"Marathon-Verhandlung", titelt L'Echo. "Beratungen unter Hochdruck", schreibt Le Soir. "Frieden in Minsk?", fragt sich De Morgen auf Seite eins.
Auch nach dem dramatischen Ringen um Frieden für die Ostukraine dürfte die tatsächliche Aussicht auf Besserung äußerst gering sein, bemerken die Zeitungen. Unter deutsch-französischer Vermittlung sitzen die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, seit Mittwoch in der weißrussischen Hauptstadt erstmals seit langem wieder gemeinsam am Verhandlungstisch.
Europa: Immer einen Schritt hinterher
De Morgen hält fest: Über 5.000 Tote hat der blutige Konflikt bereits gekostet - zunehmend fallen Zivilisten den Kämpfen zum Opfer. Es wäre naiv zu glauben, dass es jetzt zu einem nachhaltigen Waffenstillstand kommt. Trotzdem hält das Blatt es für keine gute Idee, westliche Waffen an Kiew zu liefern. Das Risiko, dass der Konflikt im Donezbecken zu einem Krieg zwischen dem Westen und Russland eskaliert, wäre zu groß. Das Beste, was Europa tun kann, ist den diplomatischen Druck zu erhöhen und weitere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen. Die setzen die russischen Oligarchen nämlich gehörig unter Druck - Putins Imperium weist bereits erste Risse auf.
Het Nieuwsblad bedauert, dass Europa immer bis zum allerletzten Moment wartet, bevor es handelt. Ob Euro-Krise, Griechenland oder der blutige Konflikt in der Ukraine vor der Haustür Europas: Immer stehen zuerst die nationalen Interessen im Vordergrund. Erst wenn es fast zu spät ist, beginnen die 28 gesamteuropäisch zu denken. Auch wir Belgier sollten uns mal damit befassen: Ein Krieg in unserer direkten Nachbarschaft und der mögliche Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone hätten verheerendere Folgen für unsere Zukunft als ein Indexsprung oder ein neuer landesweiter Streik.
Monsterprozess gegen Islamisten
"Schwere Strafen für die Anführer", titelt Gazet van Antwerpen in Bezug auf das gestrige Urteil im Islamisten-Prozess. Die inzwischen aufgelöste Organisation Sharia4Belgium wurde vom Strafgericht in Antwerpen als "terroristische Vereinigung" eingestuft. Der Anführer und Chefideologe Fouad Belkacem wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Ausmaß des Prozesses ist beeindruckend: Die Bilder der über 40 Verurteilten füllen fast eine ganze Doppelseite.
La Libre Belgique meint: Ein klares, sachliches und angemessenes Urteil. Den wenigen Syrien-Rückkehrern gibt das Gericht quasi eine zweite Chance. Für alle anderen gab es hohe Strafen. Damit sendet der Staat auch ein klares Signal an die Dschihadisten und potentiellen Nachahmer. Le Soir fügt aber hinzu: Man sollte sich keine Illusionen machen. Die sage und schreibe 38 Angeklagten, die entweder vermutlich tot sind oder noch in Syrien kämpfen und die deshalb in Abwesenheit verurteilt worden sind, wird das nicht groß kümmern. Auch löst ein solcher Prozess nicht das grundlegende Problem der Radikalisierung, sondern kann lediglich die Folgen aufarbeiten. Die Justiz kann nämlich nur reagieren, wenn es eigentlich bereits zu spät ist. Zudem warnt L'Avenir davor, dass Belkacem und Konsorten im Gefängnis ihr Treiben fortsetzen könnten.
De Standaard sieht dennoch positive Aspekte: Auch wenn wir es nicht gewohnt sind und in kurzer Zeit gleich zwei Mal positiv in der Weltpresse erwähnt wurden: Die Repression in Belgien funktioniert, wie das gestrige Urteil im bislang größten Islamisten-Prozess Europas und der Anti-Terror-Einsatz von Verviers zeigen. Trotz dieser Erfolge müssen wir aber dringend in Radikalismus-Prävention investieren. Dabei müssen alle Ebenen zusammenarbeiten - vom Föderalstaat über die Gemeinschaften bis hin zu den Gemeinden, von der Polizei über das Bildungswesen bis zu den kommunalen Jugendarbeitern.
Brandstiftung, Investitionen und Karneval
Het Laatste Nieuws berichtet von einem tragischen Fall von Brandstiftung im westlich von Brüssel gelegenen Lennik. Dabei sind amMittwoch drei Kinder im Alter von zwei, vier und sechs Jahren ums Leben gekommen. Besonders schockierend: Das Feuer ist von der Mutter der Kinder gelegt worden. Sie wollte sich damit an ihrem Mann rächen, der gedroht hatte, sie zu verlassen.
Der Milliardär Marc Coucke will nach dem Verkauf seines Pharma-Konzerns 75 Millionen Euro in die Baufirma Versluys in Ostende investieren. Kurzfristig sollen dort 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Bis 2020 verspricht Coucke im Interview mit De Standaard sogar die Schaffung von 20.000 neuen Jobs. Zum Thema Reichensteuer sagt er: "Unsere Politiker sind auf dem Holzweg." Sie müssten dafür sorgen, dass Unternehmer wieder mehr investieren und sich nicht auf sie einschießen.
Als einziges Blatt blickt das GrenzEcho auf die närrischen Tage, die am Donnerstag in den ostbelgischen Karnevalshochburgen beginnen: "Sonnenschein für die Alten Weiber", so die Schlagzeile auf der Titelseite.
Bild: Mykola Lazarenko/Handout (afp)