"Tobback will nicht weichen", titelt De Morgen. De Standaard zitiert Freya Van Den Bossche auf Seite eins: "Ich hoffe, dass die SP.A ihren Tiefpunkt erreicht hat". "Spannung bei den flämischen Sozialisten", schreibt Gazet Van Antwerpen.
Auf einem Parteitag will die SP.A heute einen Erneuerungsprozess einleiten: Die Sozialisten aus dem Norden wollen sich inhaltlich neu aufstellen und einen neuen Vorsitzenden wählen.
Im Gespräch mit De Morgen erklärt der bisherige Parteichef Bruno Tobback, dass er Kandidat für seine eigene Nachfolge ist. Außerdem spricht er ein erstaunliches Mea Culpa im Zusammenhang mit der Wahlschlappe vom Mai 2014 aus. Sein Job sei es gewesen, die Wahlen zu gewinnen. Und ja, das sei gründlich in die Hose gegangen. Trotzdem hält er sich für den richtigen Mann, um seine Partei wieder aus dem Umfrageloch zu befreien.
Rote SP.A-Rose ist verblüht
De Morgen meint: Tobbacks aussichtsreichster Gegenkandidat heißt John Crombez, ehemaliger Staatssekretär und derzeit Fraktionssprecher der Sozialisten im flämischen Parlament. Statt um Inhalt wird es wieder nur um Personen gehen, befürchtet das Blatt. Dabei dauert der Niedergang der Sozialdemokratie im Norden des Landes schon länger an. Weil die französischsprachige PS sich aber so lange an der Macht gehalten hat und ihren kleinen flämischen Bruder im Schlepptau hatte, war das vielen bislang nicht so bewusst. Flanderns sozialistische Rose ist verblüht.
Auch De Standaard findet: Genau wie ihre Galionsfigur Freya Van Den Bossche muss die SP.A hoffen, dass nach zehn Jahren Sinkflug der Tiefpunkt jetzt erreicht ist. Die Partei muss auf jeden Fall mehr sein als eine Verfechterin der sozialen Gerechtigkeit. Auch für alle anderen Lebensbereiche erwarten die Bürger konkrete Antworten.
OpenVLD hat aus ihren Fehlern gelernt
Gazet Van Antwerpen befasst sich mit den Begleitmaßnahmen zur Einführung der automatischen Registrierkassen in Cafés und Restaurants. Die Regierung hat gestern billigere Überstunden, Gelegenheitsarbeit und Flexi-Jobs für den Horeca-Sektor beschlossen. Eine gute Maßnahme für die Branche, mit der sich vor allem die zuständigen OpenVLD-Minister Alexander De Croo und Bart Tommelein profilieren können. Die flämischen Liberalen haben aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt, meint die Zeitung. Statt sich in den Streit zwischen CD&V und N- VA ein zu mischen, hat sich die OpenVLD dezent zurückgehalten. Seit De Croo 2010 den Stecker aus der Regierung Leterme gezogen hatte und dafür den Spott des ganzen Landes erntete, weiß die OpenVLD: Die Menschen mögen keine Streithähne in der Politik.
Frankreich leckt noch immer seine Wunden
"Einen Monat danach", titelt L'Avenir. "Der Schock von Charlie Hebdo", schreibt La Libre Belgique. Heute vor genau einem Monat wurde Paris durch das mörderische Attentat erschüttert. Frankreich ist noch immer verletzt, viele Franzosen sind neben der Rolle.
La Libre Belgique bringt außerdem ein Interview mit Jaak Raes, dem Leiter des belgischen Staatsschutzes. Die Syrienheimkehrer seien nicht einfach zu überwachen. Das sei derzeit die höchste Priorität der Geheimdienste. Der Staatsschutz hofft, in Kürze 150 zusätzliche Mitarbeiter einstellen zu können. Vor allem IT-Spezialisten, Kenner der arabischen Welt und Übersetzer.
"Kein Mord, sondern Totschlag", titeln Le Soir und L'Avenir. Der Lütticher Politiker Bernard Wesphael soll seine Frau nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht vorsätzlich getötet haben. Er kann damit vor Gericht nicht zu lebenslänglicher Haft verurteilt werden, sondern höchstens zu 30 Jahren. Der Prozess soll frühestens Ende des Jahres beginnen. Wesphaels Frau war Ende Oktober 2013 im gemeinsamen Hotelzimmer in Ostende tot aufgefunden worden.
Staatssekretär Theo Francken empfiehlt der Wallonie im Interview mit L'Echo, die Einbürgerungskurse für Migranten verpflichtend zu machen. In Flandern besteht eine solche Pflicht bereits. Neueste Studien haben gezeigt, dass Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund auf dem flämischen Arbeitsmarkt viel besser und einfacher integriert werden können als in der Wallonie.
Verschwendung bei der SNCB und peinliche Fehler
"Überall Verschwendung bei der SNCB", bemerkt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Verkehrsministerin Jacqueline Galant weiß gar nicht, wo sie den Rotstift ansetzen soll. Die belgische Bahn hat sage und schreibe 80 Tochterunternehmen, darunter ein schickes Restaurant und ein Elektrizitätswerk, das überhaupt keinen Strom erzeugt. Außerdem: 500 Führungskräfte mit einem Jahresgehalt von 200.000 Euro. Die Verkehrsministerin will im März oder April einen Modernisierungsplan für die SNCB vorlegen.
"Peinlicher Fehler durch einen neuen Schnitzer getoppt", titelt Het Nieuwsblad. In dem ersten Dankesschreiben von König Albert für die Anteilnahme nach dem Tod von Königin Fabiola war ja irrtümlicherweise die Rede von Königin Paola. In dem niederländischen Verbesserungsschreiben steht jetzt: "Wir danken für die Anteilnahme nach dem Tod von König Fabiola". Der Palast erklärt, dass es sich um ein persönliches Schreiben aus dem Hause von König Albert handelt und dass es möglicherweise ein zweites Entschuldigungsschreiben für die 150 Empfänger geben wird.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)