"Was für ein Knaller", jubelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Husarenstück in der Hölle von Istanbul", so die Schlagzeile von Het Belang Van Limburg. "Club Brügge im Viertelfinale", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. In der Fußball Europa League hat der FC Brügge gestern Besiktas Istanbul mit 3:1 besiegt.
"Da waren die Türken auf einmal ziemlich still", stichelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die Blau-Schwarzen hatten schon das Hinspiel gewonnen und sind jetzt also im Viertelfinale des Wettbewerbs. "Zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in der Runde der letzten Acht in Europa", notiert dazu De Standaard.
Und auch die Damen-Basketball-Mannschaft von Braine-l'Alleud hat in einem europäischen Wettbewerb ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Castors Braine besiegten im Finale des Europacups die französische Mannschaft von Villeneuve d'Ascq. L'Avenir spricht auf seiner Titelseite von einem "unfassbaren Erfolg". Jetzt müssen die "Castorettes" allerdings noch das Rückspiel gewinnen.
Tunesien - belgisches Opfer und Lektionen
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch mit dem tragischen Schicksal der 61-jährigen Hilda Van Nerum. Die Rentnerin aus Wilrijk ist bei dem Terroranschlag von Tunis getötet worden. "Hilda ist das erste flämische Opfer von IS", titeln Het Nieuwsblad und Gazet Van Antwerpen. Van Nerums Mann erlitt ebenfalls schwere Verletzungen. Aber "vier Kugeln sind nicht so schlimm wie der Verlust von Hilda", sagt der Ehemann in Het Laatste Nieuws. "Als die ersten Schüsse fielen, wollte ich meine Frau in Sicherheit bringen", sagt der 62-Jährige in Het Nieuwsblad. "Plötzlich standen aber die Terroristen vor uns; ich konnte Hilda nicht helfen".
Der Anschlag auf das Bardo-Museum in Tunis lässt bei allem Entsetzen auch interessante Schlussfolgerungen zu, glaubt De Morgen. Offensichtlich betrachten die Barbaren des IS das politische Experiment in Tunesien als eine reale Bedrohung. Das beweist, dass Tunesien quasi ein Gegenentwurf zum Dschihadismus ist, dass Islam und Demokratie doch zusammenpassen. Der Westen wäre gut beraten, sich gerade jetzt nicht von Tunesien abzuwenden.
Die Terroristen haben wohl nicht zufällig ein Museum als Ziel ausgewählt, bemerkt La Dernière Heure. Im Gegenteil. Museen sind Orte der Erinnerung. Und wer jungen Menschen eine Gehirnwäsche verpassen will, der muss erst einmal alle Beweise dafür vernichten, dass es in der Welt auch schon andere Religionen und Zivilisationen gegeben hat. Das sollte im Übrigen auch uns eine Lehre sein. In belgischen Museen sind die Kunstschätze und die Relikte der Vergangenheit auch nur unzureichend geschützt. Der Gedanke, dass ein entschlossener Fanatiker innerhalb von kürzester Zeit das Ganze zerstören könnte, ist ziemlich unerträglich.
Gefährliche Haushaltskontrolle
"Die Föderalregierung muss 1,2 Milliarden Euro auftreiben", notieren nahezu alle Zeitungen. Diese Anstrengung ist nötig, um das Budget in der Spur zu halten. Die Haushaltskontrolle wird in Kürze beginnen. "Und das wird die Nagelprobe für die Regierung Michel", bemerkt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. In den letzten Monaten hat sich die Koalition allenfalls durch einen Dauerstreit ausgezeichnet. Und die Haushaltskontrolle dürfte sich als schwieriger Balanceakt erweisen. Schon bald wird sich zeigen, ob die Streitigkeiten nur Theaterdonner waren, oder ob wirklich eine Zeitbombe unter der Schwedischen Koalition tickt.
Die Regierung hat nicht so furchtbar viele Möglichkeiten, analysiert Gazet Van Antwerpen. Man könnte die Einnahme vergrößern. Nur ist die Steuerlast in Belgien schon eine der schwersten der Welt. Man könnte auch die Ausgaben beschneiden. Allerdings sind hier alle erreichbaren Früchte gepflückt. Kurz und knapp: Das wird nicht leicht.
La Libre Belgique sieht einen möglichen Lösungsansatz in den Ergebnissen seines Politbarometers. "Die Mehrheit der Belgier ist für eine Reichensteuer", so die Schlagzeile. Demnach würden 6 von 10 Belgiern eine Steuer auf Kapital beziehungsweise auf Spekulationsgeschäften befürworten. Ein wirklicher Tax-Shift ist absolut unumgänglich, meint La Libre Belgique in ihrem Kommentar. Zumindest muss die Steuerlast auf Arbeit gesenkt werden. Im Augenblick haben viele Bürger nämlich Recht, wenn sie den Eindruck haben, dass der "kleine Mann" unverhältnismäßig stark zur Kasse gebeten wird.
"Wir werden in jedem Fall nicht das Regierungsabkommen neu schreiben", warnt der MR-Vorsitzende Olivier Chastel in De Standaard und auch in Le Soir. Dieser Satz ist auf die N-VA gemünzt. Vor einigen Tagen hieß es, die Partei von Bart De Wever wolle die Soziale Sicherheit noch weiter beschneiden. "Nicht mit uns", sagt jetzt also der MR-Chef.
Michels europäische Duftmarke
Le Soir beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit dem Auftritt von Premier Charles Michel beim EU-Gipfel. Michel hatte beklagt, dass wieder einmal nur Deutschland und Frankreich am Verhandlungstisch sitzen; im vorliegenden Fall ging es ja wieder um Griechenland. Michel hat absolut Recht, meint Le Soir. Und Belgien scheint auch das einzige Land zu sein, das langsam die Faxen dicke hat von den deutsch-französischen Alleingängen. Ganz nebenbei hat Michel aber auch eine Duftmarke auf dem europäischen Parkett gesetzt; seine Kollegen dürften ihn jedenfalls jetzt wahrgenommen haben. An der Heimatfront ist Charles Michel da weniger aggressiv und überlässt Didier Reynders immer noch die Rolle des Buhmanns.
Schwarzer Reynders ins Zwielicht
A propos Reynders: Viele Zeitungen beschäftigen sich mit dem jüngsten Auftritt des Außenministers, der mit schwarz geschminkten Gesicht als ein so genannter "Noiraud" Geld für Bedürftige gesammelt hat. Vor allem in Frankreich und den USA gab es einen Sturm der Entrüstung. Dieser Brauch sei "neokolonialistisch", hieß es da. Die Belgier reagierten mit Verwunderung auf die Polemik. Doch glaubt De Morgen, dass man sich wohl dem internationalen Druck auf Dauer beugen muss.
rop - Bild: Bruno Fahy (belga)