Absprachen in Brüsseler Randgemeinden
La Libre Belgique bringt die Schlagzeile: „Flämischer Nationalismus - ein Schritt zu weit“ und erklärt, verschiedene Bürgermeister flämischer Brüsseler Randgemeinden haben Abmachungen mit Immobilienhändlern getroffen, um dafür zu sorgen, dass neue Wohnungen vorrangig an Niederländischsprachige Bürger verkauft werden. Diese Praxis stützt sich auf zwei flämische Dekrete, den Wohn-Kode und das Dekret „Wohnen in der eigenen Region“. Doch sie gehen noch weiter, denn die Gemeindebehörden mischen sich hier auf der Grundlage von Daten aus dem Privatleben in private Geschäfte ein.
Le Soir schreibt in seinem Leitartikel: Auch zahlreiche Flamen verwerfen die Vorgehensweise dieser Bürgermeister. Das ist mutig, beruhigend und wichtig. Die Reaktion auf die schweren Fehler dieser flämischen Bürgermeister muss auf juristischer Ebene erfolgen. Man muss diese Tatbestände bei den zuständigen Instanzen anzeigen, damit diese Verstöße verfolgt und geahndet werden. Diese Eskalation wird nur ein Ende nehmen, wenn die Forderungen und die Gefühle der beiden Sprachgemeinschaften ausgewogen sind und jede akzeptiert, zu gewinnen und zu verlieren.
Het Nieuwsblad fragt: Wann wird in der Französischen Gemeinschaft endlich eine Generation Politiker an die Macht kommen, die dem Extremismus nicht nachläuft, sondern klar und deutlich sagt, dass das Maß voll ist? Diese Generation muss ihren Bürgern erklären, dass in Belgien seit Jahrzehnten eine Sprachengrenze besteht, die die Sprachgebiete deutlich trennt. Man kann wohnen, wo man will, wenn man nur die verfassungsmäßige Struktur des Landes respektiert. Ist ein wenig Respekt für die Region, in der man sich freiwillig niederlässt, zu viel verlangt?
Die Methode ist ausgesprochen dumm
Het Laatste Nieuws kritisiert die flämischen Bürgermeister. Die von ihnen angewandten Mittel sind diskriminierend und inakzeptabel. Sie treffen eine Auswahl aufgrund persönlicher Kriterien wie Geschlecht, Sprache, Hautfarbe und Religion. Das ist durch das Grundgesetz ausdrücklich verboten. Wenn Privatbetriebe die Namen ihre Kunden an die Kommunalbehörden weitergeben, damit diese sie überprüfen können, ist das ein Verstoß gegen den Schutz des Privatlebens. Die Methode ist auch außerordentlich dumm. Auf frankophoner Seite reagiert man zu Recht verärgert.
De Standaard stellt fest: Viele Frankophone lassen sich in flämischen Gemeinden nieder, so als ob es keine Sprachengrenze gebe, und als ob Flandern frankophones Gebiet sei. Sie pochen zu Unrecht auf ihre Rechte. Das löst Reaktionen jener aus, die zu Recht den flämischen Charakter ihres Dorfes und ihrer Region schützen wollen. Flandern trifft dann Maßnahmen, die manchmal korrekt, manchmal unannehmbar und manchmal theoretisch annehmbar sind, doch praktisch in Europa nicht mehr erklärt werden können, weil dort der freie Verkehr der Personen zur Norm geworden ist. Flandern muss eine positive Botschaft finden, die die Anderssprachigen anspricht, die sich rund um die europäische Hauptstadt niederlassen.
Der Vatikan, Ostern und die Kinderschänder
De Morgen schreibt zur ausbleibenden Reaktion des Papstes auf die Pädophilieskandale: Noch nie stand die Osterfeier in so vielen Ländern im Zeichen der Pädophilie. Der größte Skandal war der Vergleich der Kritik an der katholischen Kirche mit den schlimmsten Aspekten des Antisemitismus, den der Kapuziner-Mönch Catalamessa am Karfreitag vor dem Papst machte. Die Kritik an den katholischen Kinderschändern ist unvergleichlich mit den Angriffen gegen Juden und das jüdische Volk. In Brüssel hörte man aus dem Munde des Erzbischofs Léonard eine andere Sprache, nämlich die eines Kirchenführers, der täglich mit der Realität der Gesellschaft konfrontiert ist.
Gazet Van Antwerpen kritisiert: Der Papst tat seinen Mund nicht auf. Karfreitag und Ostern waren die Gelegenheit, sich zu entschuldigen. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Kinder durch Priester missbraucht. Die Inquisition ist nicht die einzige schwarze Periode der katholischen Kirche. Es gibt nur eine mögliche Antwort: Die Schuld bekennen, demütig das Haupt beugen und Busse tun.