Die Folgen der Vulkanwolke über Europa werden auf den Titelseiten der meisten Zeitungen vorgestellt.
Vulkan legt europäischen Flugverkehr lahm
De Standaard bringt die Schlagzeile: "Europa ist flügellahm". Het Laatste Nieuws prophezeit: "Es wird noch ärger". Die Sperrung des Luftraums könnte noch bis Mitte kommender Woche anhalten. Le Soir stellt die Rechnung vor, die der Vulkan Belgien bisher präsentiert hat. Het Nieuwsblad unterstreicht: "25.000 Belgier sitzen im Ausland fest".
Fünfmal werden wir noch wach – dann ist Dehaene-Tag
Doch die politischen Kommentare und Leitartikel sind ausschließlich der innenpolitischen Entwicklung gewidmet.
La Libre Belgique bringt die Schlagzeile: Die flämischen Liberalen stellen dem königlichen Vermittler Dehaene ein Ultimatum. Er hat nur noch bis Donnerstag Zeit, um die BHV-Problematik zu lösen.
Le Soir spricht von einem entscheidenden Wochenende für Jean-Luc Dehaene, der seine Mission fortsetzt. Gestern führte er bilaterale Gespräche. Die Koalitionspartner könnten sich an diesem Wochenende treffen. Dann stellt sich heraus, ob die Dehaene-Strategie Erfolgsaussichten hat oder nicht.
Gazet van Antwerpen hingegen behauptet: Es ist noch offen, wann Dehaene die Parteien für seine Vorschläge über Brüssel-Halle-Vilvoorde zu Verhandlungen einladen wird. Worüber werden sie reden? Lädt er nur die Parteivorsitzenden ein oder wird jede Partei eine zweiköpfige Delegation schicken? Die meisten Parteien haben im Vorfeld der Gespräche neben ihrem Vorsitzenden einen zweiten Vertreter benannt.
La Libre Belgique glaubt zu wissen, dass Dehaene bei seinen Gesprächen Fortschritte erzielt. Je diskreter seine Kontakte sind, desto ergiebiger sind sie. Er muss für die Frankophonen Kompensationen finden, die dem Gewicht der flämischen Forderungen entsprechen. Wenn Dehaene seine Verhandlungen an diesem Wochenende noch nicht beendet, bedeutet das nicht unbedingt eine politische Krise. Wenn am Sonntagabend die politischen Perspektiven für ein Gemeinschaftsabkommen günstig sind, kann er den König bitten, seine Mission zu verlängern.
Verlängerung kommt nicht in Frage
Für Het Belang van Limburg kommt das nicht in Frage: Wenn Dehaene keine Lösung aus seinem Hut zaubert, sind vorgezogene Neuwahlen die einzige Alternative, sonst verfällt das Land dem Chaos. Neuwahlen werden natürlich das Problem nicht lösen. Es landet automatisch auf dem Tisch der nächsten Regierung. Doch das hat den Vorteil, dass man ein ganzes Jahr gewinnt.
De Morgen ruft alle Parteien auf, BHV so schnell wie möglich zu spalten und einen annehmbaren politischen Kompromiss zu finden. Die Föderalregierung muss endlich regieren können und sich mit der Vergreisung, der Asylpolitik, der Armut und der wirtschaftlichen und sozialen Konjunktur befassen. "Spaltet BHV und rettet das Land!", ruft De Morgen aus.
Het Laatste Nieuws warnt die Frankophonen, die flämischen Liberalen werden die Leterme-Regierung verlassen, wenn Dehaene keine Lösung findet. Die Frankophonen müssen wissen: Es ist jetzt oder nie. Leider wird in Belgien immer bis zur letzten Sekunde gepokert.
De Standaard behauptet: Es muss schiefgehen, wenn frankophone Politiker die Grenze zwischen den beiden Gliedstaaten nicht anerkennen. Sie plädieren öffentlich für einen Anschluss flämischer Gemeinden an die Region Brüssel. Daraus wird nichts. Doch wenn Flandern sich nicht mehr in seinen Grenzen bedroht fühlt, wird es bereit sein, über den Minderheitenvertrag zu verhandeln. Wenn es einen Vorschlag gibt, der die Zweisprachigkeit der Hauptstadt beibehält und die Lage der flämischen Bürger verbessert, weshalb sollt man darüber nicht reden?
Bild: epa