"Die Einheit", titelt Le Soir. "30.000 Dänen in Tränen", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Die Dänen trauern nach den Attentaten", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins.
Auf vielen Titelseiten prangen heute Fotos von der gestrigen Kundgebung in Kopenhagen zum Gedenken an die Terroropfer. Tausende Menschen hielten Kerzen und Fackel in der Hand. Sie wollten damit auch der terroristischen Bedrohung die Stirn bieten.
Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt wandte sich bei der Gelegenheit auch direkt an die jüdischen Mitbürger des Landes. "Wir wären nicht dieselben ohne die jüdische Gemeinschaft", sagte Thorning-Schmidt. Hintergrund ist insbesondere der Aufruf des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der an die Juden in Europa appellierte, nach Israel auszuwandern. Netanjahu wandte sich dabei ausdrücklich an die jüdischen Gemeinschaften unter anderem in Frankreich und Belgien.
Belgien und seine jüdische Gemeinschaft
In L'Echo übt der Vizepräsident des Dachverbands der jüdischen Organisationen in Belgien, Henri Benkoski, harsche Kritik an Netanjahu. Dessen Aussagen betteten sich allein in den israelischen Wahlkampf ein. Zugleich beklagt Benkoski aber, dass die jüdische Gemeinschaft in Belgien nicht ausreichend geschützt sei, und dass sich viele inzwischen tatsächlich dazu entschlossen haben, Belgien zu verlassen.
Dem widerspricht der Chefredakteur der jüdischen Wochenzeitschrift "Joods Actueel", Michael Freilich. "Ich kenne niemanden, der aus Angst vor Terrorismus emigriert ist", sagt Freilich in einem Interview mit der Zeitung De Morgen.
Die Leitartiklerin von Le Soir wendet sich in einem offenen Brief an die jüdische Gemeinschaft des Landes. "Wir wären nicht wir ohne euch", so die Botschaft. Es ist geradezu unerträglich, dass sich die Frage einer jüdischen Auswanderung aus Europa jetzt wieder stellt. Doch man muss der Realität ins Auge sehen: Der Antisemitismus ist definitiv zurück. Wir alle, ob nun Belgier, Franzosen oder Dänen, ob nun christlichen, muslimischen oder jüdischen Glaubens, wir alle müssen gegen die um sich greifende Barbarei ankämpfen.
Skiurlaub und Karneval in Terrorzeiten
Die terroristische Bedrohung hat hierzulande aber auch für eine bizarre Polemik gesorgt. Einige Oppositionsparteien werfen dem N-VA-Chef Bart De Wever vor, zu viele Kosten zu produzieren, weil er im Skiurlaub Polizeischutz genießt. De Wever hätte unter diesen Umständen seinen Urlaub abblasen müssen, sagen Vertreter von PS und FDF in La Dernière Heure und L'Avenir.
La Dernière Heure hebt in seinem Kommentar die Einstellung der Karnevalisten in Aalst hervor. Beim dortigen Umzug gab es eine Gruppe, die die Terrororganisation IS auf die Schippe nahm. Der Karneval von Aalst ist zwar nicht für seinen guten Geschmack bekannt, meint das Blatt. Aber immerhin lassen sich die dortigen Jecken nicht verrückt machen.
Apropos IS. Beängstigende Schlagzeile bei La Libre Belgique: "Der Islamische Staat ist nur noch 300 Kilometer von den Europäischen Küsten entfernt", schreibt das Blatt. Inzwischen hat sich die Organisation IS auch in Libyen gefestigt. Dort hat gestern die ägyptische Luftwaffe Angriffe gegen Stellungen der Terroristen geflogen. Nichts desto trotz: "Der IS befindet sich jetzt vor Europas Haustüre", schreibt Het Belang Van Limburg. Und in Italien ist die Regierung schon nervös geworden. "Warum Italien die Dschihadisten in Libyen bekämpfen will", erläutert Le Soir.
Griechenland gegen den Rest der Welt
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch mit der eskalierenden Griechenland-Krise. "Die Europäer bleiben gegenüber den Griechen hart", so die Schlagzeile von Le Soir. "Die Euro-Zone stellt Athen ein Ultimatum", schreibt L'Echo auf Seite eins. Gestern Abend war ein Treffen der Euro-Finanzminister geplatzt. Griechenland weigert sich, sich weiterhin den Sparauflagen zu unterwerfen. Die übrigen Euroländer geben Athen noch Zeit bis Ende dieser Woche, um doch noch einzulenken.
La Libre Belgique bringt dennoch Verständnis für die die griechische Haltung auf. Klar ist es legitim, wenn die Geldgeber ihre Finanzhilfe von immerhin 240 Milliarden Euro an Bedingungen knüpfen. Doch verfügt Athen auch über schlüssige Argumente: Das bisherige Programm ist ein wirtschaftspolitischer Flop, gekoppelt an ein soziales Desaster. Das griechische Volk hat dieser Politik jetzt eine Absage erteilt. Und man darf den europäischen Bürgern nicht permanent den Eindruck vermitteln, dass ihre Stimme kein Gewicht hat.
Ein neues Monster
In Flandern schwillt die Polemik um ein geplantes Einkaufszentrum immer weiter an. Die flämische Regierung hat am Freitag grünes Licht für das Projekt Uplace gegeben, ein Megakomplex am Brüsseler Stadtrand, direkt am Brüsseler Ring. Die Pläne sind seit Jahren umstritten. Kritiker befürchten vor allem eine zusätzliche Belastung für den Brüsseler Ring, Staus und Umweltverschmutzung inklusive.
Uplace steht für eine Fehlentscheidung auf der ganzen Linie, wettert De Morgen. Hier wird alles falsch gemacht: Wieder wird ein Shoppingcenter in der Peripherie angesiedelt, statt die Innenstädte aufzupolieren. Ganz zu schweigen von den Mobilitäts- und Umweltproblemen. Wenn der zuständige N-VA-Minister Ben Weyts diese Einwände vom Tisch fegt, dann zeugt das von grenzenloser Arroganz.
Die flämische Regierung hat ein neues Monster geboren, glaubt auch Gazet Van Antwerpen. Der Eindruck: Es geht nur um die Wirtschaft und um Geld. Alle anderen Argumente müssen dem weichen, insbesondere die Lebensqualität der Bürger. Hauptsache die Zahlen stimmen. Früher oder später wird die Politik aber einsehen müssen, dass Zahlen allein nicht glücklich machen.
Sorge um Claudy
"Der Fiskus eröffnet die Jagd auf Spitzenfußballer", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. Anscheinend ist man im Rahmen der LuxLeaks-Ermittlungen auch auf Steuerkonstruktionen von Fußballprofis gestoßen. De Morgen nennt die Namen Thibaut Courtois, Eden Hazard oder Divock Origi. Jetzt würden aber ebenfalls Profis, die in Belgien spielen, und auch belgische Clubs verstärkt unter die Lupe genommen, schreibt De Morgen.
Fast alle Zeitungen sorgen sich schließlich um den ehemaligen Radweltmeister Claudy Criquielion. "Criquielion wurde das Opfer eines Schlaganfalls", schreiben Le Soir und auch L'Avenir auf Seite eins; "Claudy Criquielion befindet sich in einem lebensgefährlichen Zustand", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Het Laatste Nieuws bringt ein großes Foto des 58-Jährigen: "Criquielion kämpft um sein Leben", schreibt das Blatt.
Bild: Bax Lindhardt/Scanpix/AFP