"Michel gibt nach", titelt Le Soir. "Koalition lässt Gehaltserhöhungen wieder zu", schreibt Het Nieuwsblad. Bei L'Echo heißt es: "Regierung verspricht lang ersehnte Steuerverschiebung in Kürze".
Überraschendes Angebot der Föderalregierung, um die festgefahrenen Verhandlungen mit den Gewerkschaften wieder in Gang zu bringen: Nur wenige Stunden vor dem Treffen mit den Sozialpartnern zeigt sich das Kernkabinett kompromissbereit. Den Zeitungen zufolge lässt die Regierung die Tarifautonomie unberührt - Arbeitgeber und Gewerkschaften dürfen Gehaltserhöhungen vereinbaren.
Allerdings muss der Abbau des Wettbewerbsnachteils gegenüber den Nachbarländern fortgesetzt werden. Auch am Indexsprung hält die Regierung fest. Wegen der erwarteten Nullinflation verschiebt sich die Maßnahme aber auf frühestens 2016.
In Sachen Tax-Shift lenkt die Koalition ebenfalls ein, berichtet L'Echo. Die Steuerreform, die die Gewerkschaften lautstark gefordert hatten, damit nicht nur der kleine Bürger die Last der Sparmaßnahmen zu tragen hat, soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Ziel der Steuerverschiebung ist es, die Lohnnebenkosten zu senken. Im Gegenzug würde eine wie auch immer gelagerte Vermögens- oder Kapitalertragssteuer eingeführt werden. Het Laatste Nieuws bemerkt: Das Angebot der Regierung ist durchaus lobenswert. Die Gewerkschaften haben die Latte jedoch mit ihren Maximalforderungen sehr hoch gelegt. Das deutliche Signal der Koalition sollten sie nicht verkennen.
Charlie Hebdo in Belgien
"Zeitungsläden bedroht", titelt L'Avenir. In Antwerpen und Brüssel haben mehrere Zeitschriftenhändler anonyme Drohbriefe erhalten. Darin warnen Unbekannte vor dem Verkauf des Satiremagazins Charlie Hebdo und kündigen Vergeltungsschläge an. Nach dem gestrigen Verkaufsstart in Frankreich ist das Satireblatt ab heute in Belgien zu haben. Die 40.000 Exemplare dürften aber schnell vergriffen sein. Die neue Ausgabe sorgt in der arabischen Welt für Empörung, weil in dem Heft erneut Mohammed-Karikaturen abgebildet sind. Vergangene Woche war die Pariser Charlie Hebdo-Redaktion Opfer eines mörderischen Anschlags geworden.
Im Kampf gegen radikale Gläubige will die flämische Regierung Risikogruppen wie muslimische Jugendliche in Problemvierteln besser unterstützen, berichtet De Morgen. So ist eine Beratungs-Hotline für Lehrer geplant, Sozialarbeiter sollen besser ausgebildet werden und Streetworker sollen in Zukunft Eltern von Problemkindern gezielt ansprechen. Die flämischen Ministerinnen für Inneres und Bildung, Liesbeth Homans und Hilde Crevits, wollen in Kürze einen entsprechenden Aktionsplan vorstellen.
Dialog im Kampf gegen den Terror
Le Soir hält fest: Die obersten Vertreter der verschiedenen Religionen des Landes hat Premierminister Charles Michel bereits gestern um sich versammelt. Katholiken, Juden und Muslime haben die Trennung von Staat und Kirche bekräftigt und sich zu den freiheitlich-demokratischen Werten unserer Gesellschaft bekannt. Doch was ist mit Bildung und Kultur?, fragt die Zeitung. Dabei handelt sich um zwei Schlüsselressorts zur Bekämpfung radikalen Gedankenguts. Doch weil Bildung und Kultur in Belgien Aufgabe der Teilstaaten sind, ist ein gemeinsamer Masterplan eher unwahrscheinlich. Dabei wäre er brotnötig. Le Soir ruft deshalb Gemeinschaften, Regionen und föderale Ebene auf, zusammen zu arbeiten.
De Morgen meint rückblickend auf die vergangene Woche: Tage des Terrors, der Traurigkeit und schmerzhafter Emotionen liegen hinter uns. Aber es ist auch eine Woche gewesen, in der sich Millionen Menschen zum ersten Mal seit langem zu den Grundwerten unserer Demokratie bekannt haben. Das ist die schönste Erkenntnis: Das ist nämlich das Allerletzte, was die Terroristen erreichen wollten.
Pegida jetzt auch in Belgien
Gazet Van Antwerpen schreibt, dass es jetzt auch in Flandern einen Ableger der deutschen Anti-Islam-Bewegung Pegida gibt. Für den 26. Januar haben die Veranstalter eine erste Kundgebung in Antwerpen angekündigt. Zu den Organisatoren gehört Hans Dubois, ehemals in rechten Kreisen aktiv. In der Zeitung erklärt er, dass Pegida Vlaanderen keine direkte Verbindung zur Bewegung in Deutschland hat, allerdings habe man sich von der Idee inspirieren lassen. Auch in Flandern wollen die Aktivisten gegen die "Islamisierung des Abendlandes" kämpfen.
Florierende Waffen- und Birnenexporte
"Wallonische Waffen haben sich noch nie so gut verkauft", titelt L'Echo auf Seite eins. Alleine im ersten Halbjahr 2014 haben die Waffenschmieden im Süden des Landes Ware im Gegenwert von 3,5 Milliarden Euro ausgeführt. Wichtigste Abnehmer sind Saudi Arabien, die USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.
Ebenfalls auf der Titelseite: die belgischen Birnen. Trotz des russischen Importverbots kann man die Früchte aus Belgien in den Moskauer Supermärkten kaufen. Die Obstbauern exportieren sie über die Türkei und Aserbaidschan. Außerdem konnten die Ausfuhren nach Deutschland und ins Vereinigte Königreich gesteigert werden, so dass die Birnenernte deutlich weniger katastrophal ausfallen dürfte als befürchtet.
Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA