"Der Copilot verschwieg, dass er nicht fliegen durfte", titelt Het Belang van Limburg. "Er zerriss seine Krankschreibung und ging zur Arbeit", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Im Augenblick geht man ja davon aus, dass der Copilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht hat. Am Freitag hat sich herausgestellt, dass ihn sogar zwei Ärzte krankgeschrieben und damit für arbeitsunfähig erklärt hatten. "Und doch wollte Andreas Lubitz fliegen", schreibt Het Nieuwsblad.
Für Het Laatste Nieuws wird das Rätsel mit jedem Tag größer. Andreas Lubitz war ja Mitglied eines Segelflugvereins. Und einer seiner Vereinskollegen sagt in der Zeitung, dass der junge Mann "von den Alpen magisch angezogen war". Er sei überzeugt, dass Andreas schon vorher mit dem Segelflugzeug über die Unglückstelle geflogen war.
Psychisch-Kranke nicht stigmatisieren
In den Medien wird ja seit Tagen über mutmaßliche psychische Probleme des Copiloten spekuliert. Experten halten diese Diskussion aber für gefährlich. "Den Crash allein durch Depressionen erklären zu wollen, das wäre zu kurz gegriffen", warnt ein Psychiater in De Morgen. Selbst, wenn Depressionen zu Selbstmordgedanken führen, habe das selten zur Folge, dass der Betreffende andere Menschen mit in den Tod reißen wolle. In Het Nieuwsblad weist eine andere Psychologin noch auf ein weiteres Problem hin: "Lasst uns jetzt nicht von allen depressiven Menschen etwas Ähnliches befürchten", mahnt die Expertin.
Genau davor warnt auch De Morgen in seinem Leitartikel. Hier darf absolut nicht verallgemeinert werden. Längst nicht alle Menschen mit Depressionen oder Burn-Out haben deswegen gleich Selbstmordgedanken. Allein in Belgien sind rund 100.000 Menschen wegen psychischer Probleme längerfristig arbeitsunfähig. Diese Leute dürfen jetzt nicht pauschal als potentielle Massenmörder stigmatisiert werden. Es kann doch nicht sein, dass jemand, der ein Mal unter Depressionen gelitten hat, gleich lebenslang für Verantwortungsjobs disqualifiziert ist.
"Ein noch größerer Schaden..."
Wir haben in diesem Land Jahre gebraucht, um Hemmschwellen im Zusammenhang mit psychischen Problemen abzubauen. Lange Zeit waren solche seelischen Probleme in Belgien vielerorts tabu. Das hat sich erst langsam verändert. Wenn jetzt plötzlich depressive Menschen wieder als tickende Zeitbomben durchgehen, dann wird der Schaden, den Andreas Lubitz angerichtet hat, nur noch größer. Wir sollten zumindest in Betracht ziehen, dass man aus dieser Tragödie schlicht und einfach keine großartigen Lehren ziehen kann.
"Bis zu 50.000 Euro für jedes Opfer des Flugzeugabsturzes", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Hier handelt es sich um ein Angebot der Fluggesellschaft Germanwings. Bis zu 50.000 Euro Übergangsgeld will die Airline den Angehörigen zahlen. Das, um die ersten Kosten abdecken zu können. Der eigentliche Schadenersatz, der käme erst später. Besagte 50.000 Euro müssen aber in keinem Fall zurückgezahlt werden.
"Die Faxen dicke"
Die Aussagen des N-VA-Chefs Bart De Wever über Rassismus und Mitbürger nordafrikanischer Herkunft sorgen indes auch heute weiter für Diskussionsstoff. "Premier Michel hat die Faxen dicke - Zweiter Teil", frotzelt De Standaard. Michel hat nach eigenen Angaben "genug von der permanenten Polemik, die nichts mit dem Regierungsabkommen zu tun hat".
