"Endlich kommt ein bisschen Hilfe", titelt De Morgen. "Zehn Maßnahmen, um das Drama im Mittelmeer zu beenden", schreibt Het Nieuwsblad. "Europa muss ins Wasser springen", meint La Libre Belgique und zeigt, wie viele andere Zeitungen auf ihren Titelseiten, Bilder einer Rettungsaktion von Flüchtlingen vor der griechischen Insel Rhodos.
Zehn Maßnahmen zur Soforthilfe, ein Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag in Brüssel sowie die Einsicht, dass ein Wendepunkt erreicht ist: Die Europäische Union tritt in der Flüchtlingskrise doch noch in Aktion, bemerkt De Morgen. Die EU-Kommission sowie die Innen- und die Außenminister haben am Montag in Luxemburg unter anderem vorgeschlagen, die Mittel zur Seenotrettung zu verdoppeln. Außerdem soll gezielter gegen Schlepperbanden vorgegangen werden. Ihre Boote sollen beschlagnahmt und zerstört werden, hebt Het Nieuwsblad auf Seite eins hervor. Anlass für den Aktionsplan sind die anhaltenden Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer, bei denen in den vergangenen Tagen schätzungsweise 1.000 Menschen ums Leben gekommen sind.
"EU endlich wachgerüttelt"
Gazet Van Antwerpen meint: Hoffentlich sind die Flüchtlinge nicht umsonst gestorben. Europas Staatenlenker sind jetzt wachgerüttelt worden. Hoffentlich führen die Katastrophen dazu, dass Europa eine durchdachte und zugleich menschliche Asylpolitik auf den Weg bringt. Schätzungen zufolge wollen noch bis zu eine Million Menschen in Libyen die gefährliche Überfahrt nach Europa wagen, fügt Het Laatste Nieuws hinzu.
La Libre Belgique sieht die EU mit ihren Grundwerten wie Demokratie, Solidarität und menschliche Würde konfrontiert. Natürlich sind die Kriege in Afrika und im Nahen Osten, die extreme Armut und die Menschenhändler unmittelbar für die Tragödien mit Tausenden Toten verantwortlich. Allerdings kann sich die EU nicht von ihrer Mitschuld freireden. Die strenge Einwanderungspolitik der Mitgliedsstaaten hat dazu beigetragen, dass sich die Lage zugespitzt hat. Wenn Europa das Flüchtlingsproblem ernsthaft lösen will, dann reichen die zehn Sofortmaßnahmen nicht aus, dann muss die schwierige Debatte über eine gemeinsame Migrationspolitik geführt werden. Langfristig wird die EU auch zur Stabilisierung der Problemländer in Afrika beitragen müssen, damit niemand mehr fliehen muss. Befriedung und Wiederaufbau verlangen einen gewaltigen Kraftakt von Europas Diplomaten. Zudem müssen alle EU-Staaten ihren Verpflichtungen in Sachen Entwicklungszusammenarbeit auch tatsächlich nachkommen, fordert La Libre Belgique.
"Auch Belgien muss mehr tun"
De Morgen verlangt mehr Einsatz von Belgien. Es kann nicht sein, dass der zuständige Staatssekretär Theo Francken vor den Folgen einer besseren Seenotrettung warnt - das stößt an die Grenzen des Zynismus'. Für den Staatssekretär sollen die ertrinkenden Flüchtlinge also eine abschreckende Wirkung auf Nachahmer haben. Es ist nicht so als würde unser Land angesichts der aktuellen Krisen tatenlos bleiben. So will die Regierung vermehrt Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Wir könnten aber weitaus mehr tun, ist das Blatt überzeugt.
De Standaard hofft, das der Begriff Solidarität keinen bösen Nachgeschmack bekommt. Das gilt für alle Bereiche: Wer betrügt, zerstört das System. Dagegen müssen wir mit voller Härte vorgehen. Wer unsere Hilfe aber wirklich braucht, der sollte sie auch bekommen, mahnt die Zeitung.
Neue Streiks, Regierung bleibt hart
"Sozialer Unmut gegen die Schwedische Koalition", titelt Le Soir. Die Gewerkschaften stehen mit der Föderalregierung auf Kriegsfuß, das Kabinett will aber an seinen Reformen festhalten. Am Mittwoch dürfte der FGTB-Streik im öffentlichen Dienst für landesweite Behinderungen sorgen - unter anderem bei der Bahn, im öffentlichen Nahverkehr, in den Schulen und der Verwaltung. Die Zeitung schreibt: Indexsprung, Rentenreform und Tax-Shift, die Regierung Michel wird in den nächsten Tagen ihre Feuertaufe erleben. Dabei kommt es auf den Inhalt an. Geht es nur um die Rente mit 67 oder will die Regierung tatsächlich dafür Sorge tragen, dass ältere Arbeitnehmer in den Unternehmen angepasste Arbeitsbedingungen erhalten? Gleiches gilt für die Steuerreform: Geht es nur um Kosmetik oder werden die Wohlhabenden wirklich stärker zur Kasse gebeten?
Telenet und ausgestreckte N-VA-Hand
Viele Blätter befassen sich mit der Übernahme des Mobilfunkanbieters Base durch den flämischen Telekomkonzern Telenet. Kostenpunkt: 1,3 Milliarden Euro. "Schlechte Neuigkeit für Mobistar, aber auch für uns Verbraucher", meint De Morgen. Proximus und Telenet werden künftig den belgischen Mobilfunkmarkt dominieren. Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen, warnen die Verbraucherschützer von Test-Achats in L'Echo.
"N-VA will V-Zeichen durch offene Hand ersetzen", titelt Het Nieuwsblad. Die flämischen Nationalisten wollen ihr Wahlkampfzeichen - Zeige- und Mittelfinger, die ein V wie Vlaanderen und Veränderungen bilden - aufgeben. Stattdessen soll eine ausgestreckte Hand jetzt ihr Erkennungszeichen werden. Die Hand als Stupser für den Wandel und als Stoppzeichen für die Missstände im Land
Illustrationsbild: Olivier Vin (belga)