"Ein bewaffneter Mann dringt in ein TV-Studio der NOS ein", titeln Het Nieuwsblad, Het Belang van Limburg und Het Laatste Nieuws fast gleichlautend. "Niederlande: Ein bewaffneter Mann unterbricht die Fernsehnachrichten", so die Schlagzeile von La Dernière Heure.
Kurz vor 20:00 Uhr fiel ein 19-Jähriger in die Studios der niederländischen Fernsehanstalt NOS ein. Er forderte, dass der Nachrichtensprecher eine Botschaft verliest. Wie unter anderem Het Laatste Nieuws berichtet, wurde der Eindringling aber in ein falsches Studio geleitet, wo zu diesem Zeitpunkt keine Sendung produziert wurde. Das Foto ist auf vielen Titelseiten zu sehen: Ein junger Mann in schwarzem Anzug und Krawatte, der eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand hält. Vor laufender Kamera konnte er wenig später noch im Studio von der Polizei überwältigt werden.
"Gemeinsam sind wir stark"
"Der König hält ein Plädoyer gegen vereinfachende Argumentationen", so die Schlagzeile von L'Echo. Viele Zeitungen gehen heute auf den gestrigen Neujahrsempfang im Palast ein. "Dabei sprachen der König und der Premierminister mit einer Stimme", stellt Le Soir auf seiner Titelseite fest. Beide betonten im Zusammenhang mit den Pariser Attentaten, dass unsere Grundrechte attackiert wurden und dass wir jetzt erst recht, ungeachtet aller Unterschiede, uns alle um dieselben gemeinsamen Werte scharen müssen.
"Gemeinsam sind wir stark", das ist nicht umsonst das Motto des Landes, bemerkt L'Avenir in seinem Leitartikel. Und gerade in diesen Zeiten sollte man sich dieses Leitmotiv vor Augen halten. Das gilt allerdings auch und vor allem für die Politiker des Landes. In den letzten Tagen ist man gleich wieder in alte Krankheiten zurückgefallen. Beispiel: Die idiotischen Aussagen von Rudy Vervoort, der höchst ungeschickt die Anti-Terror-Maßnahmen der Regierung mit Nazi-Methoden verglich. Die Polemik darum war zu einem erheblichen Teil parteipolitisch motiviert. Hier ist wieder enorm viel Energie verschwendet worden.
"Linke lässt Rechte glänzen"
Fast alle Zeitungen kommen heute noch einmal auf den ungeschickten Vergleich des Brüsseler PS-Ministerpräsidenten zurück. Für De Morgen ist der Schuss eindeutig nach hinten losgegangen. "Die linke PS lässt die rechte Regierung glänzen", analysiert das Blatt. Vervoort hat in jedem Fall nicht nur sich selbst, sondern gleich der ganzen PS in den Fuß geschossen.
Schade ist aber, dass bei allem Getöse um den Nazi-Vergleich der eigentliche Inhalt ziemlich untergegangen ist, beklagt La Dernière Heure. Ist es wirklich sinnvoll, Dschihadisten die belgische Staatsbürgerschaft abzuerkennen? Da sind Zweifel erlaubt. Das erste, was Syrienkämpfer machen, ist es doch, ihre Ausweispapiere zu verbrennen. Dahinter mag sich eine Milchmädchenrechnung verbergen: Wenn die Terroristen plötzlich keine Belgier mehr sind, dann heißt das jedenfalls nicht, dass sie plötzlich keine Anschläge mehr in Belgien verüben wollen.
Neue Anti-Terror-Ideen
La Libre Belgique und La Dernière Heure machen heute mit einem neuen Vorschlag zur Terrorbekämpfung auf: "Terrorismus zu predigen oder gutzuheißen soll mit Gefängnis bestraft werden", so die Schlagzeile. Der MR-Fraktionschef Denis Ducarme will jedenfalls schon bald einen entsprechenden Gesetzesvorschlag in der Kammer hinterlegen.
Gazet van Antwerpen stellt in diesem Zusammenhang einmal mehr die Gretchenfrage: "Freiheit oder Sicherheit?" Immer wieder haben in den letzten Tagen Datenschutz-Apostel vor einem Big Brother-Staat gewarnt. Ein bisschen seltsam ist das schon. Wenn nicht Supermärkte oder Onlineshops unsere Kaufgewohnheiten studieren oder Internet-Provider unser Surfverhalten analysieren, dann geben wir manchmal sogar selbst, etwa bei Facebook, intime Informationen bereitwillig bekannt. Ein System, das die Reisebewegungen von Menschen erfasst, soll dann aber plötzlich wieder problematisch sein. Wir sollten begreifen, dass individuelle Freiheit in Konflikt geraten kann mit kollektiver Sicherheit.
Land in Sicht...
"Ein Rahmentarif-Abkommen ist in Sicht", titelt derweil Le Soir. Offenbar sind die Verhandlungen der Sozialpartner auf der Zielgeraden. De Standaard glaubt bereits, Teile des Inhalts zu kennen: "Die Löhne sollen doch ein wenig steigen", schreibt das Blatt auf Seite eins. Demnach steht eine allgemeine Gehaltserhöhung im Privatsektor um 0,6 Prozent im Raum. Für Het Nieuwsblad haben die Gewerkschaften damit einen "symbolischen Sieg" errungen.
"Na bitte, es geht doch!", lobt De Standaard in seinem Leitartikel. Offensichtlich schaffen es die Sozialpartner also doch noch, sich zu einigen. Paradoxerweise war das unter der Mitte-Links-Regierung von Elio Di Rupo nicht gelungen. Eine mögliche Erklärung: Die FGTB wusste, dass sie nicht wie sonst üblich im Notfall mit der PS rechnen konnte. Und da gilt offensichtlich ein altes Gesetz der Aerodynamik. Flugzeuge steigen besser auf bei Gegenwind.
... oder doch kein Sozialer Frieden?
Andere warnen hingegen vor voreiliger Feierlaune. "Der Soziale Frieden ist wieder in weite Ferne gerückt", glaubt Het Laatste Nieuws. Erstens: Die FGTB will besagten Entwurf zunächst noch ihren verschiedenen Sektionen zur Prüfung vorlegen. Und es ist beileibe nicht auszuschließen, dass die Basis das Abkommen noch kippt. Und zweitens: Vor allem frankophone Arbeitnehmerverbände drohen schon wieder mit neuen Streiks.
Tatsächlich spricht Le Soir auf Seite eins von einem "Ultimatum der Bahngewerkschaften".
"Die sozialistische CGSP droht wieder mit Streik", bemerkt auch De Morgen. Die Gewerkschaft bangt um soziale Errungenschaften und fordert ein Rundtisch-Gespräch mit der zuständigen Ministerin Jacqueline Galant. Sollte dieses nicht bis zum 23. Februar stattgefunden haben, dann werde in der letzten Februarwoche gestreikt.
Bild: Robin Van Lonkhuijsen (afp)