"Der Delhaize-Erpresser ist der Polizei mehrmals entwischt", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Ermittler jagen schon seit drei Monaten einen brillanten Verrückten", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Ein Kaufhaus-Erpresser, der von der Supermarktkette Delhaize Geld verlangt, hatte am Freitag seine Drohungen in die Tat umgesetzt: Im Eingangsbereich eines Antwerpener Delhaize-Kaufhauses attackierte er eine Reinigungskraft mit Salzsäure. Inzwischen weiß man, dass die Polizei schon seit Anfang Dezember gegen den Mann ermittelt. Gleich nachdem die erste Droh-E-Mail eingegangen war, versuchte man, ein Treffen mit dem Erpresser zu arrangieren, wie Het Laatste Nieuws berichtet.
Weil der Mann aber sehr vorsichtig war, kam ein Treffen nie zustande. Immerhin konnte man ihn in einer Bank filmen, wo er auch seine Bankkarte benutzte. Seine Identität ist also bekannt. Er scheint aber untergetaucht zu sein. Jedenfalls verlief die Fahndung bislang ergebnislos. Het Nieuwsblad spricht von einer "frustrierenden Jagd". Das fange schon damit an, dass seine E-Mails nicht rückverfolgbar sind. Es sei wohl ein "Computergenie mit einem gestörten Geist".
Einige Zeitungen sorgen sich um das Schicksal der 52-jährigen Marina Tijssen, die das Opfer der Säureattacke geworden war. Sie liegt nach wie vor im künstlichen Koma, wie Het Laatste Nieuws berichtet. Nach Informationen von Het Nieuwsblad fürchten die Ärzte um das Augenlicht der Frau. "Die Frage ist, ob Mama je wieder sehen kann", sagt die Familie von Marina Tijssen.
Sandkastenquerelen
"Die Regierung Michel ist härter als das Herz erlaubt", schreibt De Morgen auf Seite eins. Das ist die Meinung einiger namhafter Politikwissenschaftler. Im Fokus steht insbesondere die Entscheidung, wonach Arbeitslose keine Freistellung mehr bekommen sollen, um ein krankes Familienmitglied pflegen zu können. In diesem Fall verlieren sie jetzt jeglichen Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Experten wie unter anderem der Politologe Carl Devos sprechen in diesem Zusammenhang von einer "Hexenjagd auf Arbeitslose".
Die Maßnahme sorgt inzwischen für einen neuen, handfesten Streit innerhalb der Koalition. "Wieder ein Wochenende, wieder ein Streit zwischen CD&V und N- VA", resümiert Het Nieuwsblad. Erst hatte der CD&V-Arbeitsminister Kris Peeters vollmundig versprochen, alles zu tun, um diesen Beschluss zurückzunehmen. Später frotzelte der N-VA-Vizepremier Jan Jambon, dass es doch die Idee der CD&V gewesen sei, Arbeitslosen das Recht auf Freistellung abzuerkennen.
Das ist unterste Schublade, wettert L'Avenir in seinem Leitartikel. Es wird Zeit, dass CD&V und N-VA ihre Eimerchen und Schäufelchen wegpacken und diese Sandkastenquerelen beenden. Wir brauchen keine Regierung, die sich ständig gegenseitig an den Karren fährt, sondern die nach Lösungen sucht für die Probleme der Bürger.
"Immer auf die Schwachen"
Die Regierung setzt ihre "Politik der schwächsten Schultern" konsequent fort, beklagt auch De Morgen. Immer wieder zeigt sich, dass man sich vor allem auf den "kleinen Mann" einschießt. Die Jagd auf Steuerhinterzieher etwa erscheint zweitrangig; im Gegensatz zu den Arbeitnehmern droht den Hausbesitzern kein Indexsprung. Und jetzt sind einmal mehr die Arbeitslosen im Fadenkreuz. Insbesondere die CD&V muss sich fragen lassen, wo denn da noch die Ausgewogenheit ist.
Mehr denn je ist klar, dass sich die CD&V in dieser Koalition unwohl fühlt, analysiert Gazet van Antwerpen. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme gegen Arbeitslose darf man allerdings davon ausgehen, dass Kris Peeters und seine Partei hier einen groben Einschätzungsfehler begangen haben. Jetzt erst recht steht die Partei unter Erfolgszwang: In ein paar Wochen steht die Haushaltskontrolle an. Dann muss die CD&V die Forderung der Gewerkschaften nach einem Tax-Shift aufs Tapet bringen. Der Verlauf dieser Verhandlungen dürfte über die Zukunft der CD&V in dieser Koalition entscheiden.
"Putz-Diskriminierung"
"Zwei von drei Reinigungsfirmen diskriminieren", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Hier geht es um Betriebe, die über Dienstleistungsschecks bezahlt werden. Eine Menschenrechtsorganisation hat ermittelt, dass zwei Drittel dieser Unternehmen auf den Wunsch ihrer Kunden eingehen, doch bitte keine "ausländische Putzfrau" zu schicken.
Dieses Untersuchungsergebnis spricht Bände, meint Het Nieuwsblad in einem wütenden Kommentar. Hatte die flämische N-VA-Ministerin Liesbeth Homans nicht noch unlängst vollmundig getönt, dass Rassismus in Flandern überschätzt werde? Es gibt inzwischen beileibe genügend Beweise für das Gegenteil. Gerade in diesem Zusammenhang ist dieser Alltagsrassismus besonders tragisch. Für viele Ausländischstämmige ist ein Job in einem Reinigungsbetrieb das manchmal einzige Sprungbrett in die Arbeitswelt. Der "arbeitslose Einwanderer" ist für viele demgegenüber der Beweis für die Richtigkeit eines Vorurteils. Das nennt man wohl einen Teufelskreis.
Die Geschichte ist umso skandalöser, als sich auch öffentliche Sozialhilfezentren an diesen Diskriminierungspraktiken beteiligen, fügt De Standaard hinzu. Hier bedarf es eines Aufschreis der Politik. Diskriminierung muss bestraft werden; und darüber darf kein Zweifel bestehen.
"Guter Bulle, böser Bulle"
"De Croo sorgt für ein Malaise in Kinshasa", schreibt Le Soir auf Seite eins. Vizepremier Alexander De Croo ist zusammen mit Außenminister Didier Reynders zu Besuch in der Demokratischen Republik Kongo. Und am Samstag hat De Croo anscheinend eine Brandrede gegen den kongolesischen Präsidenten Kabila gehalten. Unter anderem beklagte er die Menschenrechtsverletzungen im Kongo und auch die Sperrung gewisser Internet-Seiten. Reynders war in dem Moment, als De Croo seine Kritik losließ, anscheinend nicht im Saal. De Morgen hat eine Theorie: "Reynders und De Croo spielen 'Guter Bulle, böser Bulle'".
Bild: Föderale Polizei/BELGA