"Albert Frère geht in den Ruhestand", titelt Le Soir. "Albert Frère gibt die Kontrolle über sein Imperium ab", so die Schlagzeile von L'Echo.
Der reichste Mann des Landes tritt ab. Albert Frère hat am Montag angekündigt, dass er im April sein Amt als Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft GBL niederlegt. Zugleich wird er nicht mehr für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Holding Pargesa kandidieren. Beide Unternehmen verfügen über zum Teil gewichtige Beteiligungen an einigen mächtigen Multinationals, unter anderem dem Ölkonzern Total und dem Energieriesen GDF Suez. Albert Frère, der aus dem Raum Charleroi stammt, wird am Mittwoch 89 Jahre alt.
"Wird der Mann loslassen können?", fragt sich L'Echo in seinem Leitartikel. "Jener Albert Frère, der seit Jahrzehnten von seinem Büro aus mit einem alten Bakelit-Telefon ein Imperium regiert, jener "König" des Pariser Börsenindex CAC 40". Klar, die Mitteilung ist deutlich: Albert Frère tritt zurück. Das ist aber allenfalls eine kosmetische Maßnahme, keine strategische. Man darf davon ausgehen, dass das alte Bakelit-Telefon weiter regelmäßig klingeln wird.
"Alle sehen nur noch Bomben"
Viele Zeitungen beschäftigen sich nach wie vor mit der terroristischen Bedrohung, genauer gesagt mit einigen Nebenwirkungen davon. "40 Bombendrohungen innerhalb von zwei Wochen", titelt etwa Het Belang van Limburg. "Alle sehen nur noch Bomben", schreibt auch Het Laatste Nieuws. Allein am Montag sind vier Bombenmeldungen bei der Polizei eingegangen. Unter anderem mussten eine Disco, die Umgebung der US-Botschaft in Brüssel und Teile des EU-Parlaments evakuiert werden.
Das Phänomen sei nicht ungewöhnlich, sagt ein Polizeisprecher in Het Belang van Limburg. Jedes Mal, wenn die Terrorwarnstufe heraufgesetzt wird, gebe es verstärkt Meldungen von verdächtigen Objekten oder seltsamen Leuten. "Aber besser tausend Mal umsonst ausgerückt, als ein Mal zu wenig", sagt der Sprecher in Het Laatste Nieuws. In De Morgen spricht die Polizei aber eine deutliche Warnung an potentielle Witzbolde aus, die bewusst Falschmeldungen verbreiten. Das Blatt berichtet von einem Fall, bei dem ein Mann wegen einer falschen Bombendrohung zu einer Geldbuße von über 27.000 Euro verurteilt wurde.
"Teure Polizisten streiten mit billigen Soldaten über Sold", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Seit zwei Wochen werden ja Soldaten zur Bewachung von Gebäuden eingesetzt. Das hat für die Gemeinden auch Vorteile: Soldaten sind günstiger. Doch sind die Polizisten nicht glücklich mit der Situation, da sie dadurch auf Prämien verzichten müssen, etwa für Nachtarbeit.
De Morgen berichtet auf Seite eins über einen Plan zur Erhöhung der Sicherheit des Parlamentsgebäudes an der Rue de la Loi. Diese Maßnahme ist anscheinend überfällig: Das Kamerasystem ist veraltet und die Bewegungsmelder funktionieren gar nicht mehr.
Von Sprengstoffexperten und Paartherapeuten
"Die Nerven liegen doch ziemlich blank", bemerkt dazu L'Avenir in seinem Leitartikel. Kein Tag vergeht, an dem nicht mindestens ein ganzes Stadtviertel abgeriegelt und der Minenräumdienst ausrücken muss. Die Nervosität scheint sich aber auf die Politik übertragen zu haben. Jüngstes Beispiel ist die Kontroverse zwischen CD&V und N-VA über die Soldaten in den Straßen. Die CD&V hatte ja ihre Mitglieder dazu aufgerufen, gegen die Maßnahme mobil zu machen. In diesem Fall reicht es aber wohl nicht, Sprengstoffexperten herbeizurufen.
"Charles Michel gibt den Paartherapeuten", fasst es denn auch L'Echo zusammen. Der Premierminister hat am Montag versucht, die Wogen zwischen den Koalitionspartnern zu glätten.
Der Begriff "Kamikaze-Koalition" war offensichtlich doch nicht so falsch, frotzelt Het Nieuwsblad. In dieser Regierung jagt ein Knatsch den nächsten. Es ist gewissermaßen ein "Zank-Kabinett". Die Gefahr dabei ist nicht, dass die Regierung stürzt. Nnur, wenn sich permanent weiter gekabbelt wird, dann ist das auch eine Form von Selbstzerstörung.
"Es gibt kein 'Problem Peeters'"...
Die CD&V entwickelt sich für die Regierung zu einem wirklichen Problem, glaubt Het Laatste Nieuws. Der Punkt ist: Ohne die flämischen Christdemokraten geht es nicht. Ohne die CD&V würde die Regierung fallen. Und ohne die CD&V würde auch der letzte Draht zu den Gewerkschaften gekappt. Es gibt nur einen Menschen, der den CSC-Chef Marc Leemans ins Boot holen kann, und das ist eben Kris Peeters. Der eine oder andere hat ihn deshalb auch schon den "nützlichen Idioten" der Regierung Michel genannt. Doch wer Peeters kennt, der weiß, dass der sich mit diesem wenig schmeichelhaften Titel nicht begnügen wird.
"Es gibt kein 'Problem Peeters'", sagt jedenfalls CD&V-Chef Wouter Beke in Het Belang van Limburg. Der Konflikt mit der N- VA vom Wochenende sei beigelegt.
Der neuerliche Koalitionsstreit räumt auf mit einem Dogma von Bart De Wever, analysiert La Libre Belgique. De Wever sprach ja bislang von zwei Demokratien in diesem Land, tat also so, als präsentierten sich die flämischen Mitte-Rechts-Parteien wie ein unteilbarer Block. Doch was stellt man jetzt fest? Innerhalb der Regierung ist am Ende noch die MR der wertvollste Verbündete der N-VA. Der Rauswurf der PS sorgt paradoxerweise nur dafür, dass sich die Flamen mehr untereinander streiten.
... aber vielleicht bald ein 'Problem Di Rupo'
A Propos: "PS, die Gründe einer Depression", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Die PS ist ja in den Umfragen ziemlich abgesackt. Und La Libre Belgique versucht eben zu ermitteln, wo die genauen Ursachen dafür liegen. In Le Soir will aber PS-Chef Elio Di Rupo gar nichts von Problemen wissen. "Wir sind nicht in Schwierigkeiten", sagt Di Rupo im Brustton der Überzeugung. Le Soir und La Libre Belgique sind aber gleichermaßen Stimmen zu Ohren gekommen, die darauf hindeuten, dass Elio Di Rupo als Parteichef zunehmend ins Wanken gerät. "Hinter den Kulissen beginnt sich die Di-Rupo-Frage zu stellen", schreibt Le Soir.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)