"Letzte Chance für die Diplomatie", titelt La Libre Belgique. "Letzter Versuch für eine friedliche Lösung", schreibt De Standaard. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande beraten heute in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über einen neuen Friedensplan für die Ukraine.
Gestern war das europäische Duo überraschend nach Kiew gereist und hatte dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko bereits die Pläne unterbreitet. Scheitert auch dieser diplomatische Vorstoß, dann könnte aus dem blutigen Konflikt in der Ostukraine in Kürze ein heftiger Krieg werden. Mit verheerenden Folgen für ganz Europa, warnt De Standaard.
EZB-Entscheid: Logisch oder riskant?
Le Soir kommt auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank zurück, den griechischen Banken den Geldhahn zuzudrehen. Das Vorgehen der EZB ist nachvollziehbar. Der Vertrag, den Griechenland und die europäische Notenbank eingegangen sind, ist deutlich: Athen bekommt Geld, wenn es bestimmte Auflagen erfüllt. Der EZB-Entscheid dürfte den Wahlsieger und neuen griechischen Premierminister Alexis Tsipras aber schnell und brutal auf den harten Boden der Realität zurückgeholt haben.
Tsipras Regierung steht jetzt vor einem Dilemma: Entweder Griechenland behält den Euro und wird sich auch künftig an die eine oder andere Sparauflage halten müssen. Oder die Griechen bleiben stur und riskieren einen Rauswurf aus der Euro-Zone. Laut Le Soir gibt es nur einen Ausweg: Griechenlands Regierung muss einen Reformplan vorlegen, der die Korruption, die himmelschreienden Ungerechtigkeiten und die Steuerflucht im eigenen Land bekämpft. Sie muss das tun, was sich weder die Vorgänger-Regierungen noch die Troika bislang getraut haben. Erst dann werden die europäischen Partner zu weiteren Zugeständnissen bereit sein.
Für Athen und Brüssel: Die Zeit drängt
La Libre Belgique meint dagegen: Die Vorgehensweise der EZB ist riskant. Die griechische Regierung könnte damit gegenüber ihrem Wahlvolk in Bedrängnis gebracht werden und erst recht auf stur schalten. Das Pokerspiel hat angefangen - und die erste Karte auf dem Tisch ist bereits explosiv.
Die Zeit drängt, gibt L'Echo zu bedenken. Denn schon in wenigen Wochen wird Athen zahlungsunfähig sein. Statt sich anzunähern, bleiben beide Seiten unnachgiebig - sowohl die griechische Regierung als auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Dabei hätte keiner etwas davon, wenn das Horrorszenario Wirklichkeit würde. Griechenland stünde vor dem Ruin und alleine Deutschland verlöre 90 Milliarden Euro. "Angela und Alexis: Bitte setzt euch an den Verhandlungstisch", so der eindringliche Appell der Zeitung.
Arco-Grundsatzfrage immer noch ungeklärt
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Entscheidung des Verfassungsgerichts, den Fall Arco an den Europäischen Gerichtshof weiterzuleiten. Einst dürfte klar sein: Die 800.000 Anteilseigner der Finanzgenossenschaft Arco sind betrogen worden. Ihnen wurde eine sichere Anlage versprochen, stattdessen landeten sie - ohne es zu wissen - im Kasino. Das Problem: Im Zuge der Finanzkrise gilt das für viele Anleger, die von ihrer Bank schlecht beraten wurden. Arco ist also kein Einzelfall. Trotzdem wurde den Anteilseignern bei der Dexia-Pleite eine staatliche Entschädigung zugesagt.
Die schwierige Frage: Warum sollten diese Anteilseigner gerettet werden, während alle anderen Anleger in die Röhre gucken? Het Laatste Nieuws findet: Im Grunde müssten die Richter nur fünf Minuten politischen Mut aufbringen. Stattdessen wird der Fall an den vielbeschäftigten EuGH weitergereicht.
Zündstoff für CD&V
De Morgen meint: Man kann unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob die Mitglieder einer Genossenschaft nun Anleger oder gewöhnliche Sparer sind und damit Anrecht auf eine Garantie des Staates haben. Hinter dieser beinahe rechtsphilosophischen Debatte stecken aber Tausende Menschen, die ihr Erspartes verloren haben. Für sie wirkt sich eine juristische Prozedur, die sich weiter in die Länge zieht, zum Teil dramatisch aus. "Helft diesen Menschen!", fordert De Morgen. Man kann es ja Hilfsfonds nennen, wenn man nicht von Staatsgarantie sprechen will. Die Zeitung jedenfalls spricht von Solidarität.
Wie Gazet Van Antwerpen bemerkt, sorgt der Fall für zusätzlichen Zündstoff innerhalb der Regierung, weil es sich bei Arco um den finanziellen Arm der christlichen Arbeiterbewegung handelt. Die CD&V drängt deshalb auf eine Lösung für die 800.000 Betroffenen.
"Geldverschwendung bei SNCB" und Fußball-Legende Coppens
Im Interview mit Het Laatste Nieuws erklärt Verkehrsministerin Jacqueline Galant, dass es bei der SNCB noch zusätzliches Einsparungspotential gibt. Nicht bei den gewöhnlichen Arbeitnehmern, aber im Management der Eisenbahngesellschaft werde Geld verschwendet. Die Struktur sei zu kompliziert, außerdem gebe es zu viele Führungskräfte. Im Frühjahr will die MR-Ministerin einen Modernisierungsplan für die SNCB vorlegen.
Alle Zeitungen berichten über den Tod von Rik Coppens im Alter von 84 Jahren - Belgiens erste Fußball-Legende, wie Gazet Van Antwerpen schreibt. Der ehemalige Beerschot-Spieler und Rote Teufel war als Torschütze bekannt und äußerst beliebt. Die erste Fußball-Auszeichnung "Goldener Schuh" ging 1954 an Coppens.
Bild: Mykola Lazarenko/AFP