La Libre Belgique veröffentlicht ihre trimestrielle Meinungsumfrage über die Wahlabsichten der Bürger. Auf ihrer Titelseite schreibt die Zeitung: Ein enttäuschender Frühling für die MR. Die Partei ist nicht mehr die größte in Brüssel, während sie in der Wallonie von Ecolo eingeholt wird.
In ihrem Kommentar bemerkt die Zeitung: Die Umfrage zeigt aufschlussreiche Tendenzen an. Der Sturz der MR scheint unvermeidlich. Die Partei hat ein Image-Problem und ihr Erfolg schwindet. In der Wallonie kommen die Grünen ihr immer näher, während einige MR-Wähler zur Volkspartei des Anwalts Modrikamen wechseln. Wenn die MR eine Wahlniederlage vermeiden will, muss sie eine neue Strategie entwickeln. In Flandern ist die Situation besorgniserregend. Die nationalistischen Parteien NV-A, Vlaams Belang und Dedecker vereinen 40% der flämischen Wahlabsichten.
Die Zukunft der LDD
Die Liste Dedecker wählte gestern Jean-Marie Dedecker mit 80% der Stimmen erneut zu ihrem Vorsitzenden. Het Belang van Limburg findet: Das ist kein gutes Resultat. Die Liste Dedecker ist eine Ein-Personen-Partei. In diesem Kontext ist das Resultat nicht überzeugend. Alles, was die Partei an Vorschlägen und Standpunkten verteidigt, hat man vorher schon bei anderen Parteien gehört. Der einzige Unterschied liegt in der Tonart. Sie ist härter und aggressiver. Kurzfristig kann das lohnend sein, doch langfristig wahrscheinlich nicht.
Gazet Van Antwerpen bemerkt ebenfalls: Das stalinistische Ergebnis für Jean-Marie Dedecker bei der internen Präsidentschaftswahl verbirgt ein wachsendes Unbehagen. Innerhalb der Partei gibt es keine freie Meinungsäußerung. Wer kritisiert, wird einfach aus der Partei gesetzt. Vorläufig ist die Führung der LDD noch unumstritten. Doch Jean-Marie Dedecker hat nicht das ewige Leben. Er muss seine Nachfolge vorbereiten.
Die Rückkehr der Abtreibungsgegner
Le Soir widmet seinen Leitartikel der Kundgebung gegen das Abtreibungsgesetz. Die Teilnahme des Primas von Belgien, Monsignor Léonard, war alles andere als banal. Der Chef der katholischen Kirche Belgiens geht ein Risiko ein, wenn er zusammen mit leidenschaftlich erregten Pro-Life-Aktivisten, integristischen Priestern, flämisch-nationalistischen Studenten und Vlaams Belang-Sympathisanten demonstriert. Er unterstützt damit einen unversöhnlichen Diskurs, der manchmal widerlich ist. Indem er die Außerkraftsetzung eines historischen Gesetzes fordert, das das Ergebnis eines langen unkonfessionellen und feministischen Kampfes war, mischt er sich in die Politik des Staates ein. Das ist absolut untragbar.
Volvo wird chinesisch
De Standaard bringt die Schlagzeile: „Volvo in chinesischen Händen“. Ford hat die schwedische Automarke an den größten chinesischen Automobilproduzenten verkauft. Die Chinesen brauchen Technologie. Die Übernahme von Volvo ist ein wichtiger Schritt. Die Entwicklung der Modelle soll in Europa bleiben. In Gent beschäftigt Volvo mehr als 4000 Personen. Die Chinesen wollen die europäischen Fabriken erhalten und ihre Produktion in einigen Jahren verdoppeln.
Het Laatste Nieuws schreibt dazu: Vor zehn Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass niemand reagiert, wenn ein europäisches Kronjuwel von einem chinesischen Betrieb gekauft wird, und dass diese Übernahme keine Unruhe bei den Beschäftigten auslöst. China überholt in diesem Jahr Japan und wird zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht, dreimal größer als Deutschland. Das ist ein Symbol für die Verschiebung der Machtverhältnisse in der Welt.