"Front zerbrochen", titelt De Morgen. "Die Gewerkschaften zerstreiten sich", schreibt La Dernière Heure. "Sozialpartner rauchen die Friedenspfeife - nur die FGTB macht nicht mit", bemerkt L'Avenir. "Da waren es nur noch acht", stellt Het Nieuwsblad fest.
Acht der zehn Sozialpartner am Verhandlungstisch sind bereit, das Abkommen, das sie mühsam erarbeitet haben, auszuführen. Wie erwartet, so schreiben die Zeitungen, sträubt sich allein die sozialistische Gewerkschaft dagegen. Die FGTB droht sogar mit neuen Protestaktionen - Streiks nicht ausgeschlossen. Der Vertragsentwurf sieht für die beiden nächsten Jahre ein magere Gehaltserhöhung von knapp einem Prozent vor. "Die Löhne auf Diät gesetzt", fasst es La Dernière Heure auf Seite eins zusammen.
Same procedure as...
Im Grunde ist alles wie immer abgelaufen, meint De Morgen: Zuerst eine große Demo, dann mehrere Streiks, im Anschluss Tarifgespräche und am Ende macht die FGTB einen Rückzieher. Wer glaubt, dass angesichts des dürftigen Verhandlungsergebnisses jetzt eine neue Protestwelle durch das Land gehen wird, der täuscht sich. Die Zeit des sozialen Widerstands ist vorbei, weil deutlich zu sehen ist, dass die Wirtschaft so gut wie still steht.
Het Belang van Limburg findet: Die sozialistische Gewerkschaft hat ein ernstes Problem. Zum wiederholten Male schafft die FGTB es nicht, einen Kompromiss einzugehen, bei dem das Allgemeinwohl über die eigenen Gewerkschaftsinteressen gestellt wird. Knackpunkt ist der von der Regierung geplante Indexsprung. Dabei ist doch das Ziel, dass diejenigen, die Arbeit haben, auf ein wenig verzichten, um die Kosten der Unternehmen zu senken. Die wiederum sollen so neue Arbeitsplätze schaffen.
Anders gesagt: Der einmalige Indexsprung ist eine solidarische Maßnahme. Genauso sieht es De Standaard: Die FGTB sollte sich umtaufen in "Allgemeine Protestgewerkschaft". Bereits zu Zeiten der Regierungen Di Rupo und Verhofstadt hat die sozialistische Gewerkschaft als einzige Abkommen der Sozialpartner abgelehnt. Offenbar kann die FGTB keine Kompromisse mehr schließen. Das findet auch Het Nieuwsblad: Die Gewerkschaft stellt sich selbst immer weiter ins Abseits. Die FGTB sollte sich langsam aber sicher überlegen, ob sie wirklich die Arbeitnehmervertretung sein will, die gegen jeden und alles ist.
L'Avenir fragt sich: War der Kampf gegen den Indexsprung die vielen Anfeindungen, Krisen und großen Streiks wert? Man darf daran zweifeln. Allerdings hat auch die Gegenseite ihre heilige Kuh erbittert verteidigt, fügt La Libre Belgique hinzu. Angesichts der Nullinflation wird der Indexsprung ohnehin auf die lange Bank geschoben. Da hätte die Regierung sich auch versöhnlicher zeigen und die umstrittene Maßnahme fürs Erste außen vor lassen können.
"5/10 - fast eine Traumnote"
Das Abkommen der Sozialpartner ist eine gute Nachricht für die föderale Koalition, titelt Le Soir. Auch die Terrorabwehr-Maßnahmen der Regierung haben das Vertrauen der Bürger gestärkt. Wie aus einer Umfrage der Zeitung hervorgeht, geben die Belgier der Regierung die Note fünf auf zehn - das beste Ergebnis seit Amtsantritt. Auch Premierminister Charles Michel konnte seine Beliebtheitswerte steigern. Er bekommt die Note 5,2 - ähnlich wie sein Vorgänger Elio Di Rupo nach drei Monaten im Amt. Nach dem holprigen Start der Schwedischen Koalition sind das fast schon Traumwerte, kommentiert das Blatt. Positiver Nebeneffekt des am Freitag erzielten Abkommens von Gewerkschaften und Arbeitgebern: Der Druck des linken Parteiflügels innerhalb der flämischen Christdemokraten dürfte erheblich nachlassen. Die CD&V, die bislang einen Fuß außerhalb der Regierung hatte, kann sich nun besser eingliedern.
Gazet van Antwerpen macht mit einer anderen Umfrage auf: 52 Prozent der Antwerpener finden, dass N-VA-Chef Bart De Wever ein guter Bürgermeister ist. Nur 40 Prozent sind nicht dieser Meinung.
Kindersoldaten für den Dschihad
Viele Blätter kommen auf die gestrigen Anti-Terror-Einsätze in Belgien zurück. Bei 22 Hausdurchsuchungen hat die Polizei vier Islamisten festgenommen. Wie Het Nieuwsblad berichtet, hatte ein verurteilter IS- Sympathisant sogar schon seine eigenen Kinder so weit radikalisiert, dass die fünf und zehn Jahre alten Söhne in Kürze in den Krieg nach Syrien ziehen sollten.
Zum Sicherheitsgipfel im Weißen Haus hat US-Präsident Barack Obama neben hochrangigen Politikern aus aller Welt auch Hans Bonte, den Bürgermeister von Vilvoorde, eingeladen. Das berichtet De Standaard auf Seite eins. Bonte soll von seinen Erfahrungen im Zusammenhang mit Syrienkämpfern berichten. Der Großteil der belgischen Islamisten, die für die Terrorgruppe IS kämpfen, stammt aus Vilvoorde.
Schnee und "Bester Bürgermeister der Welt"-Wettbewerb
Het Laatste Nieuws berichtet vom erneuten Wintereinbruch in Ostbelgien. "Bereits 40 Zentimeter Schnee und alle Skizentren offen", schreibt das Blatt auf Seite eins.
De Morgen schreibt, dass der Stadtvater von Gent, Daniël Termont, gute Chancen hat, am Dienstag den Titel "Bester Bürgermeister der Welt" zu gewinnen. Die internationale Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben. Der SP.A-Politiker Termont gilt als arbeitsam, extrem gut vernetzt, erfolgreich und dazu noch volksnah.
Illustrationsbild: Olivier Vin (belga)