"Bombe beim Front National in Frankreich geplatzt", titelt De Standaard. Bei L'Avenir heißt es: "Marine Le Pen kehrt ihrem Vater den Rücken". "Krieg an der Spitze des rechtsextremen FN", schreibt La Libre Belgique.
Nach neuen, höchst umstrittenen Äußerungen von Jean-Marie Le Pen hat sich seine Tochter, die aktuelle Vorsitzende der Partei, öffentlich von ihm distanziert. Der 86-Jährige hat in einem heute erscheinenden Interview die Gaskammern der Nazis erneut als "Detail der Geschichte" abgetan. Marine Le Pen will ihrem Vater jetzt verbieten, als Spitzenkandidat in Südfrankreich bei den im Dezember stattfindenden Regionalwahlen teilzunehmen und auch sonst will die Partei mit Le Pen Senior auf Distanz gehen.
Überfällige Trennung auf dem Silbertablett serviert
Es ist der Tropfen, der das rechtsextreme Fass zum Überlaufen gebracht hat, analysiert L'Avenir. Allerdings bekommt Marine Le Pen die längst überfällige Trennung ihres Vaters mit dem ekelerregenden Gedankengut auf dem Silbertablett serviert, nuancieren La Libre Belgique und La Dernière Heure. Marine Le Pen ist eine hervorragende Strategin: Sie weiß, wie sie ihren rechtspopulistischen FN salonfähig machen kann. Jetzt hat sie "Vatermord" begangen, dafür ist das Problem Le Pen aber noch lange nicht gelöst, warnen die Zeitungen.
Der Streit zwischen Tochter und Vater ist weitaus mehr als nur ein zusätzliches Kapitel in der billigen Le Pen-Familiensoap, findet Het Nieuwsblad. Der Bruch steht symbolhaft für die Entwicklung fast aller rechtsextremen Parteien in Europa. Waren die Rechten in der Nachkriegszeit zunächst weiter antisemitisch und offen ausländerfeindlich, feuern sie ihre Giftpfeile heute fast ausschließlich auf den Islam und die EU ab. Genau so verhält es sich beim Vlaams Belang. Mit einem Unterschied zu Frankreich: Die Rechten in Belgien drohen mittlerweile an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern, während bei der letzten Département-Wahl jeder vierte Franzose den Front National gewählt hat.
Le Soir meint: FN-Wähler sollte man nicht verachten. Arbeits- und Perspektivlosigkeit sowie das Unsicherheitsgefühl sind keine Probleme, die Marine Le Pen erfunden hat. Es gibt sie wirklich. Allerdings liefern rechte Parteien keine Lösungen. "Wir Demokraten sollten die Probleme nicht unter den Teppich kehren, sondern nach Alternativen suchen, um unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft zu bewahren", fordert das Blatt.
Russlands "nützliche Idioten"
De Standaard berichtet über den umstrittenen Besuch des griechischen Premierministers Alexis Tsipras im Kreml. Zwar hat Russlands Präsident Wladimir Putin Athen keine finanzielle Hilfe angeboten, dafür aber lukrative Gas-Geschäfte. Tsipras erklärte in Moskau, Griechenland habe nie zu den Befürwortern der Russland-Sanktionen gehört. Für L'Echo spielt der griechische Regierungschef mit dem Feuer. Die Zeitung warnt Tsipras davor, sich vor Putins Karren spannen zu lassen und die EU zu spalten. In manchen radikalen linken Kreisen wird Russland als so etwas wie der Gegenpol zur europäischen Sparpolitik gesehen. Dabei sollten Tsipras und Co. nicht vergessen: Schon zu Sowjet-Zeiten hatte Lenin die europäischen Kommunisten als "nützliche Idioten" bezeichnet. Die Griechen sollten sich überlegen, ob sie wirklich das Spielzeug des russischen Bärs sein wollen.
Energieverbrauch verrät Sozialbetrüger
"Zu geringe Strom- und Gasrechnungen verraten Sozialbetrüger", titelt De Morgen. Im vergangenen Jahr haben die Behörden über 10.000 Fälle von Sozialbetrug aufgedeckt. Dabei geht es unter anderem um Arbeitslose, die angeben, alleinstehend zu sein, in Wirklichkeit aber mit Partner oder Partnerin zusammenleben und so höhere Bezüge einstreichen als ihnen eigentlich zustehen. Durch das Zusammenfügen verschiedener Datenbanken sowie durch die Kontrolle von Strom-, Gas- und Wasserverbrauch konnten die Ermittler deutlich mehr Betrüger aufspüren als in den Vorjahren. Die Zeitung fragt sich aber, ob die Behörden nicht zu weit gehen und der Datenschutz noch eingehalten wird.
Prinz Laurent, Fußball und ein kleines Wunder
Wie La Libre Belgique berichtet, will Prinz Laurent zwei Unternehmen retten, die er vor mehreren Jahren ins Leben gerufen hatte. Dabei handelt es sich unter anderem um das in Schwierigkeiten steckende "Haus der erneuerbaren Energien" in Brüssel. Prinz Laurent erklärt in der Zeitung: "Mein Vater und seine Entourage haben meine Arbeit jahrelang sabotiert".
Het Nieuwsblad blickt auf das Gehalt der Profi-Fußballspieler in Belgien. Im Schnitt beträgt ihr monatlicher Bruttolohn 21.000 Euro. Es gibt allerdings große Unterschiede: Bei Rekordlandesmeister Anderlecht verdient ein Spieler bis zu 50.000 Euro im Monat, bei Westerlo dagegen sind es "nur" 6.000 Euro.
Het Laatste Nieuws berichtet über ein kleines Wunder. In der Nähe des Brüsseler Nordbahnhofs hat ein Baby am Mittwoch einen Sturz aus dem dritten Stock unverletzt überlebt. Aus noch ungeklärter Ursache fiel das Kind aus einem geöffneten Fenster. Glücklicherweise landete es im Garten und nicht auf der nur wenige Zentimeter entfernten Terrasse.
Bild: Valery Hache (afp)