"Tihange 2 und Doel 3: 60 Prozent mehr Mikrorisse", titelt Le Soir. Der Zustand der Reaktorkessel der beiden Sorgenkinder des Stromproduzenten Electrabel ist ernster, als bislang bekannt. Nach neuesten Messungen wurden 16.000 Mikrorisse gezählt, 13.000 im Fall von Doel 3 und 3.000 bei Tihange 2. Bislang hatte die Zahl von 10.000 Materialschwächen im Raum gestanden.
Betreiber Electrabel betont, dass diese neue Feststellung allein auf verfeinerte Messmethoden zurückzuführen sei; die Mikrorisse seien also nicht betriebsbedingt hinzugekommen. Nichtsdestotrotz kann sich eine mögliche Wiederinbetriebnahme von Doel 3 und Tihange 2 dadurch weiter verzögern, wie Le Soir berichtet.
Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANK ist derweil der Ansicht, dass sich diese Materialschwächen möglicherweise nicht allein auf diese beiden Reaktoren beschränken. Man sollte schnellstens alle Reaktoren auf der Welt eingehend prüfen. Das wären schätzungsweise 430 Anlagen.
Skifahrende Bodyguards
"De Wever mit Personenschutz auf der Skipiste", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Het Laatste Nieuws weiß es genauer: "Zehn Beamte fahren mit De Wever Ski", schreibt das Blatt auf Seite eins. Der N-VA-Chef wird also von einer, im Übrigen schwerbewaffneten, Eskorte im Urlaub in der Schweiz begleitet. Offenbar bewegt sich die ganze Familie nur noch an Bord einer gepanzerten Limousine. De Wever hat nach eigenen Angaben nicht darum gebeten. Aber anscheinend gebe es zu viele ernstzunehmende Drohungen gegen ihn, deswegen müsse er das wohl oder übel über sich ergehen lassen.
Das gilt aber anscheinend nicht mehr nur für Politiker. "Polizeischutz für Beamte, die Jagd auf Terrorgeld machen", titelt Het Nieuwsblad. Die N-VA-Staatssekretärin für Betrugsbekämpfung, Elke Sleurs, hat die Verwaltung angewiesen, nach den Geldkanälen von Terror-Netzwerken zu fahnden. Im Gegenzug will Sleurs bei den zuständigen Stellen beantragen, dass die Beamten und ihre Familien Polizeischutz bekommen.
Wenig ambitionierter Kampf gegen Steuerhinterziehung
Das ist aber nur ein Aspekt in einem neuen Aktionsplan der Staatssekretärin, der insgesamt zehn Maßnahmen enthält. Grob zusammengefasst will Elke Sleurs die Schrauben anziehen. Vor allem der Kampf gegen organisierten, großangelegten Steuerbetrug soll verschärft werden, wie L'Echo berichtet.
Het Nieuwsblad tut sich in seinem Leitartikel aber schwer, das zu glauben. Schaut man nämlich genauer hin, dann stellt man fest, dass diese Regierung einige Daumenschrauben, die ihre Vorgänger eingeführt hatten, wieder lockert. Das ist offensichtlich eine Reaktion auf den Katzenjammer der Unternehmenswelt, die sich von der Regierung Di Rupo gemobbt fühlte. Insgesamt kann man nur feststellen, dass dem Aktionsplan der Staatssekretärin jeglicher Ehrgeiz fehlt. Man scheint es nicht sehr eilig zu haben.
Apropos Steuervermeidung: "Sie sollen doch bitte ihre Fiskalpolitik endlich mal erklären und verteidigen!", steht auf Seite eins von De Standaard. Diese Aufforderung stammt vom Grünen-Europaabgeordneten Philippe Lamberts. Lamberts kämpft im Europaparlament für die Einsetzung eines Sonderausschusses, der die Steuerdeals einiger Länder ausleuchten soll. Im Fadenkreuz stehen da vor allem Luxemburg und auch Belgien. Deswegen würde Lamberts gerne die früheren Premiers dieser Länder anhören, also Jean-Claude Juncker und Guy Verhofstadt.
Ansteckungsgefahr
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem jüngsten Vorwurf der belgischen Menschenrechtsliga. Die kommt zu dem Schluss, dass die traditionellen Parteien in den letzten Jahren wesentliche Punkte des Programms des früheren Vlaams Blok inzwischen selber umgesetzt haben. Die flämische rechtsextreme Partei, die inzwischen Vlaams Belang heißt, hatte 1992 einen 70-Punkte-Plan verabschiedet, der damals für Empörung gesorgt hatte. Inzwischen könne man aber nur feststellen, dass zahlreiche Punkte dieses Plans Realität geworden sind.
Es ist offensichtlich, dass der damalige Vlaams Blok die anderen Parteien in Teilen mit seinen Ideen angesteckt hat, so La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Auch in anderen Ländern wie in Frankreich kann man nicht leugnen, dass fremdenfeindliche Parteien auf die demokratische Konkurrenz abstrahlen. Was lernen wir daraus? Man muss das Kind beim Namen nennen. Probleme zu tabuisieren und die Debatte darüber zu verweigern, das treibt die Menschen oft in die Arme von Populisten und Extremisten.
Le Soir bringt heute einen großen Sonderteil über den Islam. Dabei stehen Fragen im Vordergrund wie: Was ist der Islam? Was ist der Dschihad? Oder: Ist der Islam kompatibel mit unseren Werten? Das Ziel eines Journalisten und eines jeden Bürgers sollte in erster Linie sein, die Welt zu verstehen, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Bevor wir uns eine Meinung bilden, sollten wir erstmal wissen, wovon wir eigentlich sprechen. Genau das liegt an der Basis des Sonderteils über den Islam.
"Der Mann ist unfähig"
Unterdessen herrscht weiter Unruhe an der Spitze des Nationalen Fußballverbandes. "Es wird noch immer schlimmer", resümiert Het Laatste Nieuws. Nach Informationen der Zeitung sollen Mitglieder des Managements Kreditkarten des Verbands für private Ausgaben genutzt haben. Jetzt gerät auch Verwaltungsratspräsident François De Keersmaecker unter Druck. "Der Mann ist unfähig", so die deutliche Kritik einiger Vereinsbosse in Het Nieuwsblad. Vor allem der Fußball-Erstdivisionär Club Brügge hat sich inzwischen auf De Keersmaecker eingeschossen. Erst vor einigen Tagen war ja der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Steven Martens, von seinem Amt zurückgetreten. Glaubt man einigen Zeitungen, dann ist möglicherweise François De Keersmaecker der nächste.
Bild: Eric Lalmand (belga)