"Gegen das Vergessen", titelt La Libre Belgique. "300 Überlebende erinnern sich", schreibt Het Nieuwsblad. Bei La Dernière Heure heißt es: "Auschwitz: Europa schwankt zwischen Andacht und Angst".
70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz- Birkenau durch sowjetische Truppen haben 300 Überlebende von den Gräueltaten der Nazis berichtet. Auch wenn die schrecklichen Ereignisse so lange zurückliegen, wir müssen weiter an den industriellen Menschenmord, an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte erinnern, mahnt La Libre Belgique. Schon bald wird es keinen Zeitzeugen dieses Horrors, dieser Barbarei, dieser Höllenfahrt, der über sechs Millionen Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle und Regimegegner zum Opfer fielen, mehr geben. Wir müssen der jüngeren Generation erklären, dass die Nationalsozialisten ein ganzes Volk auslöschen wollten. Wir müssen den jungen Menschen zeigen, wozu Menschen im Stande sind, wenn totalitärer Nationalismus vorherrscht.
L'Avenir fügt hinzu: Wir müssen dabei die Gegenwart fest im Blick haben. Denn heute nimmt antisemitische Gewalt wieder zu - auch in Belgien. Rund 40 Prozent der Juden wollen auswandern. Europa wollte Hass, Intoleranz und Fanatismus beseitigen. Doch leider müssen wir feststellen, dass die Schreckgespenster von einst wieder auftauchen… De Morgen bemerkt, dass auch die Aggressionen gegen Muslime europaweit zunehmen.
Sorge schlägt in Panik um
"Die Nerven liegen blank", titelt Het Nieuwsblad. Seit Wochenbeginn hat die Polizei vier mutmaßliche Dschihadisten festgenommen. Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat: jedes Mal Fehlalarm. Im westflämischen Harelbeke waren es drei muslimische Jugendliche, die vor dem Polizeipräsidium auf einen Freund warteten. In Laarne bei Gent wurde ein syrischer Flüchtling festgenommen und sein Haus durchsucht, weil Anwohner ihn beim Fotografieren der Dorfkirche beobachtet und ihn für einen Terroristen gehalten hatten. Die Polizeidienste im Land sind zu Recht in erhöhter Alarmbereitschaft. Doch bei vielen Bürgern verwandelt sich die nachvollziehbare Sorge derzeit in irrationale Panik. Das sollten wir vermeiden, findet das Blatt.
Die Demo der Betreiber von Restaurants, Kneipen und Cafés am Dienstag in Brüssel gegen die Einführung von automatischen Registrierkassen sorgt für Empörung. So schreibt L'Echo: Auf die Straße gehen und für den Erhalt von Schwarzarbeit sowie Steuer- und Sozialbetrug zu kämpfen, ist einfach schockierend. Jetzt fehlt nur noch ein Protestzug von Kriminellen, die Straffreiheit fordern.
"Demo der Kneipenbetreiber schockierend"
Het Belang Van Limburg meint: Die so genannte Blackbox, die automatische Registrierkasse muss auch in der Horeca-Branche eingeführt werden. Cafés und Restaurants dürfen keine Ausnahme bilden: Das Verbot von Schwarzarbeit und Betrug jeglicher Art muss auch für sie gelten. Allerdings sollten gleichzeitig Hilfsmaßnahmen ergriffen werden.
Nun ist es ja nicht so, dass der Staat in diesem Bereich tatenlos geblieben wäre, gibt Gazet Van Antwerpen zu bedenken. Die Mehrwertsteuer auf Essen wurde herabgesetzt, die Lohnnebenkosten gesenkt. Natürlich braucht es weitere Maßnahmen. Trotzdem fragt das Blatt sich: Werden sich die Café- und Restaurantbesitzer eines Tages zufrieden geben? Oder geht es ihnen in Wirklichkeit nur darum, weiter illegale Geschäfte zu betreiben? Ein jeder von uns muss sich an Recht und Ordnung halten und brav Steuern zahlen. Das sollte auch für die Horeca-Bosse gelten.
Wie L'Echo berichtet, denkt die Regierung über die Einführung von sogenannten Flexi-Jobs nach. Ziel ist es, die Lohnkosten erheblich zu senken.
Wallonische Jugendliche vertrauen der Politik nicht mehr
Erschreckende Studie bei Le Soir: Die französischsprachige Jugend ist pessimistisch. 60 Prozent der 18- bis 30-Jährigen sieht der Zukunft ängstlich entgegen. Jeder Zweite denkt, dass das Bildungswesen sie nicht ausreichend auf die Arbeitswelt vorbereitet und nur jeder Zehnte glaubt noch, dass Wahlen etwas verändern können. "Die Jugend hat den Glauben an die Politik verloren", titelt das Blatt. Die traditionellen Parteien sollten sich ernsthaft damit befassen, ansonsten entsteht der beste Nährboden für populistische Kräfte.
Der problematische Tsipras und die Misswirtschaft beim Fußballverband
De Standaard bemerkt: Griechenlands neuer Premierminister Alexis Tsipras könnte nicht nur wirtschaftlich sondern auch politisch zum Problem für die EU werden. Das wurde am Dienstag deutlich, als Tsipras eine gemeinsame Erklärung der EU-Staats- und Regierungschefs zur Gewalt in der Ostukraine und zur Rolle Russlands kritisierte. Auch das spricht Bände, so die Zeitung: Der erste Diplomat, mit dem Tsipras nach Amtsantritt zusammengekommen ist, war kein Europäer, sondern der russische Botschafter in Athen.
Het Laatste Nieuws macht mit einem vernichtenden Zeugnis für den belgischen Fußballverband auf. Obwohl 2014 ein Ausnahmejahr war und die Fußball-WM für Zusatzeinnahmen gesorgt hat, hat der Bund 200.000 Euro Verlust gemacht. Der Grund: Stümperei in der Chefetage, schreibt die Zeitung. Die Clubs sind stinksauer und drohen die Bombe im Fußballverband hochgehen zu lassen…
Bild: Alain Jocard (afp)