"Europa hält den Atem an", titelt De Standaard. "Die Griechen wollen endlich wieder selbst bestimmen dürfen", meint La Libre Belgique. "Alle Blicke auf die Griechenland-Wahl gerichtet", schreibt Le Soir.
Die Griechen sind am Sonntag zur Parlamentswahl aufgerufen. Erwartet wird ein Sieg der linksradikalen Partei Syriza. Angeführt wird die griechische Linke von Alexis Tsipras. Le Soir sieht den 40-Jährigen schon als neuen Premierminister in Athen. Mal schauen, wie er sich machen wird, schreibt das Blatt. Denn es ist einfach, Anführer der Opposition in einem Land zu sein, dessen Wirtschaft an den Sparauflagen zu ersticken droht. Auf große Worte müssen schon große Taten folgen.
Auch La Libre Belgique geht von einem Wahlsieg Tsipras' aus. Die Krise hat Griechenland an den Rand des Ruins getrieben, und die traditionellen Parteien haben ihre Glaubwürdigkeit verloren.
Syriza will den Sparkurs lockern
Die Linkspartei Syriza ist als radikal verschrien. Spitzenkandidat Tsipras erklärte am Freitag bei einer Wahlveranstaltung: "Am Montag hört die Unterdrückung der Griechen auf". Seine Partei will den drastischen Sparkurs verlassen und fordert einen Schuldenerlass. De Morgen hält fest: Die Drohkulisse, die unter anderem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker aufgebaut haben, indem sie Tsipras und seine Parteikollegen als "extremistische Gruppierung" abgetan haben, ist ein grober intellektueller Fehler und einer Demokratie unwürdig. Die Alternativen, die Syriza fordert, sind bei weitem nicht so radikal, wie die Kritiker es darstellen. Man kann natürlich mit den Ideen der Linkspartei nicht einverstanden sein. Sollte es aber zu einem Wahlsieg kommen, muss man ihren Vorstellungen Rechnung tragen - so funktioniert Demokratie nun mal, mahnt De Morgen.
L'Echo kann die Wut vieler Griechen nachvollziehen: Die Krise dauert bereits seit fünf Jahren an. Eine Million Arbeitsplätze sind in Griechenland verloren gegangen, Gehälter und Sozialleistungen sind deutlich gesunken. Verantwortlich für dieses Desaster sind in erster Linie Griechenlands eigene Politiker, aber auch der auferlegte Sanierungskurs der Gläubiger - allen voran die Europäische Union. Es wäre falsch, das Wahlergebnis der Griechen zu verurteilen, meint L'Echo. Stattdessen sollten sich beide Seiten konstruktiv zeigen. Die EU wird einen Schritt auf Tsipras zugehen müssen, der wiederum wird seinen Wählern erklären müssen, dass nicht alle Wahlversprechen eingelöst werden können. Nur wenn beide Seiten echte Verhandlungen zulassen, wird es Griechenland besser gehen und werden die Griechen das Gefühl verlieren, dass Europa gleich Verzweiflung ist.
Haushaltskontrolle: "Das wird noch lustig"
De Morgen befasst sich mit der Steuerreform und der Haushaltskontrolle, die die Föderalregierung plant. "Genug an der Sozialen Sicherheit gespart", wird der CD&V-Vorsitzende Wouter Beke auf der Titelseite zitiert. Es gebe keinen Spielraum mehr für weitere Kürzungen. Die Mehrausgaben für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen dürften nicht auf dem Rücken der sozialen Ressorts ausgetragen werden.
Het Laatste Nieuws bemerkt: Jede der vier Koalitionsparteien hat so ihre eigenen Vorstellungen. Keine neuen Steuern, sagen die einen, keine Kürzungen mehr im Öffentlichen Dienst, meinen die anderen. Alle belgischen Regierungen zusammen werden aber schätzungsweise drei Milliarden Euro aufbringen müssen, um ihre Haushalte ins Gleichgewicht zu bringen. Das wird noch lustig werden, prophezeit die Zeitung.
N-VA-Mann wirbt für Wallonie
Het Nieuwsblad kommt auf den belgischen Auftritt beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos zurück. Neben Premierminister Charles Michel hat auch der flämische Ministerpräsident Geert Bourgeois vor Unternehmern für Investitionen geworben. Das Erstaunliche: Bourgeois hat nicht für nur für Flandern die Werbetrommel gerührt, sondern auch für die Wallonie - und das in Abwesenheit seines wallonischen Kollegen Paul Magnette. "In den drei Regionen des Landes gibt es wunderbare Menschen", sagte der flämische Nationalist wörtlich. König Philippe sei aus allen Wolken gefallen und konnte seine Begeisterung kaum verbergen, berichtet das Blatt.
Gazet van Antwerpen blickt noch einmal auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank zurück, über eine Billion Euro in die Märkte zu pumpen. "Was man für 1.000 Milliarden alles kaufen kann", lautet die Schlagzeile der Zeitung. Die unglaubliche Summe entspricht drei Mal der kompletten Wirtschaftsleistung Belgiens. Damit könnte man Apple, Microsoft, das Privatvermögen von Bill Gates, Buckingham Palace, die Olympischen Winterspiele von Sotschi, die Fußball-WM in Brasilien, die neuen belgischen Kampfflugzeuge, den teuersten Fußballclub der Welt, Real Madrid, und den teuersten Fußballspieler Lionel Messi kaufen - und man hätte noch immer Geld übrig.
Mons 2015
Viele Zeitungen werfen einen Blick auf Mons, das am Samstagabend offiziell zur Kulturhauptstadt Europas wird. Le Soir schreibt: Heute steht das große, bunte Fest im Vordergrund. Viele Fragen bleiben aber offen, findet auch L'Avenir. Die Kosten sind mit 70 Millionen Euro sehr hoch, und viele Maßnahmen wurden schlichtweg an der Bevölkerung vorbei realisiert.
Bild: Angelos Tzortzinis (afp)