"Kampf gegen den Horror", titelt La Libre Belgique. "Ist das der Wendepunkt?", fragt sich aber Le Soir auf Seite eins. Mit dieser neuen Stufe der Gewalt ist IS möglicherweise zu weit gegangen. Damit haben die Terroristen nämlich jetzt auch die islamische Welt gegen sich aufgebracht, zumal die Sunniten, analysiert Le Soir. Einige islamische Religionsgelehrte haben jedenfalls die Aktion gebrandmarkt: Der Koran verbiete die Verbrennung von Menschen, selbst im Krieg, heißt es da.
Das zeigt einmal mehr, dass es sich hier nicht um einen Religionskrieg handelt, es geht vielmehr um einen Kampf um die Zivilisation, meint La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Wenn jetzt sogar angesehene islamische Religionseinrichtungen die Taten des IS verurteilen, dann werden dadurch möglicherweise junge Menschen abgeschreckt, sich der Gruppe anzuschließen. Dann wäre der jordanische Pilot nicht umsonst gestorben. Und dann könnte die Welt auch nicht mehr ignorieren, dass auch die Muslime diese Barbarei bekämpfen wollen.
Wer das Monster gefüttert hat…
Spätestens jetzt bedarf es einer wirklichen Allianz gegen IS, meint auch La Libre Belgique. Das gilt vor allem für die islamischen Staaten im Nahen Osten. Denn die Antwort auf die Bedrohung kann eigentlich nur aus der Region kommen. Insbesondere die sunnitischen Muslime müssen sich zusammenschließen. Wünschenswert wäre auch, dass sich der schiitische Iran dieser Koalition anschließt. Dazu bedarf es allerdings wohl mehr als nur fünf Minuten politischen Mutes.
Le Soir sieht das ähnlich: In dieser Sache ist niemand frei von Schuld. Die westliche Welt hat viel zu lange einfach feige weggeschaut und damit die Situation in Syrien verrotten lassen. Da gibt es aber auch diejenigen, die das Monster gefuttert haben, die IS unterstützt haben als Bollwerk gegen die Schiiten. Diese Leute, die vor allem in Saudi-Arabien und Katar sitzen, die müssen jetzt auch ihre Verantwortung übernehmen, ihr Geschöpf bekämpfen.
Die jüngsten dramatischen Bilder haben De Standaard jedenfalls zum Umdenken gebracht: Normalerweise sollten Fotojournalisten die Geschichte der Menschheit dokumentieren. Im Fall IS sind aber die Rollen vertauscht. Hier sind die Kameraleute die Täter; die Bilder sind teilweise höchst subtil inszeniert. Deswegen will De Standaard diese IS-Propaganda nicht mehr veröffentlichen.
Die terroristische Bedrohung kann aber offensichtlich einige Gewohnheiten nicht aushebeln: "Der Terrorismus schreckt die Reisewilligen nicht ab", titelt L'Avenir. Heute beginnt in Brüssel der Ferien-Salon und die Reiseveranstalter gehen voller Zuversicht in die Messe. Sie glauben jedenfalls nicht, dass die derzeitige Bedrohungslage Einfluss auf das Verhalten der Urlauber haben wird.
Regierung verdächtigt Geheimdienst
Verstörende Schlagzeile auf Seite eins von L'Echo: "Di Rupo verdächtigte die Armee, hinter dem Hacker-Angriff auf Belgacom zu stecken", schreibt das Blatt. Vor anderthalb Jahren gab es einen Einbruch in die Netzwerke des belgischen Telekomunternehmens. Der damalige Premier Di Rupo wandte sich daraufhin schriftlich an den Chef des Militärgeheimdienstes und stellte die Frage, ob belgische Agenten direkt oder indirekt an der Aktion beteiligt waren oder zumindest Kenntnis davon hatten. Inzwischen geht man davon aus, dass der britische Geheimdienst den Hacker-Angriff durchführte.
Dieser Brief lässt tief blicken, meint L'Echo in seinem Leitartikel. Zwischen der Politik und den Geheimdiensten scheint sich das Vertrauen um den Nullpunkt zu bewegen. Im heutigen Kontext gibt das zu denken. Wir brauchen effiziente Sicherheitsdienste: Alle Akteure müssen an einem Strang ziehen; und vor allem muss man sich auch die finanzielle Mittel geben.
"Schwedische Kälte"
Apropos: Die Haushaltskontrolle, die in wenigen Wochen ansteht, wirft schon ihre Schatten voraus. Und inzwischen jagt ein Koalitionsstreit den nächsten. "Neuer Tag, neuer Knatsch zwischen CD&V und N-VA", resümiert Het Laatste Nieuws. Diesmal sorgt eine Aussage der N-VA-Abgeordneten Zuhal Demir für Aufregung. Demir will, dass das Arbeitslosengeld zeitlich befristet wird. Ihre Argumentation: "Wenn Sie bemerken, dass Sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können, dann werden Sie nur noch intensiver nach einem Job suchen". "Proteststurm nach N-VA-Vorschlag über Arbeitslose", fasst Gazet Van Antwerpen die Reaktionen auf Seite eins zusammen. Auch der Koalitionspartner CD&V kann mit solchen Aussagen überhaupt nichts anfangen. Für Le Soir herrscht inzwischen "eine schwedische Kälte" in der Schwedischen Koalition.
"Geben und Nehmen"
Der Vorstoß der N-VA kommt nicht von ungefähr, analysiert Het Laatste Nieuws. Im Grunde wird hier nur ein Kuhhandel vorweggenommen, der Ende des Monats auf dem Tisch liegen könnte. Erst verlangt die CD&V einen Tax-Shift, dann die N-VA die Befristung des Arbeitslosengelds. Beides steht nicht im Koalitionsabkommen. Im Grunde präsentiert die N-VA der CD&V hier nur die Rechnung für ihre Forderung nach einer Reichensteuer.
CD&V und N-VA zetteln reihum Kleinkriege an, bemerkt auch Het Nieuwsblad. Danach heißt es dann immer gebetsmühlenartig, dass alle Partner nun doch das Regierungsabkommen loyal umsetzen wollen. Inzwischen darf man sich allerdings die Frage stellen, was genau mit "loyal" gemeint ist. Vielleicht ist es aber auch so, dass nicht alle denselben Vertrag gelesen haben.
Es ist nur noch tragisch, beklagt fast schon Gazet Van Antwerpen. Genau in dem Moment, wo die Schwedische Koalition, wieder einigermaßen Wind in den Segeln hatte, hängt gleich wieder der Haussegen schief. Die CD&V fühlt sich sichtbar unwohl; die N-VA sucht ihrerseits nach Wegen, um den Kurs nach ihren Vorstellungen zu korrigieren. Bei der Haushaltskontrolle Anfang März dürften all diese Feststellungen definitiv durchschlagen. Es werden zweifelsohne spannende Wochen.
Grippewelle rollt
"70.000 Krankheitsfälle innerhalb einer Woche", schreibt Het Laatste Nieuws und der Höhepunkt, der komme erst noch. Im Moment rollt eine ausgewachsene Grippewelle über das Land. Es gibt mehr Krankheitsfälle als in den letzten Jahren.
La Dernière Heure greift das Thema heute ebenfalls auf: "Grippe - Wie Sie die Kosten um die Hälfte reduzieren", schreibt das Blatt. Ein Tipp der Zeitung: Greifen Sie auf Generika zurück...
Bild: Kazuhiro Nogi (afp)