"Jordanischer Pilot bei lebendigem Leib verbrannt", titeln Het Nieuwsblad, Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen.
Auf vielen Titelseiten ist am Mittwoch ein Mann hinter Gitterstäben zu sehen, der orange Kleidung trägt. Er befindet sich in einem Käfig und wird kurz danach buchstäblich angezündet. Im Internet ist am Dienstag ein Video aufgetaucht, das die Exekution der jordanischen Geisel zeigen soll. Dabei handelt es sich um einen Kampfjetpiloten, der über Syrien abgestürzt war. "Jordanien wird seinen Piloten rächen", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Offenbar ist das inzwischen geschehen: In Amman wurden zwei Todesurteile gegen Islamisten vollstreckt.
Die Terrorgruppe IS hat eine neue Stufe des Horrors erreicht, meint La Dernière Heure in ihrem Kommentar. Einen Menschen bei lebendigem Leib zu verbrennen, das erinnert an die dunkelsten Stunden des Mittelalters. Diese Barbaren hinterlassen buchstäblich verbrannte Erde. Zivilisation kennen sie nicht; ihr Geschäft ist der Tod. Ein solcher Grad der Barbarei wurde in der Menschheitsgeschichte nur selten erreicht. Mit solchen Monstern ist ein Dialog quasi unmöglich.
"Belgien ist ein Terrorziel", so die beängstigende Schlagzeile auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. Das Blatt hat nach eigenen Angaben einen anonymen Brief erhalten. Darin droht IS mit Anschlägen in Belgien. Der unbekannte Schreiber beruft sich ausdrücklich auf ein Internetvideo aus der vergangenen Woche, in dem bereits ähnliche Drohungen formuliert wurden. Der Brief wird inzwischen von den Justizbehörden untersucht.
Wer im Glashaus sitzt...
"Die EU nimmt die belgischen Steuergeschenke für Multinationals ins Visier", so die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. "Europa prangert unsere steuerliche Großzügigkeit an", schreibt auch Le Soir. Der belgische Fiskus gibt internationalen Unternehmensgruppen die Möglichkeit, ihre Steuern in Belgien zu reduzieren; teilweise um bis zu 90 Prozent. Und die EU-Kommission will jetzt prüfen, ob Belgien damit gegen EU-Wettbewerbsrecht verstößt.
Einige Zeitungen sprechen schon von "Belgo-Leaks" in Anlehnung an den luxemburgischen Steuerskandal, der vor drei Monaten ans Licht kam. Nach Informationen von Le Soir geht es um 60 Steuerdeals, die der belgische Fiskus mit Multinationals abgeschlossen hat. Die gesetzliche Grundlage dafür stammt aus dem Jahr 2004; genauer gesagt zeichnete damals die sozialistisch-liberale Regierung dafür verantwortlich.
Premierminister war seinerzeit bekanntlich der OpenVLD-Politiker Guy Verhofstadt. Ausgerechnet der hatte im November den Rücktritt von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gefordert, weil der als ehemaliger luxemburgischer Premier für die Lux-Leaks-Affäre verantwortlich gewesen sei. Die damalige Antwort von Juncker wirkt wie ein Omen, wie Le Soir berichtet: "Lieber Guy, sind Sie wirklich sicher, dass während Ihrer Amtszeit solche Dinge nicht passiert sind?"
Alle Sünder gleich behandeln
"Der Nächste, bitte", frotzelt jedenfalls La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Nach Luxemburg steht jetzt also Belgien am EU-Pranger.
Und wie scheinheilig wirken insbesondere die Belgier jetzt, fügt Le Soir hinzu. Noch vor drei Monaten wurde Luxemburg quasi öffentlich gekreuzigt, wobei die Belgier damals bereits wussten, dass die EU-Kommission auch schon hierzulande Steuerdeals unter die Lupe nahm. Im Grunde zeigen diese Affären aber nur eins: Wir brauchen dringend gemeinsame europäische Steuerregeln, fiskale Harmonisierung.
Denn machen wir uns nichts weis, meint De Morgen: Alle Länder in Europa versuchen, über lukrative Steuergeschenke großen Firmen den Roten Teppich auszurollen. Genau hier liegt aber schon der Denkfehler. Nicht die Länder locken Unternehmen an; viel mehr ist es so, dass Multinationals europäische Staaten gegeneinander ausspielen. EU-Mitglieder, die eigentlich partnerschaftlich miteinander umgehen sollten, werden zu einem Wettbewerb gezwungen, der alle Beteiligten kaputt macht. Und das Ganze ist noch dazu völlig intransparent: Den genauen Inhalt der Steuerdeals kennen nur einige wenige.
Dass die EU-Kommission gegen solche Praktiken vorgeht, ist denn auch richtig, meint La Libre Belgique. Unter der Voraussetzung allerdings, dass sich die Brüsseler Wettbewerbshüter wirklich alle Verdächtigen vorknöpfen und dabei einheitlich vorgehen.
Schweiz: "Kein Schwarzgeld bitte"
Bemerkenswerte Schlagzeile unterdessen auf Seite eins von De Standaard. "Schweizer Banken schmeißen belgische Schwarzgeld-Sparer raus", schreibt das Blatt. In der Schweiz und auch in Luxemburg wollen die Banken anscheinend ausmisten: Belgier, die nicht beweisen können, dass sie ihr Geld versteuert haben, werden gezwungen, ihre Konten aufzulösen.
Sieh mal einer an, bemerkt dazu Het Nieuwsblad. Bislang hatte man oft den Eindruck, dass der Kampf gegen Schwarzgeld eine Sisyphusarbeit ist. Jetzt zeigt sich plötzlich: Allein auf Druck der USA konnte das Bankgeheimnis so weit aufgeweicht werden, dass Steuersünder in die Enge getrieben werden. Fazit: Wo ein Wille, da ein Weg.
Schul-Spione
Einige flämische Zeitungen beschäftigen sich mit der Schule in Aalst, die die Facebook-Konten ihrer Schüler überwacht und zwei mutmaßlich radikalisierte Jugendliche der Polizei gemeldet hat. Die Schule hat sich inzwischen für die Aktion entschuldigt.
Zu Recht, glaubt De Standaard. Hier hat man eine Etappe übersprungen. Bevor man die Polizei einschaltet, sollte man doch erstmal mit den Schülern reden. Man kann doch nicht auf der Grundlage von pubertären Facebook-Einträgen die jungen Leute gleich zu Terroristen stempeln. Wir sollten nicht immer über die anderen diskutieren, sondern uns auch schon mal selbst in Frage stellen.
Het Laatste Nieuws schlägt in dieselbe Kerbe: Der N-VA-Bürgermeister von Aalst liegt falsch, wenn er von einer "gesunden Form von sozialer Kontrolle" spricht. Ungesund ist das! Lehrer sind keine Spione. Sie müssen vielmehr die ersten Ansprechpartner sein.
Bild: Khalil Mazraawi (afp)