"Tausend Milliarden Euro, um Europas Wirtschaft zu retten", titelt La Libre Belgique. Het Nieuwsblad hat die unglaubliche Zahl mit zwölf Nullen ausgeschrieben, was die ganze Breite der Titelseite in Beschlag nimmt. Het Laatste Nieuws ist noch bildlicher: "Würde man die Tausend Milliarden in 50 Euro-Scheinen haben, könnte man die neun Kugeln des Atomiums damit komplett füllen".
"Die Europäische Zentralbank holt ihre Panzerfaust heraus", meinen unterdessen L'Echo und Le Soir.
Die EZB hat Donnerstag nach Meinung aller Zeitungen ein historisches Programm zum Kampf gegen die Wirtschaftskrise aufgelegt. Europas Zentralbank in Frankfurt will bis September kommenden Jahres monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro kaufen. Die Banken sollen das frische Geld in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher in Europa weitergeben.
Die Notenpresse läuft
Het Nieuwsblad meint: Die EZB schmeißt also die Gelddruckmaschine an. Zwar ist kein Plan perfekt, aber die Europäische Zentralbank hat getan, was sie tun musste. Notenbankchef Mario Draghi hat die Kritiker vor allem aus Deutschland teilweise damit besänftigen können, dass die mit den Anleihenkäufen verbundenen Risiken zum Großteil von den jeweiligen nationalen Notenbanken getragen werden und nicht von allen Steuerzahlern im gesamten Euro-Raum.
Gazet van Antwerpen bemerkt: Wir gehen davon aus, dass die Damen und Herren der EZB wissen, was sie tun, und nicht leichtfertig zur "Panzerfaust" gegriffen haben. Weiter tatenlos zusehen, wie sich die Wirtschaftslage in der Eurozone täglich verschlechtert, war keine Option mehr. In den USA hat der Trick mit der Gelddruckmaschine wunderbar funktioniert - warum es also nicht auch bei uns probieren?
EZB legt vor, nun sind die Euroländer gefordert
La Libre Belgique sieht das etwas kritischer: Die EZB-Schwalbe macht noch lange keinen guten Sommer. Draghi hat es selbst gesagt: Jetzt sind die Staats- und Regierungschefs an der Reihe. Nur sie können für nachhaltiges Wachstum sorgen, indem sie ihre Haushalte sanieren und die nötigen Strukturreformen in den 19 Euro-Ländern durchführen.
Het Belang van Limburg äußert ebenfalls Zweifel: Das grundlegende Problem ist das fehlende Vertrauen. Das kann die EZB mit ihrer beeindruckenden Geldspritze aber nicht wiederherstellen. Unsere Regierungschefs müssen mit sozialen und wirtschaftlichen Reformen dafür sorgen, dass wir die Folgen der immer älter werdenden Gesellschaft in den Griff bekommen und die Staatsfinanzen wieder auf ein gesundes Fundament stellen.
Genauso sieht es L'Echo: Nur Vertrauen in die europäische Wirtschaft kann uns vor Deflation schützen, nicht aber die Hunderte Milliarden Euro-Scheine, die die EZB jetzt drucken will.
Statt die klassische Gelddruckmaschine anzuwerfen hätte Le Soir es besser gefunden, wenn das Geld sofort in die Europäische Investitionsbank geflossen wäre. So hätte man sicherstellen können, dass die zusätzlichen Mittel tatsächlich den Staaten, Unternehmen und Verbrauchern zu Gute kommen und wäre weniger abhängig vom guten Willen der Finanzmärkte.
Nicht von der Angst treiben lassen
Viele Zeitungen befassen sich mit den neuen Drohungen gegen Politiker und hohe Justizbeamte in Belgien. Die erhöhte Terrorgefahr führt zum Teil zu absurden Situationen, meint Het Laatste Nieuws. So weigert sich die Polizei von Destelbergen bei Gent, den Verkehr an einer vielbefahrenen Straße vor einer Schule weiterhin zu regeln. Das Argument: Die Beamten könnten zur Zielscheibe von Attentätern werden.
Was ist absurder?, fragt die Zeitung: Dass die Polizei den Schülern in kugelsicherer Weste über die Straße hilft - oder gar nicht? Lasst und endlich wieder normal handeln, fordert auch L'Avenir, das die Absage von vielen Veranstaltungen aufgrund von echten oder vermuteten Bedrohungen kritisiert.Die Zeitung fordert: Wir dürfen uns nicht länger von der Angst vor Terroristen treiben lassen.
Nach Angaben von La Dernière Heure hatte Mehdi Nemmouche, der Hauptverdächtige des Attentats auf das Jüdische Museum in Brüssel, einen Komplizen. Dem Bericht zufolge sucht die Polizei nach einem Mann, der Nemmouche vier Tage nach der mörderischen Tat bei der Flucht aus Brüssel zum Nordbahnhof begleitet hat. Nemmouche wurde einen Tag später in einem Fernbus bei Marseille verhaftet.
"Mons zu Großem fähig"
Einen Tag vor dem offiziellen Start von "Mons Kulturhauptstadt 2015" hat sich Le Soir mit Elio Di Rupo, dem Bürgermeister der 90.000-Einwohner-Stadt, unterhalten. "Wir sind zu Großem fähig", erklärt ein optimistischer Di Rupo. Kritiker bemängeln vor allem die hohen Kosten in Krisenzeiten. Der Bürgermeister glaubt jedoch fest daran, dass sich die Investitionen auszahlen werden.
Nach Brügge, Antwerpen und Brüssel wird zum ersten Mal eine wallonische Stadt Europäische Kulturhauptstadt. In dem Interview erklärt Di Rupo ebenfalls, dass er 2018 erneut zur Bürgermeisterwahl in Mons antreten will. Der PS-Politiker steht seiner Kommune bereits seit 13 Jahren vor.
AKn - Bild: Daniel Roland (afp)