"Eine goldene Familie", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Historische Goldmedaille bei der EM", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Völlig überraschend hat die belgische 4x400-Meter-Staffel der Herren bei der Leichtathletik-Halleneuropameisterschaft in Prag die Goldmedaille gewonnen. Ganz nebenbei knackten die vier Athleten auch den Europarekord. Das ist im Wesentlichen eine "Familienangelegenheit", wie auch La Dernière Heure auf seiner Titelseite schreibt. Neben Julien Watrin besteht die Staffel nämlich aus den drei Brüdern Borlée. Kevin und Jonathan, die beiden Zwillinge, die kannte man ja schon - jetzt ist aber auch Dylan, der jüngste Bruder, zur internationalen Spitze aufgestiegen. Mehr noch: In Prag gewann Dylan Borlée im Einzelwettkampf über 400 Meter zuvor schon die Silbermedaille. "Der kleine Bruder ist nun auch ein Großer", schreibt De Standaard auf Seite eins.
"Das beste belgische Team aller Zeiten"
Für Jacques Borlée, den Vater und Trainer der Athleten, ist das eine Revanche, stellt Het Nieuwsblad fest. Eigentlich sollte die Europameisterschaft in Zürich im vergangenen Jahr zur Sternstunde von Jonathan und Kevin werden. Resultat war am Ende aber nullkommanull. Keine Medaille. Das vergangene Wochenende hat all das vergessen gemacht. Besonders erfreulich ist, dass Dylan Borlée jetzt nicht nur zu seinen Brüdern aufgeschlossen hat, er ist sogar schneller als sie. Auch mit Blick auf Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften ist Belgien also wieder im Spiel.
Die Bilanz der Hallen-EM ist aber auch insgesamt sehr zufriedenstellend. Neben der Gold- und der Silbermedaille der 400-Meter-Läufer gab es ja auch noch Silber im Fünfkampf der Frauen für Nafissatou Thiam. Het Laatste Nieuws spricht denn auch auf seiner Titelseite vom "besten belgischen Team aller Zeiten". Das hebt auch La Dernière Heure in einem Kommentar hervor. Nafi Thiam und Dylan Borlée sind erst 20 beziehungsweise 22. Von ihnen dürfen wir noch viel erwarten.
"Terrorwarnstufe am Dienstag zurück auf Niveau zwei", titelt Het Laatste Nieuws. Das ist eine Exklusivgeschichte der Zeitung. Das Blatt will erfahren haben, dass der Anti-Terror-Stab heute entscheiden wird, die Warnstufe von drei auf zwei zu senken. Sieben Wochen lang hatte Niveau drei gegolten. Offensichtlich sind aber viele Polizeizonen inzwischen wegen der permanenten Alarmbereitschaft an ihre Grenzen gestoßen.
Wortklauberei an der Sozialfront
Viele Leitartikler beschäftigen sich derweil mit der Lage an der Sozialfront. Heute werden die Gewerkschaften wohl darüber entscheiden, wie sie auf den jüngsten Vorschlag der Regierung zur Reform der Frühpensionsregelung reagieren wollen. Die Sozialpartner hatten in der vergangenen Woche den ursprünglichen Vorschlag der Regierung abgeschwächt. Und in den Augen der Gewerkschaften durfte die Regierung an der Vereinbarung nichts mehr verändern. Das hat der Ministerrat nun aber doch getan. "Es geht aber nur um Details", zitiert Het Laatste Nieuws einige Regierungsvertreter. Stellt sich jetzt also die Frage, ob die Arbeitnehmervertretungen das genauso sehen. "Alle Augen richten sich auf die Gewerkschaften", schreibt denn auch De Morgen.
Dabei ist nach wie vor nicht wirklich klar, welche Veränderungen die Regierung da im Einzelnen vorgenommen hat. Das allein ist schon ein kleines Wunder, bemerkt Het Belang van Limburg. Dass es im derzeitigen Klima des Dauerstreits zwischen CD&V und N-VA noch möglich ist, dass solche Informationen tatsächlich geheim bleiben, ist alles andere als selbstverständlich. Wer weiß, aber vielleicht ist es der Regierung gelungen, einen Text auszubaldowern, der allen Beteiligten einen Gesichtsverlust erspart.
Man hat da wohl in die Trickkiste des legendären Belgischen Kompromisses gegriffen, glaubt Het Nieuwsblad. Im Zweifel reicht ein Blick ins Wörterbuch. Dann spricht man jetzt einfach von "angepasster" und nicht mehr von "passiver" Bereitschaft. Das kann alles und nichts bedeuten. Die Griechen hatten es im Grunde schon vorgemacht: Sie wollten das Wort "Troika" nicht mehr hören. Dann nennt man das Ding eben anders, und alle sind zufrieden.
Für die Regierung sollte das alles eine Lehre sein, mahnt Het Laatste Nieuws. Inzwischen sollte sie eingesehen haben, dass man nicht von oben herab Reformen verordnen kann. Dann läuft man nämlich Gefahr, dass die am Reißbrett gefassten Pläne den Realitätstest nicht bestehen. In einem Sozialsystem, das über Jahrzehnte gewachsen ist, ist nämlich alles mit allem verzahnt. Natürlich ist es die Regierung, die den Kurs festlegt. In einer nächsten Phase sollte man aber die Betroffenen in die Überlegungen miteinbeziehen.
Tödliches Gabelstaplerrennen
In Flandern steht ein Drama im Mittelpunkt: "Elfjähriges Mädchen und 18-jähriger Junge tot in einer verlassenen Fabrik", titeln Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg. Vier Jugendliche haben in einer alten Werkshalle mit zwei Gabelstaplern herumgespielt. Sie sind offenbar Rennen gefahren, bis einer der Gabelstapler einen Stützpfeiler rammte. Daraufhin stürzte die Halle teilweise ein. Zwei der Jugendlichen kamen dabei ums Leben.
"Joyriden wird Teenagern zum Verhängnis", schreibt Gazet van Antwerpen.
Das Raucherabteil Westeuropas
"Tabakprodukte sind in Belgien zu billig", schreibt Le Soir auf Seite eins. Im europäischen Vergleich sind Zigaretten und Rolltabak hierzulande relativ günstig. "Die Regierung macht den Konzernen ein 80-Millionen-Geschenk", stellt das Blatt fest.
Kommentierend fügt Le Soir hinzu: Es ist erwiesen, dass eine drastische Erhöhung der Preise quasi automatisch zur Folge hat, dass der Konsum abnimmt. Und doch bleibt Belgien sozusagen das Raucherabteil Westeuropas. Unsere Regierung ist und bleibt scheinheilig. Um die Preise auf Tabakprodukte zu erhöhen, bedarf es jedenfalls keiner Investitionen.
Bild: Benoit Doppagne (belga)