"Griechenland kapituliert vor den Europäern", titelt Le Soir. "Ein vorläufiges Abkommen in der Euro-Gruppe, und das Grexit-Gespenst entfernt sich wieder", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. L'Echo spricht seinerseits schon von einem "Möchtegern-Abkommen über die Griechenland-Hilfe".
Die Finanzminister der Euro-Gruppe haben den Schuldenstreit mit Griechenland zunächst beigelegt. Es ist aber nur eine vorläufige Einigung, die an Bedingungen geknüpft ist. Bis Montagabend hat die griechische Regierung Zeit, eine Liste von konkreten Spar- und Reformvorschlägen vorzulegen. Erst, wenn die übrigen 18 Euro-Staaten diese Liste akzeptieren, wird das Hilfsprogramm um vier weitere Monate verlängert.
"Griechenland und die Euro-Gruppe kaufen lediglich Zeit", resümiert denn auch De Morgen. In den nächsten Monaten dürfte denn auch unter Hochdruck weiter über eine definitive Lösung verhandelt werden.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Euro-Gruppe den Griechen diese Bedingungen quasi vordiktiert hat. Man hat Athen mit dem Rücken zur Wand gestellt, analysiert De Standaard. Und den Griechen blieb nichts anderes übrig, als sich dem Druck zu beugen.
"… und am Ende gewinnt Deutschland"
Viele Leitartikler werfen einen kritischen Blick auf die letzten Tage. Das europäische Parkett hat sich brutaler denn je gezeigt, findet etwa De Standaard. Vor allem die Rolle Deutschlands ist problematisch. Im Grunde standen hier nur zwei Demokratien im Ring: die deutsche und die griechische. Und Berlin hat de facto dafür gesorgt, dass das griechische Wahlergebnis neutralisiert wird. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble zwingt die neue Regierung in Athen dazu, all ihre Reformvorhaben zurückzustellen. Das ist keine politische Beziehung mehr, das ist eine rein buchhalterische, nach dem Motto: Schulden gehören getilgt, Punkt aus.
Für denjenigen, der es noch nicht gemerkt haben sollte: Der Chef von Europa, das ist nicht ein Pole, sondern ein Deutscher, bemerkt auch Het Nieuwsblad. Da, wo einige EU-Staaten noch Barmherzigkeit walten lassen wollten, da war die deutsche Haltung nämlich stahlhart. Dadurch wurde der allgemeine Eindruck noch verstärkt, der von einem gespaltenen Europa unter der Knute der Deutschen. "…und am Ende gewinnt Deutschland", heißt es im Fußball, im vorliegenden Fall gibt es aber nur Verlierer.
Spiel mit der Büchse der Pandora
Auch L'Echo sieht die Euro-Gruppe auf dem falschen Weg. Länder wie Deutschland haben sich allzu sehr auf die nackten Zahlen versteift. Hier geht es aber nicht nur um Geld. Man darf bei aller Sorge um die griechischen Schulden die soziale Komponente nicht vergessen. Nicht nur in Griechenland drohen die Wähler in Scharen den Populisten in die Arme zu laufen. Davon abgesehen: Das Berliner Interesse an den griechischen Schulden kommt reichlich spät. Und wer ehrlich ist, der muss feststellen, dass sich die Griechen im Fahrwasser der Deutschen verschuldet haben, als unter dem Druck Berlins der Stabilitätspakt aufgeweicht wurde. Das Versagen ist nicht allein griechisch, es ist kollektiv.
Und inzwischen ist sehr viel Porzellan zerdeppert worden, stellt Le Soir fest. Und das gilt nicht nur für die Herren Schäuble und Varoufakis, die unter Garantie nie gemeinsam im Urlaub fahren werden. Die Pokerpartie, die sich beide geliefert haben, war aber am Ende richtig gefährlich geworden. Da standen plötzlich Alternativen im Raum, die man sich selbst immer verboten hatte. Noch hat keiner die Büchse der Pandora geöffnet. Und so sollte es auch bleiben.
A Propos Giannis Varoufakis: De Standaard bringt heute ein Porträt des streitbaren und arrogant wirkenden griechischen Finanzministers. Titel der Story: "Der Marxist, der den Kapitalismus retten will".
Säureattacke - "Warum ausgerechnet Marina?"
Zweites großes Thema ist die Säure-Attacke im Delhaize-Supermarkt von Antwerpen. "Frau mit Säure verätzt", titelt Het Laatste Nieuws. "Putzfrau in Lebensgefahr", so die Schlagzeile von Gazet Van Antwerpen. Die 52-Jährige Marina Tijssen war am Freitag am Eingang des Delhaize-Supermarkts von einem Unbekannten mit Salzsäure übergossen worden. Später stellte sich heraus, dass diese Tat dem Unternehmen zuvor schriftlich angedroht worden war. Schon Anfang Dezember hatte ein Unbekannter in einer E-Mail Geld von Delhaize gefordert, ansonsten werde er Kunden mit Säure attackieren. Eben dieser Erpresser hat sich jetzt zu der Tat vom Freitag bekannt.
"Die Drohungen in die Tat umgesetzt", resümiert denn auch Het Nieuwsblad. Der Ehemann des Opfers kann das Ganze überhaupt nicht fassen. "Warum ausgerechnet Marina?", sagt der Mann in Het Nieuwsblad. Sie habe doch niemandem etwas getan. Noch beängstigender ist der Umstand, dass der Täter in seinem Erpresserbrief Säureattacken auf insgesamt fünf Personen androht. "Angst vor einer neuen Attacke", schreibt denn auch Het Nieuwsblad in Blockbuchstaben auf Seite eins.
"Nach dem Säure-Anschlag - verschärfte Sicherheitsvorkehrungen", schreibt auch L'Avenir. "Neue Vorsichtsmaßnahmen für alle Delhaize-Märkte", so die Schlagzeile auf der Titelseite von Het Belang van Limburg.
Schlapphüte hören mit
"Die NSA hat den Schlüssel zu allen Handys gestohlen", schreibt unterdessen La Libre Belgique. Nach neuesten Enthüllungen des ehemaligen CIA-Mitarbeiters Edward Snowden soll also der amerikanische Geheimdienst sich in die Systeme eines Herstellers von SIM-Karten gehackt haben. Dabei sollen die Schlapphüte in den Besitz von unfassbaren Mengen von Verschlüsselungscodes gelangt sein. Damit habe die NSA quasi alle Mobilfunkgespräche weltweit abhören können, schreibt La Libre Belgique.
"Hallo, sind Sie auch gehackt worden?", frotzelt denn auch De Morgen. Der Slogan der besagten SIM-Kartenfirma lautet: "La sécurité pour être libre", "Sicherheit für die Freiheit". Das Wort "Freiheit" gilt aber wohl in erster Linie für die Geheimdienste. De Standaard jedenfalls bestätigt das, was man im Grunde schon ahnen konnte: "Auch die belgischen Mobilfunkanbieter waren Kunden bei dem gehackten SIM-Kartenhersteller.
De Morgen befasst sich mit der Zukunft der Streitkräfte: "Die Armee von morgen", so der Titel der Aufmachergeschichte. Sichtbarster Punkt: Statt der bislang 30.000 Mann wird die Armee auf 22.000 verschlankt, mindestens zehn Kasernen müssen geschlossen werden.
Bild: Louisa Gouliamaki (afp)