"Günter Grass - das Ende des Gewissens von Deutschland", schreibt De Standaard auf Seite eins. Le Soir nennt ihn das "Schlechte Gewissen Deutschlands".
Bemerkenswert wenige Zeitungen erinnern an Günter Grass, der am Montag im Alter von 87 Jahren verstorben ist. De Morgen nennt Grass im Innenteil das "manchmal wankende linke Gewissen". Gerade in seinen letzten Lebensjahren habe der streitbare Schriftsteller sich zuweilen auch schon mal vergaloppiert.
Fachkräftemangel, Dioxin-bedingte Krebsfälle und PEGIDA in Gent
"83.000 offene Stellen in Belgien", titelt derweil Le Soir. Das Blatt beruft sich auf die EU-Statistikbehörde Eurostat. Diese hohe Zahl an Jobangeboten steht in krassem Widerspruch zu den 460.000 Vollarbeitslosen in Belgien. Händeringend gesucht werden nach wie vor Ingenieure, Programmierer, Klempner und Pflegepersonal. Die Arbeitgeber sind nach wie vor davon überzeugt, dass junge Menschen nicht gezielt genug in Richtung dieser bekannten Mangelberufe orientiert werden.
"Die Dioxin-Krise soll 20.000 zusätzliche Krebsfälle verursacht haben", schreiben Het Nieuwsblad und De Standaard auf Seite eins. Zu dieser Feststellung kommt ein Krebsspezialist der Uni Gent. 1999 war eine großflächige Dioxin-Verseuchung von Eiern und Geflügelprodukten festgestellt worden. Ursache waren Reste von Transformatoröl in Futtermitteln. Experten schätzten seinerzeit die Zahl der Krebserkrankungen in Folge der Dioxin-Krise auf 8.000. Die tatsächliche Zahl ist aber offensichtlich zweieinhalb mal höher. Zudem wurden deutlich mehr Diabetes-Fälle festgestellt, die ebenfalls mit der Dioxin-Krise in Verbindung gebracht werden können.
De Morgen hat die PEGIDA-Kundgebung am Montag in Gent beobachtet. Es war die erste genehmigte Demonstration der islamkritischen Vereinigung in Belgien. Das Kollektiv "hart boven hard" hatte zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Die Feststellung von De Morgen: "Gent entscheidet sich für Hart boven hard". Die Kundgebung für Solidarität und Toleranz zog doppelt so viele Teilnehmer an wie die PEGIDA-Demo, bei der rund 200 Menschen gezählt wurden.
Das Problem der Bluterze
"Eine europäische Richtlinie gegen Bluterze", so die Schlagzeile von Le Soir. "Die Bluterze spalten das EU-Parlament", schreibt L'Echo auf Seite eins. Im zuständigen Ausschuss des Europäischen Parlaments steht heute ein Gesetzesentwurf zur Debatte, der eine Rückverfolgbarkeit gewisser Erze beinhaltet. In erster Linie soll es darum gehen, Bodenschätze erkennen zu können, die in Kriegsgebieten abgebaut wurden. L'Echo ruft die Abgeordneten dazu auf, sich nicht beeinflussen zu lassen. Viel zu lange haben Erze wie Gold, Tantal, Wolfram oder Zinn Kriege angeheizt. Allein in den letzten 15 Jahren sind im Osten des Kongo und den Nachbarregionen fünf Millionen Menschen getötet worden. Diese Rohstoffe sind für die Herstellung von Handys oder Flachbildschirmen unabdingbar. Und das EU-Parlament könnte jetzt mit einem Gesetz dafür sorgen, dass Bluterze aus Konfliktgebieten erkennbar sind. Grundvoraussetzung ist aber, dass die Abgeordneten nicht am Ende doch dem Druck der Lobbyisten oder der Industrie nachgeben.
Le Soir zieht eine Parallele zu den Ereignissen in Nigeria. Vor exakt einem Jahr verschwanden dort über 200 Schülerinnen. Sie wurden von der radikalislamischen Miliz Boko Haram entführt. Wir im Westen haben diese Mädchen längst vergessen, ebenso wie die unzähligen Vergewaltigungsopfer im Osten Kongos. Der Missbrauch von Frauen und Mädchen ist in den schmutzigen Kriegen um Bodenschätze eine gängige Waffe. Hier allerdings können wir etwas tun, brauchen wir uns nicht auf Solidaritätsbekundungen zu beschränken. Eine Rückverfolgbarkeit von Bluterzen wäre ein erster Schritt, um das Übel an der Wurzel zu bekämpfen.
Shirt der Schande
In Flandern sorgt eine eigenwillige Trainingsmethode für Diskussionsstoff. Ein Jugendtrainer des Fußballvereins KV Ostende hat seine Spieler monatelang gedemütigt: Wer schlecht trainierte oder einen Elfmeter verschoss, musste eine Woche lang ein T-Shirt tragen mit der Aufschrift "lul van de week", was man jugendfrei übersetzen könnte als "Depp der Woche". Neben dem Schriftzug abgebildet: ein männliches Geschlechtsteil. Bis der Vater eines Jungen die Sache ans Licht brachte. "So erniedrigte KV Ostende seine Jugendspieler", klagt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite an.
Het Nieuwsblad spricht von einem "ekelhaften T-Shirt". Der Verein reagierte jedenfalls und setzte den Jugendtrainer vor die Türe. In Het Nieuwsblad reagiert der 28- Jährige fassungslos: "Monatelang gab es keine Beschwerden. Und jetzt schmeißen sie mich einfach raus."
"Das kommt vielleicht ein bisschen spät", meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Solche Erniedrigungen gab es schon seit Jahren. Hier haben aber nicht nur die Vereinsverantwortlichen weggeschaut, sondern auch die Eltern. Dieselben Leute, die Lehrern regelmäßig auf die Pelle rücken, unterwerfen sich vollends dem Traum ihres Sohnes von einer Fußballkarriere. Und am Wochenende wird der Schiedsrichter von den Fußballeltern auch mal gerne als "Depp" beschimpft. Sobald ein Ball im Spiel ist, sind Aggressionen oder Erniedrigungen offensichtlich geduldet.
Restaurant: "1 x Strom macht 50 Cent"
Viele Zeitungen schließlich berichten über die doch unverschämte Preispolitik eines Restaurantbetreibers aus Löwen. Ein junges Paar hatte darum gebeten, das Fläschchen ihres Babys aufzuwärmen. Die Dienstleistung tauchte später auf der Rechnung auf: 1 x Strom macht 50 Cent. Prinzipiell sei das zwar erlaubt, sagt ein Sprecher des Gaststättenverbandes in Het Nieuwsblad. Wirklich intelligent sei das Ganze aber nicht gewesen.
Bild: Fabian Bimmer (epa)