücken. Peeters hat da eine fast schon staatsmännische Haltung eingenommen, lobt die Brüsseler Zeitung Le Soir. Geht es nach Kris Peeters, dann sollte der Tax-Shift fast schon zu einer kleinen Revolution werden. Es sei aber zugleich die Stunde der Wahrheit für die Schwedische Koalition, fügt er hinzu. Und das sollten sich alle anderen, insbesondere die N-VA, hinter die Ohren schreiben. Denn: Der Mann meint das ernst.
Het Belang Van Limburg warnt vor falschen Erwartungen. Egal wo die Regierung das Geld hernimmt, die Rechnung landet in den meisten Fällen doch ohnehin beim Bürger. Beispiel: Wenn Mieteinkünfte besteuert werden, dann kann man sich an den fünf Fingern abzählen, dass irgendwann die Mieten steigen. Es wird sicherlich nicht so sein, dass wir eines Morgens in einer neuen Welt aufwachen.
Alles gut!
"Neun schlechte Beurteilungen bei insgesamt 19.000 Beamten", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Im vorliegenden Fall geht es um die Mitarbeiter des Finanzministeriums. Im vergangenen Jahr hatte der damalige Staatssekretär für den Öffentlichen Dienst, Hendrik Bogaert, noch vollmundig angekündigt, dass man den Beamten jetzt auf die Pelle rücken werde; es wurde also ein neues Bewertungssystem eingeführt. Bei neun schlechten Beurteilungen auf 19.000 könne man allerdings nicht sagen, dass das System einen wirklich großen Impact habe, räumen Gewerkschafter ein.
Bild: Prakash Mathema (afp)