Einige Zeitungen werfen ihm dabei aber Führungsschwäche vor. Man muss sich nicht nur vor der N-VA in Acht nehmen, man muss es auch zeigen, glaubt etwa L'Avenir. Charles Michel hingegen vermittelt das Bild eines Regierungschefs, der unter der Fuchtel von Leuten wie De Wever, Francken oder Jambon steht. Er verzeiht ihnen quasi alle Entgleisungen, auch, wenn sie eindeutig mit rechtsradikalem Gedankengut flirten. Wenn er auch in Sachen Wirtschaftspolitik mit der N-VA auf einer Wellenlänge liegt, so sollte er doch langsam aber sicher in anderen Bereichen auf Distanz gehen.
Die Reaktion der MR war nichts Halbes und nichts Ganzes, analysiert auch L'Echo. MR- Chef Olivier Chastel hatte zwar die Aussagen von Bart De Wever klar verurteilt. Premier Charles Michel redete dann aber um den heißen Brei herum, wollte jedenfalls deutliche Kritik an Bart De Wever vermeiden. Taktisch gesehen war das vielleicht noch clever. Wenn es um Themen wie Rassismus geht, sind parteipolitische Spielchen aber fehl am Platz.
Ansteckungsgefahr
Gazet van Antwerpen übernimmt seinerseits ungewöhnlich deutlich die Verteidigung des N-VA-Chefs. Der Leitartikler spricht in der Ich-Form und versichert: Er kenne De Wever schon seit Jahren persönlich und lege seine Hand dafür ins Feuer, dass De Wever kein Rassist sei. Man müsse allerdings zugeben, dass sich der N-VA-Chef derlei Aussagen künftig besser verkneifen sollte. Vom Bürgermeister einer Stadt wird erwartet, dass er seine Mitbürger eint und nicht spaltet.
"Die MR wird durch die N-VA angesteckt". Das behauptet der CDH-Vorsitzende Benoît Lutgen auf Seite eins von La Libre Belgique. Er bezieht sich dabei unter anderem auf die abenteuerlichen Aussagen von Bart De Wever. Und Lutgen sagt: "Die MR übernimmt gewisse Ideen von der N-VA." Parteikollegin Joëlle Milquet schießt in La Dernière Heure ebenfalls aus allen Rohren gegen die N-VA und auch die MR, die sie als "Komplizen" betrachtet. Der Grund allen Übels sei und bleibe die Tatsache, dass die Liberalen überhaupt eine Koalition mit der N-VA eingegangen seien.
Geheimgeld und Geheimtipp
"Die Jagd auf Geld in Steuerparadiesen muss vier Mal mehr einbringen als vorgesehen", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. Konkret geht es hier um die sogenannte Kaiman-Steuer, benannt nach einem bekannten Steuerparadies. Het Laatste Nieuws hängt seinerseits ein Preisschild dran: Die Kaiman-Steuer soll eine halbe Milliarde Euro einbringen. Beide Zeitungen sind sich einig, dass die Regierung mit dieser Steuer vor allem demonstrieren will, dass sie durchaus auch die Reichen zur Kasse bitten will.
"BNP Paribas Fortis schwatzte seinen Kunden griechische Staatsanleihen auf", so schließlich die anklagende Schlagzeile auf Seite eins von Le Soir. Demnach hat die Bank noch nach dem Ausbruch der griechischen Schuldenkrise weiterhin zum Kauf von Athener Schuldscheinen geraten. Die seien als "Niedrigrisiko-Investitionen" angepriesen worden.
Auch diese Meldung dürfte wohl nicht wirklich dabei helfen, das Image der Banken wieder aufzupolieren, stichelt Le Soir. Der Sektor hat sich in den letzten Jahren beileibe nicht mit Ruhm bekleckert. Zuletzt stand die Branche wegen Beihilfe zum organisierten Steuerbetrug am Pranger. Und jetzt die Sache mit den angeblich risikolosen griechischen Staatsanleihen. Es wird wirklich Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Finanzwirtschaft. So lange die Banken nur ihre eigenen Interessen vor Augen haben, so lange wird sich das Vertrauensverhältnis mit den Kunden nicht normalisieren.
Archivbild: Boris Horvat (afp)