"Wenig Grund zur Hoffnung", titelt De Standaard. "Noch lange kein Frieden in der Ostukraine", meint De Morgen. "Das Minsker Abkommen: reine Augenwischerei", drückt es Le Soir auf Seite eins besonders pessimistisch aus.
De Standaard meint: Zwar soll in der Nacht zum Sonntag im Donbas-Gebiet die vereinbarte Waffenruhe in Kraft treten, trotzdem drängt sich die Frage auf, wie lange sich die prorussischen Rebellen daran halten werden. Das erste Minsker Friedensabkommen hatte nämlich nur kurz Bestand. Het Nieuwsblad fügt hinzu: Der große Unterschied zur ersten Waffenruhe liegt darin, dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef François Hollande diesmal höchstpersönlich an den Verhandlungen teilgenommen und den diplomatischen Druck massiv erhöht haben.
Putin kann ungestört weiterzündeln
Trotzdem gibt es berechtigte Gründe, am guten Willen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu zweifeln. Während er in Minsk der Waffenruhe zustimmte, ließ er der Ukraine zufolge weiter schwere Waffen und Panzer über die Grenze ins Nachbarland rollen. Will Putin wirklich eine weitere Eskalation des Konflikts vermeiden?, fragt das Blatt. Und: Ist er überhaupt noch dazu in der Lage? Inwieweit hat er die Geister, die er rief, die prorussischen Milizen, überhaupt noch unter Kontrolle?
"And the winner is... Wladimir Wladimirowitsch Putin", stellt Het Belang van Limburg fest. Russlands Präsident kann ungestört die Destabilisierung seines Nachbarlandes, das so fest entschlossen war, sich der russischen Einflusszone zu entziehen, fortsetzen. L'Avenir bemerkt: Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, wir sind beinahe wieder beim totgeglaubten Blockdenken des Kalten Krieges.
L'Echo blickt etwas optimistischer auf das Minsker Abkommen: Unter den denkbar schlechten Ausgangsbedingungen und angesichts der vielen Toten kommt die vereinbarte Waffenruhe schon einem kleinen Wunder gleich. Möge dieser kleine Schritt für die Ukraine als ein großer Schritt für die Diplomatie in die Geschichte eingehen.
Merkel stellt Europa in den Schatten
Gazet van Antwerpen hebt den persönlichen Einsatz der deutschen Bundeskanzlerin hervor. Erst Kiew, dann Moskau, Washington, Ottawa, Minsk und sofort danach Brüssel - Merkel ist innerhalb weniger Tage buchstäblich rund um den Globus geflogen. Gemeinsam mit ihrem französischen Kollegen Hollande hat sie weltweit durch ihr Engagement Eindruck gemacht. Dass sie aus Ostdeutschland stammt und Russisch kann, ist zwar kein Erfolgsgarant, aber es kann dabei helfen, im Kreml Türen zu öffnen. Angela Merkel hat Verantwortung übernommen und kann damit, sollte sie Erfolg haben, in die Fußstapfen Adenauers, Brandts, Schmidts und Kohls treten, lobt Gazet van Antwerpen.
Le Soir dagegen tobt: Da sind mal wieder die Nationalstaaten vorgeprescht - kein Platz für Europa. Weder Donald Tusk, noch Jean-Claude Juncker, noch Federica Mogherini saßen in Minsk mit am Tisch. Die bittere Feststellung lautet schon wieder: Auf der politischen Weltkarte ist die Europäische Union ein unbedeutender Akteur. Schuld daran sind die Mitgliedsstaaten, die eifersüchtig ihre Rechte verteidigen. Nicht nur im Ukraine-Konflikt, auch im Fall Griechenland denken wir zu viel in nationalen Kategorien und zu wenig gesamteuropäisch, findet die Zeitung.
Vlaams Blok-Programm längst in der Gesellschaft angekommen
Im Interview mit La Libre Belgique erklärt der Vorsitzende der belgischen Menschenrechtsliga: "Innerhalb von 20 Jahren hat Belgien in Einwanderungsfragen das Programm des rechtsextremen Vlaams Belang umgesetzt". Kernforderungen des ausländerfeindlichen 70-Punkte-Programms des Vlaams Blok von 1992 seien längst Realität geworden und von den traditionellen Parteien umgesetzt worden. Der empörte Alexis Deswaef nennt als Beispiele die Ernennung eines föderalen Staatssekretärs für Einwanderungsfragen, geschlossene Zentren für Flüchtlinge, Massenabschiebungen und die Einführung der Liste sogenannter "sicherer Herkunftsländer".
Apps und Fußball lassen die Kasse klingeln
L'Echo stellt auf seiner Titelseite den 29-jährigen Belgier Jeremy Le Van vor. Der Softwareriese Microsoft hatte kürzlich seine Terminkalender-App für 100 Millionen Dollar gekauft. "Ich weiß... das ist völlig verrückt", erklärt der aus Brüssel stammende und in New York lebende Informatiker. Er habe sich nie Gedanken über den Marktwert seines kleinen Unternehmens gemacht - bis, ja bis die E-Mail mit dem Kaufangebot plötzlich bei ihm eintrudelte.
"14 Millionen Euro". Das neue Jahresgehalt von Eden Hazard prangt auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws. Damit wird der Chelsea-Spieler zum bestbezahlten belgischen Fußballer aller Zeiten. Hazard hatte gestern seinen Vertrag beim englischen Club um weitere fünfeinhalb Jahre verlängert und dabei auch sein Gehalt aufgestockt. 14 Millionen Euro im Jahr, das entspricht laut Berechnungen der Zeitung einem Wochengehalt von 273.000 Euro. Oder anders ausgedrückt: 40.000 Euro am Tag, das sind beeindruckende 1.600 Euro die Stunde.
Bild: Thierry Roge (belga)