Pleitenrekord und Absturz der wallonischen Exporte
De Morgen meldet auf der Titelseite einen neuen Pleitenrekord in Belgien. Seit Beginn des Jahres mussten über 2600 Betriebe Konkurs anmelden, davon mehr als 1000 allein im vergangenen Monat. Konkret bedeutet dies, dass täglich fast 30 Unternehmen in Belgien ihre Tätigkeit einstellen mussten. Am härtesten betroffen von diesem Negativtrend, dem rund 7000 Arbeitsplätze zum Opfer fielen, sind Flandern und insbesondere die Baubranche und das Gaststättengewerbe.
Ebenfalls im freien Fall befinden sich, wie Vers l'Avenir hervorhebt, die wallonischen Exporte, die in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um über 21% zurück gingen. Hier war es die metallverarbeitende Industrie, die am härtesten getroffen wurde. Dennoch sieht die Zeitung auch Positives, denn in Flandern und in der Bundesrepublik Deutschland war der Exportrückgang noch stärker. Im Übrigen interessieren sich nach wie vor ausländische Investoren für die Wallonie, hauptsächlich aus Schweden und den Vereinigten Staaten.
Autos verkaufen sich wie warme Brötchen
Auch La Derniere Heure wittert einen Lichtblick am dunklen Wirtschaftshorizont. Gemeint ist damit der Autoverkauf, der seit Jahresbeginn um über 12% gestiegen ist. Im vergangenen Monat sogar um 28%. Letzteres ist allerdings in erster Linie eine unmittelbare Folge des Brüsseler Autosalons, der traditionsgemäß einen starken Verkaufsanstieg mit sich bringt. Aufs ganze Jahr bezogen, rechnet man auf Landesebene mit etwa 480.000 Neuregistrierungen von Personenwagen.
Reynders im Kreuzfeuer der Kritik
Ums Auto geht es auch in einem Artikel von Het Laatste Nieuws, der sich mit dem Vorschlag von Finanzminister Reynders beschäftigt, in Belgien eine Autobahngebühr zu Verringerung des Haushaltsdefizits einzuführen. Wie die Zeitung hervorhebt, steht Reynders mit dieser Idee allerdings allein auf weiter Flur. Vor allen Dingen in Flandern will man davon nichts wissen.
Kritik erntet der liberale Finanzminister allerdings nicht nur von dieser Seite, sondern auch aus den Reihen seiner eigenen Partei. Diesbezüglich ist in Le Soir nachzulesen, dass viele MR-Mitglieder es ihrem Parteichef Reynders übel nehmen, dass er den FDF-Vorsitzenden Maingain nicht zurück gepfiffen hat, als dieser die Nicht-Ernennung von frankophonen Bürgermeistern in drei flämischen Randgemeinden Brüssels mit den Methoden zur Zeit der deutschen Besatzung verglich. Wenn Reynders nicht bald einschreitet, um den rührigen FDF-Chef endlich in seine Grenzen zu verweisen, so befürchten zahlreiche MR-Sympathisanten, könnte bei den frankophonen Liberalen schon bald die nächste Krise ausbrechen, ehe die Folgen der vergangenen verheilt sind.
BHV nervt, ist aber unumgänglich
Und damit wären wir bei der Gemeinschaftsproblematik. Die Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde geht zwar vielen Belgiern auf die Nerven, schreibt La Libre Belgique, doch wird Ex-Premierminister Dehaene in der zweiten Woche der Osterferien sein diesbezügliches Kompromisskonzept vorlegen. Kommentierend heißt es dazu, auch wenn es die Frankophonen nervt, ist es eine Tatsache, dass der Eigenständigkeitsgedanke in Flandern politisch immer mehr an Boden gewinnt und die Frankophonen folglich nicht daran natürlich ihre eigenen Interessen aus den Augen zu verlieren.
Armee-Reform tritt in die operationelle Phase
De Standaard befasst sich ausführlich mit dem Armee-Reformplan, der heute in die Phase der Ausführung tritt. Das heißt konkret, dass heute über 7.300 Berufsmilitärs ihren neuen Standort mitgeteilt bekommen. Nach Angaben von Verteidigungsminister De Crem konnte dabei den Wünschen von etwa 70% Rechnung getragen werden. Die übrigen werden sich mit einem neuen beruflichen Standort abfinden müssen, der möglicherweise über 100 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt liegt. Minister De Crem gibt diesbezüglich zu bedenken, dass Mobilität nun einmal zur militärischen Berufslaufbahn dazugehört.
Kommentierend meint dazu La Libre Belgique, zweifellos waren es die Umstände, insbesondere die schwierige Finanzlage des Staates, die den Verteidigungsminister praktisch gezwungen haben, 23 Kasernen zu schließen. Dass zahlreiche Berufsmilitärs wohl oder übel zu einem Wohnortwechsel gezwungen werden, war einfach nicht zu vermeiden. Begrüßen muss man hingegen, dass die belgische Armee, trotz knapper Finanzmittel, weiterhin an internationalen Friedensmissionen beteiligt bleibt. Man kann nur hoffen, dass in dieser Hinsicht keine nennenswerten Abstriche vorgenommen werden.