Löst Dehaene den BHV-Konflikt?
La Libre Belgique macht auf Seite 1 mit der Arbeit von Jean-Luc Dehaene auf. Er will heute Abend den Parteichefs der Regierungsmehrheit das Ergebnis seiner Vermittlerarbeit zur Lösung im Streit um die Zukunft des Wahlkreises von Brüssel-Halle-Vilvoorde vorlegen. Dehaene könne es schaffen, er könne genauso gut aber auch scheitern, meint das Blatt. Möglicherweise erfolgreich könne das politische Schwergewicht Dehaene wegen seiner Erfahrung beim Schmieden von Kompromissen sein. Gleichzeitig sei es durchaus vorstellbar, dass man die Verhandlungen über das heute von ihm erwartete Grundsatzpapier ausdehnen und so zu einem Erfolg führen könnte.
Überdies erhöhe das derzeit herrschende Vertrauen innerhalb der Regierungsmannschaft von Premier Leterme Dehaenes Erfolgsaussichten. Dennoch gebe es Stolpersteine, schreibt La Libre Belgique und verweist auf die Nicht-Einsetzung dreier Bürgermeister in Kommunen an der Brüsseler Peripherie.
Luftverkehr weiter stark beeinträchtigt
Das Flugverbot wegen geschlossener Lufträume als Folge des Vulkanausbruchs in Island beschäftigt auch heute wieder fast alle belgischen Tageszeitungen. Het Laatste Nieuws titelt zur Verwirrung, zu der immer wieder verlängerte Flugverbote inzwischen geführt haben. Während die politisch Verantwortlichen im Land den Luftraum über Belgien bis 20 Uhr heute Abend weiter geschlossen halten, würden Fluggesellschaften ungeachtet dessen bis morgen oder sogar Mittwochmittag alle ihre Maschinen am Boden halten.
Allerdings soll es Fluggesellschaften ab morgen erlaubt sein, leere Flugzeuge nach Belgien zurückzufliegen. König Albert II, so weiß Het Laatste Nieuws, sitzt derweil in der Provence fest. Das Staatsoberhaupt hatte seine für gestern geplante Rückreise nach Brüssel wegen des Flugverbots nicht antreten können.
De Standaard meint, dass es hier und da im europäischen Luftraum zu einer Lockerung des Flugverbots kommt. Diese sei allerdings nur vorübergehend. Da die Wetterverhältnisse sich ab morgen wieder verändern sollen, sei ab dann erneut mit einer vollständigen Sperrung des Luftraums über weiten Teilen Europas zu rechnen. Kommentierend meint das Blatt, dass es einem unbekannten Vulkan auf einer nordatlantischen Insel gelungen ist, dafür zu sorgen, dass man inne hält. Alle Fabriken und stinkenden Autos zusammen hätten dies weltweit nicht geschafft. Gleichzeitig kämpften viele Unternehmen wegen des Flugverbots mit immer größeren Problemen. Nicht nur Luftfahrt und Touristik leiden, auch andere Bereiche, die auf den Lufttransport angewiesen sind, erleiden Schaden, schreibt De Standaard.
Gazet Van Antwerpen fragt auf der Titelseite "Wie lang noch?" und meint, dass die Kritik am Flugverbot wachse. Nach Angaben der niederländischen Fluggesellschaft KLM sei die Sicherheit in der Luft gewährleistet. Auch der europäische Verband der Airlines verlange jetzt ein Ende des Flugverbots. Während dessen säßen zehntausende ungeduldige Belgier überall auf der Welt fest, nachdem sie als Folge der Luftraumsperrung irgendwo im Ausland gestrandet waren. Derweil würden Experten schätzen, dass die Aschewolke nach dem Vulkanausbruch wohl noch die ganze Woche für Beeinträchtigungen im Flugverkehr sorgen dürfte.
De Morgen glaubt, dass das weiterhin geltende Flugverbot zur größten finanziellen Katastrophe der Luftfahrtgeschichte wird. Bislang seien bereits 63.000 Flüge annulliert worden, 26 Länder seien betroffen. Gut 20.000 Belgier würden heute ihrem Arbeitsplatz fern bleiben oder nicht zur Schule gehen können. Weltweit sorge die Sperrung der Lufträume über Europa für Verluste von täglich 150 Millionen Euro. Angesichts dieser Zahlen drängten immer mehr Luftfahrtgesellschaften auf ein rasches Aufheben des Flugverbots. Auf dem Brüsseler Flughafen in Zaventem schlage sich ein Tag ohne Flugverkehr mit durchschnittlich 93 Millionen Euro Verlust nieder, rechnet De Morgen vor.
Auch Le Soir schreibt, dass der Druck der Fluggesellschaften deutlich zunehme und man gleichzeitig Zweifel an übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen feststellen könne. Europas Himmel klare langsam Stück für Stück auf, meint die Brüsseler Tageszeitung. Einige Flugverbindungen im Himmel über Europa würden heute wieder abgewickelt. Derweil bleibe die Luftraumsperrung über Belgien weiter gültig. Die Europäische Union wolle versuchen, eine maximale Anzahl von Flugrouten ab heute wieder frei zu geben. Die Hälfte aller in der EU heute geplanten Flüge könnte abheben. Mehrere Fluggesellschaften hätten am Wochenende Testflüge unternommen, ohne dass diese wirklich erfolgreich gewesen wären. Le Soir fragt deshalb: Was, wenn der Vulkan in Island sich nicht beruhigt? Der Ausbruch könne Wochen dauern. Die Aschewolke könnte sich auch Richtung Ostküste der USA bewegen. Die Wirtschaft würde tiefgreifend beeinträchtigt, wenn der Vulkanausbruch nicht zum Stillstand käme.
RSC Anderlecht erneut belgischer Fußballmeister
Vers l'Avenir und La Derniere Heure schließlich haben den Titelgewinn des Brüsseler Fußballklub RSC Anderlecht auf der Titelseite. Der Club hat gestern seinen 30. Titel als belgischer Fußballmeister erobert und dies sei 30-fach verdient, titelt La Derniere Heure.
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