"Gruppenerster und Dritter in der FIFA-Weltrangliste", titelt L'Avenir. "1:0 gegen Israel, aber trotzdem Zitterpartie bis zum Abpfiff", schreibt Het Laatste Nieuws. "Das unwürdige Schauspiel der Roten Teufel", so die kritische Schlagzeile von La Dernière Heure.
Die belgische Fußballnationalmannschaft belegt nach dem Sieg gegen Israel den ersten Platz der Tabelle in der Gruppe B zur Qualifikation für die Europameisterschaft im kommenden Jahr. Spieler des Abends war unumstritten Torhüter Thibaut Courtois. Der Zwei-Meter-Mann hat das Team in der sehr schlechten zweiten Halbzeit gerettet, analysiert Le Soir.
Dabei hatte alles so gut angefangen – mit einem Tor von Marouane Fellaini gleich zu Beginn in der neunten Spielminute. Doch noch vor dem Ende der ersten Halbzeit sind die Roten Teufel eingeschlafen und bis zum Schlusspfiff auch nicht mehr aufgewacht, bemängeln die Zeitungen. Dazu kommt der Ausschluss von Kapitän Vincent Kompany nach einem dummen Fehler, wie Het Nieuwsblad berichtet.
La Dernière Heure meint: Da muss mehr drin sein. Vor allem, weil die Nationalmannschaft jetzt ihre Gruppe in der Qualifikation anführt und in der FIFA-Rangliste auf Platz drei geklettert ist – die höchste Platzierung des Teams überhaupt. Das ist angesichts der gestrigen Leistung aber nur schwer nachvollziehbar. Glücklicherweise zählt am Ende aber nicht die Methode, sondern nur die drei Punkte, die die Roten Teufel eingefahren haben.
Regionen sauer über neue Berechnungen des Finanzministeriums
"Zahlensalat auf allen Ebenen", titelt Le Soir. Beim Konzertierungsausschuss zwischen Föderalregierung und Teilstaaten droht die Stimmung heute zu kippen. Grund sind Finanzausfälle für die Regionen in Höhe von 750 Millionen Euro. Laut neuesten Berechnungen des Finanzministeriums steht das Geld dieses Jahr dem Föderalstaat zu. In Flandern, Brüssel und der Wallonie tun sich dadurch unvorhergesehene Löcher im Haushalt auf. Vor allem Namur hat heftigen Protest angemeldet.
Aber auch in Flandern droht die Haushaltsplanung dadurch aus den Fugen zu geraten, bemerkt Het Nieuwsblad. 400 Millionen Euro weniger wegen der Sechsten Staatsreform plus 500 Millionen aus dem PPP-Debakel, ein ausgeglichener Haushalt wird damit für Ministerpräsident Geert Bourgeois und seine Mannschaft zur schier unlösbaren Aufgabe. Wegen der akuten Geldnot ist die flämische Regierung der Zeitung zufolge auf der Suche nach Finanztricks. Angedacht werden One-Shot-Lösungen wie der Verkauf von öffentlichen Gebäuden. Das ist schon lustig, meint das Blatt. Ausgerechnet die N?VA, die solche Maßnahmen früher als "unstrukturell" und nicht nachhaltig niedergemacht hatte, muss jetzt auf die Werkzeuge zurückgreifen.
Zuerst abgesegnet, nun in Frage gestellt
L'Avenir stellt fest: Die Wallonie steht fassungslos vor dem sich auftuenden 250-Millionen-Euro-Loch, die Regionalregierung aus PS und CDH schiebt Panik. Dass die Lunte zwischen den Verantwortlichen in der Wallonie und auf föderaler Ebene bereits brannte, war längst bekannt. Doch das Pulverfass droht jetzt zu explodieren.
Für Le Soir hat der Zahlenwirrwarr der letzten Tage dazu einen erheblichen Beitrag geleistet. Warum wird der Ausfall erst jetzt bekannt? Warum ändern die Experten vom Finanzministerium ständig ihre Prognosen? Und wie konnte sich das Pensionsamt um sage und schreibe 400 Millionen Euro "verrechnen"? Es ist nachvollziehbar, dass der ein oder andere vom Glauben abfällt. Das Durcheinander zieht besonders das Vertrauen in Mitleidenschaft. Wenn nun jede Zahl in Zweifel gezogen wird, dann kann der Staat nicht mehr funktionieren, warnt Le Soir.
La Libre Belgique notiert: Der Föderalstaat hat Anrecht auf die Mittel. Das sieht die Sechste Staatreform so vor, die ja schließlich von allen Parteien abgesegnet worden war. Das Problem sind nicht die nackten Zahlen, sondern die politische Dimension des Streits. Die PS bezweifelt grundsätzlich alles, was von der Mitte-Rechts-Regierung auf föderaler Ebene kommt. Der beste Beweis dafür, dass die Regionen nicht über den Tisch gezogen worden sind, ist eine ausbleibende entsprechende Reaktion aus Flandern. Allein die Vorstellung, dass der föderale N?VA-Finanzminister und der flämische N?VA-Ministerpräsident es zulassen würden, dass der Föderalstaat sich Geld in die Tasche steckt, das eigentlich Flandern zusteht, ist absurd, urteilt die frankophone Zeitung.
"Man wird ja wohl noch ..."
Het Laatste Nieuws bringt das erste Interview mit Bart De Wever nach der von ihm entfachten Rassismus-Polemik. Hintergrund ist eine Klage marokkanischer Vereinigungen gegen den N?VA-Chef und Bürgermeister von Antwerpen. "Wenn ich dafür verurteilt werde, höre ich auf", zitiert das Blatt De Wever. Und weiter: "Man wird ja wohl noch die Wahrheit sagen dürfen. Zur Not verteidige ich mich selbst vor Gericht, ich brauche keinen Anwalt." De Wever hatte den marokkanischen Berbern mangelnden Integrationswillen vorgeworfen und erklärt, Rassismus sei "relativ".
Französisch-Niederländisch-Doppelnamen werden Pflicht
Laut La Libre Belgique wollen die flämischen Nationalisten belgienweit einen Doppelnamen-Zwang einführen. Alle französisch klingenden Nachnamen müssen demnach zwingend ins Niederländische "übersetzt" werden – und umgekehrt. Der Innenminister muss künftig also den Namen Jan Ham – Jean Jambon tragen. Der flämische Ministerpräsident heißt ab jetzt Gérard Bourgeois – Geert Burger und der N?VA-Parteichef ist nun Bartholomée Le Tisserand – Bart De Wever. Wie die Zeitung erklärt, sind die deutschsprachigen Belgier von der Regelung ausgenommen. Die N?VA wollte sich zu dieser ersten überraschenden Maßnahme ihrer Siebten Staatsreform am heutigen 1. April nicht weiter äußern.
Bild: Jack Guez/AFP