"Belgier im vergangenen Jahr 99.000 Mal durch rote Ampel gefahren", titelt Het Nieuwsblad. "Alarmierender Anstieg", fügt das Blatt hinzu.
Belgienweit hat die Polizei 2014 täglich über 270 Strafzettel verteilen müssen, weil Autofahrer bei Rot über die Ampel gefahren sind - das entspricht einem Anstieg von gut zehn Prozent. Sowohl die Polizei als auch das Belgische Institut für Verkehrssicherheit sind besorgt. Durch das Überfahren von roten Ampeln steigt nämlich das Unfallrisiko.
Oft seien die Autofahrer unachtsam, weil sie damit beschäftigt sind, ihr Radio zu bedienen oder - viel gefährlicher - ihr Handy oder Smartphone benutzen. Die lokalen Polizeizonen des Landes fordern härtere Strafen. Wer bei Rot über die Ampel fährt, muss derzeit mit einem Bußgeld von 175 Euro und bis zu acht Tagen Fahrverbot rechnen, bemerkt die Zeitung.
Indexsprung für alle - außer Vermieter?
Gazet Van Antwerpen berichtet über das Vorhaben der Regierung, den geplanten Indexsprung nicht auf die Mietpreise anzuwenden. Obwohl Löhne und Gehälter einmalig nicht automatisch steigen werden, um der Wirtschaft neuen Sauerstoff zu geben, sollen Vermieter an der jährlichen Anpassung der Mietpreise festhalten dürfen. Die Opposition und die Gewerkschaften reagieren mit Empörung. Auch das Blatt ärgert sich: Warum sollen Mieter verzichten müssen und Vermieter nicht? Die Regierung verhält sich wie ein Elefant im Porzellanladen, wettert Gazet Van Antwerpen. Sollte die Koalition an ihrem Vorhaben festhalten, wäre das nicht nur sozial unverträglich, sondern dazu noch äußerst dumm.
Einfach so durchwinken sollte die Regierung die Maßnahme nicht, findet ebenfalls Het Nieuwsblad. Natürlich wäre es naiv zu glauben, alle Vermieter wären stinkreiche Rentner. Dennoch ist ein Indexsprung bei gleichzeitiger Erhöhung der Mietpreise alles andere als gerecht.
Ähnlich sieht es La Libre Belgique: Mieter, das sind ja in Belgien vor allem junge Menschen, würden gleich zweimal bestraft. Einmal durch den eigentlichen Indexsprung und ein weiteres Mal durch höhere Mieten. Andererseits handelt es sich bei Vermietern nicht selten um Menschen, die von ihren Mieteinkünften nicht leben können. Um kohärent zu bleiben, müsste die Regierung auch die Katastersteuer unberührt lassen.
Het Laatste Nieuws meint: Lassen wir die Kirche doch mal im Dorf. Wegen der aktuellen Nullinflation würde die jährliche Mietpreisanpassung höchstens zehn Cent im Monat betragen. Alles spielt sich hinter dem Komma ab, bemerkt die Zeitung. Es ist also mehr eine Frage der Symbolik als der tatsächlich entstehenden Zusatzkosten. Das Blatt kann ebenfalls nicht nachvollziehen, warum die Reaktion der Gewerkschaften so heftig ausgefallen ist. Als wären unter den Gewerkschaftsmitgliedern keine Vermieter. Und als ob alle Mieter jetzt plötzlich an den Rand der Armut gedrängt würden.
Laut De Standaard ist der Immobilienmarkt in Belgien nicht überbewertet. Davor hatten in der Vergangenheit ja mehrere nationale und internationale Einrichtungen gewarnt. Dafür gebe es keinerlei Anzeichen, hält die Notenbank jetzt in einem neuen Bericht fest. Es droht also keine Immobilienblase. Das dürfte die Belgier mit dem sprichwörtlichen Ziegelstein im Magen beruhigen, meint die Zeitung.
Kommunen läuten Alarmglocke
Auf der Titelseite von Le Soir läuten die Kommunen die Alarmglocke. Immer mehr Städte und Gemeinden hätten mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Der Grund seien häufig Mehrausgaben für Polizei, Feuerwehr und Sozialämter sowie die strengen europäischen Haushaltsregeln. Die Kommunen hätten kaum noch Spielraum für größere Investitionen, weil die jetzt in den ordentlichen Haushalt verbucht werden müssen und nicht mehr gestreckt werden dürfen.
Die Kommunen fordern, dass sich Premierminister Charles Michel auf EU-Ebene für sie einsetzt. Le Soir erklärt in seinem Leitartikel, dass die Gemeinden sich von allen anderen Ebenen im Stich gelassen fühlen. Die Zeitung erinnert aber auch daran, dass die Kommunen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind: Immerhin würden 50 Prozent der Investitionen der öffentlichen Hand in Belgien durch Städte, Gemeinden und Provinzen getätigt.
L'Echo zufolge ist der Verkauf von Smartphones in Belgien im vergangen Jahr explosionsartig angestiegen. Insgesamt gingen 2,8 Millionen Geräte über die Ladentheke - fast ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Tragischer Held "Claudy" Criquielion
"Belgien verliert einen Champion", titelt La Dernière Heure. "Abschied vom wallonischen Flandrien", schreibt Het Laatste Nieuws. "Unsterblich wegen seines verpassten Weltmeistertitels", so die Schlagzeile von Het Belang Van Limburg. Die Radsportwelt trauert um Claude Criquielion, der gestern im Alter von 58 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist.
Criquielion war Belgiens tonangebender Radrennfahrer in den 1980er Jahren, schreibt L'Avenir. Ein Vorbild und äußerst bescheiden noch dazu. "Claudy" hat fast alle belgischen Klassiker gewonnen. Außerdem sicherte er sich 1984 in Barcelona den Weltmeistertitel. Vier Jahre später wurde er zu Hause bei der WM in Ronse zum tragischen Helden, weil er beim Zielsprint von einem Konkurrenten in die Absperrung gedrängt worden war.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)